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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Aktivitäten mit ein, die gelegentlich geheimer Natur sind. Wir handeln nicht nur mit materiellen Gütern, sondern auch mit Informationen; wir liefern Geschenke, Menschen … und andere Kreaturen.«
    »Dujek Einarm hat Euch auf diese Mission geschickt«, sagte Duiker.
    Karpolan nickte. »Mit der finanziellen Unterstützung eines geheimen Zirkels in Darujhistan, ja. Und dies waren seine Worte: ›Die Imperatrix darf solche Anführer wie Coltaine vom Krähen-Clan nicht verlieren.‹« Der Händler grinste. »Das ist schon außergewöhnlich für einen Ausgestoßenen, dem zu Hause die Todesstrafe droht, meint Ihr nicht auch?« Er beugte sich vor und streckte eine Hand aus, die Handfläche nach oben gedreht. Etwas nahm schimmernd darauf Gestalt an, ein kleines, längliches Fläschchen aus rauchgrauem Glas an einer silbernen Kette. »Dieses Geschenk wurde von einem beunruhigend geheimnisvollen Magier unter den Brückenverbrennern hergestellt.« Er streckte es Coltaine entgegen. »Für Euch. Tragt es. Immer, Faust.«
    Der Wickaner starrte den Händler finster an und machte nicht die geringsten Anstalten, das Fläschchen anzunehmen.
    Karpolans Lächeln wurde versonnen. »Dujek ist bereit, in dieser Sache die Rangordnung zu bemühen, mein Freund …«
    »Ein Ausgestoßener, der auf seinen Rang pocht?«
    »Ah, nun ja, ich muss zugeben, dass ich ihm die gleiche Frage gestellt habe. Seine Antwort lautete folgendermaßen: ›Unterschätzt niemals die Imperatrix.‹«
    Stille senkte sich auf das Zelt herab, als ihnen die Bedeutung dieser Worte langsam bewusst wurde. Er sitzt in einem Krieg gegen einen ganzen Kontinent fest … stolpert dabei über eine noch größere Bedrohung – die Pannionische Domäne … soll das Imperium allein für ein ihm feindlich gesinntes Land kämpfen? Aber … wie kann man aus Feinden Verbündete machen, wie sie mit einem Minimum an Ärger und Misstrauen gegen eine größere Bedrohung einen? Erkläre die Besatzungsarmee zu Ausgestoßenen, sodass sie ›gar keine andere Chance‹ haben, als aus Laseens Schatten zu treten. Dujek, der stets loyale Dujek; selbst der unselige Plan, die Letzten der Alten Garde zu töten – Tayschrenns dumme und irregeleitete Idee – hat nicht ausgereicht, ihn sich abwenden zu lassen. Dann hat er jetzt also Verbündete  – jene, die einst seine Feinde waren – vielleicht sogar Caladan Bruth und Anomander Rake höchstpersönlich … Duiker drehte sich zu Coltaine um und sah das gleiche Wissen in seinem von den Strapazen gezeichneten, ernsten Gesicht.
    Der Wickaner streckte einen Arm aus und nahm das Geschenk an.
    »Die Imperatrix darf Euch nicht verlieren, Faust. Tragt es, mein Herr. Immer. Und wenn die Zeit kommt, zerbrecht es – gegen Eure eigene Brust. Selbst wenn es das Letzte ist, was Ihr tut, obwohl ich vorschlagen würde, dass Ihr nicht so lange warten solltet. Das waren die hastig hervorgestoßenen Instruktionen, die mir der Schöpfer dieses Geschenks gegeben hat.« Karpolan grinste bereits wieder. »Was für ein Mann, dieser Schöpfer! Ein Dutzend Aufgestiegene würden nur zu gern seinen Kopf auf einer Platte serviert sehen, seine Augen ausgestochen, seine Zunge aufgespießt und mit Paprika geröstet, seine Ohren gegrillt – «
    »Ihr habt Eure Ansicht deutlich kundgetan«, unterbrach ihn Duiker.
    Coltaine legte sich die Kette um den Hals und schob das Fläschchen unter sein Wildlederhemd.
    »Wenn die Morgendämmerung anbricht, erwartet euch eine schreckliche Schlacht«, sagte Karpolan nach einer Weile. »Ich kann nicht bleiben, will auch nicht bleiben. Obwohl ich ein Magier höchster Ordnung und ein skrupelloser, gerissener Kaufmann bin, muss ich doch zugeben, dass ich eine sentimentale Ader besitze, meine Herren. Ich will nicht Zeuge dieser Tragödie werden. Darüber hinaus müssen wir noch eine weitere Lieferung an ihren Empfänger überbringen, bevor wir die Rückreise antreten können, und besagte Lieferung wird alle meine Fähigkeiten erfordern, ja, wird sie vielleicht sogar völlig erschöpfen.«
    »Ich habe noch nie von Eurer Gilde gehört, Karpolan«, sagte Duiker, »aber eines Tages würde ich gern mehr von Euren Abenteuern erfahren.«
    »Vielleicht wird sich die Möglichkeit irgendwann einmal ergeben, Historiker. Was den Augenblick betrifft, so kann ich hören, wie meine Anteilseigner sich versammeln, und ich muss mich darum kümmern, die Pferde wiederzubeleben und im Zaum zu halten – obwohl ich zugeben muss, dass sie in gewisser Weise nach

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