Im Bann der Wüste
Euch dieses Geschenk überbringen! Durch die Anteilseigner« – er wedelte mit der Hand in Richtung der verschiedenen Männer und Frauen, die mittlerweile eine Gruppe gebildet hatten – »von Trygalle, die missgelauntesten, gierigsten Kreaturen, die man sich vorstellen kann, doch das tut jetzt nichts zur Sache. Schließlich sind wir hier, nicht wahr? Man soll von den Bürgern von Darujhistan nicht sagen, dass sie unempfänglich für das Außerordentliche wären, und, werter Herr, Ihr seid wirklich außerordentlich!«
Der groteske Mann trat einen Schritt vor. Plötzlich wirkte er feierlich. Seine Stimme klang sanft. »Alchemisten, Magier, Zauberer – alle haben dazu beigetragen, haben Gefäße mit einer Füllmenge angeboten, die ihrem sichtbaren Volumen Hohn spricht. Coltaine vom Krähen-Clan, und ihr alle in der Kette der Hunde, ich bringe Euch zu essen. Ich bringe euch Wasser.«
Karpolan Demesand war einer der ursprünglichen Gründer der Trygalle-Handelsgilde, ein Bürger der befestigten Stadt gleichen Namens, die im Süden der Ebene von Lamatath auf dem Kontinent Genabackis lag. Die Gilde war das Kind einer zweifelhaften Allianz zwischen einer Hand voll Magier – von denen Karpolan einer war – und den Wohltätern der Stadt – einer bunt zusammengewürfelten Gruppe von Piraten und Strandräubern im Ruhestand. Sie hatte begonnen, sich auf Expeditionen zu spezialisieren, die so gefährlich waren, dass sie jeden durchschnittlichen Händler erblassen ließen. Jede Karawane wurde von einer schwer bewaffneten Armee von Anteilseignern beschützt – Wachen, die an dem Unternehmen direkt beteiligt waren, was sicherstellte, dass sie all ihre Fähigkeiten voll und ganz zum Einsatz brachten. Fähigkeiten, die auch dringend gebraucht wurden, denn die Karawanen der Trygalle-Handelsgilde bereisten – was von Anfang an klar gewesen war – die Gewirre.
»Wir haben gewusst, dass dies eine ganz besondere Herausforderung sein würde«, sagte Karpolan Demesand mit einem glückseligen, blitzenden Lächeln, als sie in Coltaines Kommandozelt saßen. Nur die Faust und Duiker leisteten ihm Gesellschaft; alle anderen waren draußen damit beschäftigt, die lebensspendenden Vorräte der Karawane so schnell wie möglich zu verteilen. »Das widerliche Gewirr des Vermummten ist enger um euch gehüllt als das Leichentuch um eine Leiche … wenn ihr mir diesen Vergleich gestattet. Das Entscheidende ist, schnell zu fahren, für nichts und niemanden anzuhalten und dann so schnell wie menschenmöglich wieder rauszukommen. In der vordersten Kutsche sorge ich mit allen meinen magischen Talenten dafür, dass die Straße in Ordnung ist – eine Strapaze, zugegeben, aber wie bereits erwähnt, unsere Dienste sind nicht eben billig.«
»Ich kann es immer noch kaum glauben«, sagte Duiker, »dass die Bürger von Darujhistan – das immerhin fünfzehnhundert Längen von hier entfernt ist – irgendetwas von dem wissen können, was hier geschieht – und dass es sie dann auch noch kümmern soll.«
Karpolan kniff die Augen zusammen. »Oh, nun gut, ich muss zugeben, dass ich vielleicht im Eifer des Gefechts ein bisschen übertrieben habe. Ihr müsst wissen – Soldaten, die vor noch nicht allzu langer Zeit entschlossen waren, Darujhistan zu erobern, befinden sich jetzt im Krieg mit der Pannionischen Domäne, einem Reich, dessen tyrannischer Herrscher sich die Blaue Stadt gerne einverleiben würde, wenn er könnte. Dujek Einarm, einst eine Faust des Imperiums und nun von ebendiesem geächtet, ist zu einem Verbündeten geworden. Und dies wissen gewisse Personen in Darujhistan ganz genau – und sie wissen es auch zu schätzen.«
»Aber da ist noch ein bisschen mehr dran«, sagte Coltaine ruhig.
Karpolan lächelte ein zweites Mal. »Ist dieses Wasser nicht wunderbar? Kommt, ich gieße Euch noch einen Becher davon ein.«
Sie warteten und schauten zu, wie der Händler die drei Zinnbecher wieder auffüllte, die auf dem kleinen Tisch zwischen ihnen standen. Als er fertig war, seufzte Karpolan und lehnt sich in dem Plüschsessel zurück, den er aus seiner Kutsche hatte herbringen lassen. »Dujek Einarm.« So wie er den Namen aussprach, klang es halb wie ein Segen und halb gequält. »Er sendet Euch Grüße, Faust Coltaine. Unsere Niederlassung in Darujhistan ist noch klein; sie wurde erst vor kurzem eröffnet, müsst Ihr wissen. Wir machen keine Werbung für unsere Dienste. Zumindest nicht öffentlich. Offen gesagt, diese Dienste schließen
Weitere Kostenlose Bücher