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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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entsetzlichen Ereignissen zu dürsten scheinen. Na, da besteht kein allzu großer Unterschied zu uns, was?« Er stand auf.
    »Meinen Dank an Euch und Eure Anteilseigner«, knurrte Coltaine.
    »Soll ich Dujek Einarm etwas von Euch ausrichten, Faust?«
    Die Antwort des Wickaners versetzte dem überraschten Duiker einen Stich; sie erweckte in ihm einen fürchterlichen Verdacht, der noch lange an ihm nagen sollte.
    »Nein.«
    Karpolans Augen weiteten sich einen winzigen Augenblick lang, dann nickte er. »Wir müssen leider gehen. Mögen Eure Feinde teuer bezahlen, wenn der Morgen kommt, Faust.«
    »Das werden sie.«
     
    Die unvermutete Gabe konnte keine vollständige Verjüngung bewirken, doch die Armee, die sich mit der Morgendämmerung erhob, zeigte sich so gelassen und bereit, wie Duiker es seit dem Gelor-Kamm nicht mehr erlebt hatte.
    Die Flüchtlinge blieben dicht gedrängt in einer Senke direkt nördlich der Mündung des Tals zurück. Der Wiesel- und der Tollhund-Clan bewachten ihre Schützlinge; sie bezogen entlang einer Anhöhe, die den versammelten Streitkräften Korbolo Doms genau gegenüber lag, Position. Jedem einzelnen wickanischen Reiterkrieger standen mehr als dreißig Rebellen gegenüber, und es war gleichermaßen offensichtlich wie unausweichlich, welches Ergebnis der bevorstehende Zusammenstoß haben würde. Auch den eng zusammengedrängten Flüchtlingen wurde dies mit brutaler Deutlichkeit klar; voll panischer Angst, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung begannen sie zu jammern und zu weinen, und ihr Wehklagen erfüllte die staubgeschwängerte Luft über ihnen.
    Coltaine hatte vor, rasch durch die Reihen der Stammeskrieger hindurchzustoßen, die die Mündung des Tals blockierten; deshalb zog er die Krieger seines Krähen-Clans und die meisten noch kampffähigen Soldaten der Siebten an der Spitze zusammen. Ein schneller Durchbruch, der die Feinde förmlich hinwegfegen würde, war die einzige Hoffnung für die Clans, die die Nachhut bildeten – und damit auch für die Flüchtlinge selbst.
    Duiker hockte auf seiner ausgemergelten Stute; sie standen auf einer leichten Anhöhe ein Stück östlich des Hauptpfades. Von hier aus konnte er die beiden wickanischen Clans im Norden gerade eben noch sehen. Korbolo Doms Armee befand sich außerhalb seiner Sichtweite irgendwo dahinter.
    Die Kutschen der Trygalle-Handelsgilde waren noch bei Dunkelheit verschwunden; wenige Minuten bevor ein fahler Streifen am östlichen Horizont das Erwachen des Tages verkündet hatte, waren sie aufgebrochen.
    Korporal List kam herangeritten, zügelte neben dem Historiker sein Pferd. »Ein wunderschöner Morgen, Herr!«, sagte er. »Die Jahreszeit wechselt – Veränderungen liegen in der Luft – könnt Ihr es spüren?«
    Duiker musterte den jungen Mann nachdenklich. »Jemand, der so jung ist wie du, sollte an einem solchen Tag nicht so fröhlich sein, Korporal.«
    »Und jemand, der so alt ist wie Ihr, nicht so mürrisch, Herr.«
    »Der Vermummte soll dich verfluchen, du verdammter Emporkömmling. Ist das der Dank dafür, dass ich immer so vertraulich mit dir umgegangen bin?«
    List grinste, was Antwort genug war.
    Duiker kniff die Augen zusammen. »Und was hat dir dein Jaghut-Geist zugeflüstert, List?«
    »Etwas, das er selbst nie gehabt hat, Historiker … Hoffnung.«
    »Hoffnung? Wie … worauf? Taucht etwa Pormqual endlich auf?«
    »Davon weiß ich nichts, Herr. Glaubt Ihr denn, dass das möglich ist?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Ich auch nicht, Herr.«
    »Wovon bei Feners haarigen Eiern redest du dann, List?«
    »Ich bin mir nicht sicher, Herr. Ich bin nur aufgewacht und hatte so ein Gefühl, als ob …« Er zuckte die Schultern. »So ein Gefühl, als wären wir gerade gesegnet worden, von den Göttern berührt oder irgend so was …«
    »Das ist gewiss nicht die schlechteste Art, unsere letzte Morgendämmerung zu begrüßen«, murmelte Duiker seufzend.
    Die Stämme der Tregyn und Bhilard waren noch mit ihren Vorbereitungen beschäftigt, doch die gellenden Hornsignale, die plötzlich aus den Reihen der Siebten erklangen, machten deutlich, dass Coltaine keinesfalls vorhatte, aus Höflichkeit zu warten, bis die Stammeskrieger so weit waren. Die Lanzenreiter des Krähen-Clans und die berittenen Bogenschützen preschten vorwärts, den sanften Hang des östlichen Hügels hinauf und den Bhilard entgegen.
    »Historiker!«
    Etwas im Klang von Lists Stimme ließ Duiker herumwirbeln. Der Korporal schenkte dem Vorrücken des

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