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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Krähen-Clans keine Beachtung – er spähte nach Nordwesten, wo gerade die Reiter eines anderen Stammes aufgetaucht waren und immer weiter ausschwärmten. Ihre Anzahl war beängstigend, wie der Historiker feststellen musste, während sie allmählich näher kamen.
    »Die Khundryl«, sagte Duiker. »Es heißt, sie wären der mächtigste Stamm südlich des Vathar – was wir jetzt bestätigen können.«
    Hufgetrappel näherte sich rasch, und als sie sich umdrehten, sahen sie Coltaine höchstpersönlich heranreiten. Seine Miene war unbewegt, fast ruhig, als er nach Nordwesten starrte.
    Im Bereich der Nachhut war es zu ersten Kampfhandlungen gekommen – das erste Blutvergießen des Tages, wobei es sich wahrscheinlich größtenteils um wickanisches Blut gehandelt hatte. Die Flüchtlinge hatten bereits begonnen, in Richtung Süden zu drängen; sie hofften wohl, der Wunsch allein könnte ausreichen, die blockierte Talmündung zu Öffnen.
    Die Khundryl – es mussten Zehntausende sein – hatten sich in zwei separate Streitmächte aufgeteilt, eine direkt westlich von der Talmündung, die andere weiter im Norden, in der Flanke von Korbolo Doms Armee. Zwischen diesen beiden gewaltigen Heerhaufen befand sich eine kleine Gruppe von Kriegshäuptlingen, die jetzt genau auf die Anhöhe zugeritten kamen, auf der sich Duiker, List und Coltaine befanden.
    »Es sieht so aus, als wollten die Euch zum Zweikampf herausfordern, Faust«, sagte Duiker. »Wir sollten lieber zurückreiten.«
    »Nein.«
    Der Historiker schaute sich um. Coltaine hatte seine Lanze aufgerichtet und rückte den runden, mit schwarzen Federn besetzten Schild an seinem linken Unterarm zurecht.
    »Verdammt, Faust – das ist doch Wahnsinn!«
    »Hütet Eure Zunge, Historiker«, sagte der Wickaner gereizt.
    Duikers Blick fiel auf das kleine Stück silberne Kette, das am Hals der Faust zu erkennen war. »Was auch immer das für ein Geschenk ist, das Ihr da tragt, es wird nur einmal wirken. Was Ihr jetzt tut, ist das, was ein Kriegshäuptling der Wickaner tun würde, nicht eine Faust des Imperiums.«
    Bei diesen Worten wirbelte Coltaine blitzschnell herum, und im nächsten Augenblick spürte der Historiker die mit Widerhaken versehene Lanzenspitze an seiner Kehle.
    »Und selbst wenn es so ist«, sagte der Wickaner mit rauer Stimme, »darf ich dann nicht wenigstens so sterben, wie ich es mir wünsche? Ihr glaubt, ich werde dieses verfluchte Spielzeug benutzen?« Er ließ kurz den Schild los und riss sich mit der Linken die Kette vom Hals. »Tragt Ihr es, Historiker. All das, was wir getan haben, nützt der Welt wenig, so lange die Geschichte nicht erzählt wird. Der Vermummte hole Dujek Einarm! Der Vermummte hole die Imperatrix!« Er warf dem Historiker das Fläschchen zu, und es landete unfehlbar in Duikers rechter Hand. Als er die Finger darum schloss, spürte er die fein gearbeitete Kette in seiner schwieligen Handfläche. Die Lanzenspitze an seiner Kehle hatte sich die ganze Zeit nicht einen Fingerbreit bewegt.
    Ihre Blicke trafen sich.
    »Entschuldigt, wenn ich mich einmische, Faust, Historiker«, sagte List. »Aber mir scheint, als ginge es hier nicht um eine Aufforderung zum Zweikampf. Wenn Ihr bitte beide einmal herschauen würdet …«
    Coltaine zog die Waffe zurück und drehte sich um.
    Keine dreißig Schritte entfernt hatten sich die Kriegshäuptlinge der Khundryl in einer Reihe aufgestellt und warteten. Sie trugen Leder, Felle und Fetische, und darunter eine merkwürdige gräuliche Rüstung, die fast so aussah, als wäre sie aus der Haut von Reptilien gemacht. Lange Schnurrbarte, geknotete Bärte und mit hineingeflochtenen Eisendornen gespickte Zöpfe – alle pechschwarz –, verbargen den größten Teil ihrer Gesichtszüge; das bisschen, was noch zu sehen war, war von der Sonne gebräunt und hager.
    Einer ließ sein Pferd ein paar Schritte vorwärts treten und sagte in gebrochenem Malazanisch: »Schwarzschwinge! Wie glaubst du diesen Tag die Vorzeichen?«
    Coltaine drehte sich im Sattel um und musterte die Staubwolken, die jetzt im Norden wie im Süden hingen. »Ich würde nicht auf uns wetten«, sagte er, während er sich wieder zurücksinken ließ.
    »Wir haben lange auf diesen Tag gewartet«, sagte der Kriegshäuptling. Er stellte sich in den Steigbügeln auf und deutete auf die Hügel im Süden. »Auch die Tregyn und die Bhilard haben auf diesen Tag gewartet.« Er deutete nach Norden. »Und die Can’eld und die Semk und sogar die Tithansi – was noch

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