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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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mit dem Rücken zur jetzt wieder geschlossenen Tür. Crokus hatte einen zusammengekrümmten Iskaral Pustl mit ins Innere gezerrt, und der Hohepriester hob jetzt den Kopf, schaute sich ungläubig blinzelnd um.
    »Was ist mit den Hunden, Iskaral Pustl?« Fiedlers Stimme klang krächzend.
    »Sie sind entkommen! Und obwohl sie betrogen wurden, haben sie ihre Macht gegen den Vielwandler eingesetzt!« Er machte eine Pause, schnüffelte in der abgestandenen Luft herum. »Könnt ihr es riechen? Tremorlor ist überaus zufrieden – der Vielwandler ist verschlungen worden.«
    »Der Verrat könnte rein instinktiv begangen worden sein, Hohepriester«, sagte Apsalar. »Fünf Aufgestiegene im Hof des Hauses  – das große Risiko für Tremorlor selbst, wenn man bedenkt, dass Schatten selbst einen Hang zum Verrat hat – «
    »Das ist eine Lüge! Wir haben ehrlich gespielt!«
    »Es gibt für alles ein erstes Mal«, murmelte Crokus. Er schaute zu Fiedler hinüber. »Bin ich froh, dass die Tür sich für dich geöffnet hat, Fiedler.«
    Der Sappeur zuckte zusammen, blickte sich suchend im Raum um. »Hat sie nicht, mein Junge. Moby hat die Tür geöffnet und mir nebenbei den Arm zerkratzt – wo ist der verdammte Zwerg bloß? Er muss hier irgendwo sein – «
    »Du sitzt auf einer Leiche«, bemerkte Apsalars Vater.
    Fiedler schaute nach unten und stellte fest, dass er in einem Haufen Knochen und verrotteter Kleidung saß. Er fluchte und rutschte ein Stück zur Seite.
    »Ich kann ihn nirgends entdecken«, sagte Crokus. »Bist du sicher, dass er mit reingekommen ist, Fiedler?«
    »Ja, ganz sicher.«
    »Dann muss er tiefer ins Haus vorgedrungen sein – «
    »Er sucht das Tor!«, kreischte Iskaral Pustl. »Den Pfad der Hände!«
    »Moby ist ein Hausdä – «
    »Noch mehr Lügen! Der widerliche Bhok’aral ist ein Wechselgänger, du verdammter Narr!«
    »Immer mit der Ruhe. Es gibt hier kein Tor, das einem Gestaltwandler irgendetwas bieten könnte«, sagte Apsalar. Sie stand langsam auf, den Blick auf den vertrockneten Leichnam hinter Fiedler gerichtet. »Das muss der Hüter gewesen sein; jedes Azath-Haus hat einen Wächter. Ich habe immer geglaubt, sie wären unsterblich …« Sie machte einen Schritt, trat gegen die Knochen und gab ein abfälliges Geräusch von sich. »Das war kein Mensch. Die Gliedmaßen sind zu lang – und schaut euch diese Gelenke an. Und wie viele es sind. Dieses Ding konnte sich in jede Richtung bücken.«
    Mappo hob den Kopf. »Ein Forkrul Assail.«
    »Also ein Mitglied der Älteren Rasse, über die wir am wenigsten wissen. Ich habe gehört, in den Legenden im Reich der Sieben Städte werden sie noch nicht einmal erwähnt …« Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Raum, in dem sie sich befanden.
    Am hinteren Ende gab es einen Durchgang zu einer T-förmigen Kreuzung; genau gegenüber dem Durchgang war eine Doppeltür.
    »Die Einteilung ist beinahe identisch«, flüsterte Apsalar.
    »Womit?«, wollte Crokus wissen.
    »Mit dem Totenhaus in Malaz.«
    Das Geräusch von nackten Füßen, die auf Steinfliesen patschten, näherte sich der Kreuzung, und einen Augenblick später hüpfte Moby in ihr Blickfeld. Die Kreatur flatterte auf und sprang in die Arme des jungen Daru.
    »Er zittert«, sagte Crokus und umarmte den Hausdämon.
    »Oh, großartig«, murmelte Fiedler.
    »Der Jhag«, zischte Iskaral Pustl, der ein paar Schritte von Mappo und Icarium entfernt am Boden kniete. »Ich habe gesehen, wie Ihr ihn in Euren Armen zermalmt habt – ist er tot?«
    Der Trell schüttelte den Kopf. »Nur bewusstlos. Ich glaube, dass er so schnell nicht aufwachen wird – «
    »Dann soll der Azath ihn sich holen! Jetzt sofort! Wir sind im Innern von Tremorlor. Wir brauchen ihn nicht mehr!«
    »Nein.«
    »Narr!«
    Irgendwo draußen erklang eine Glocke. Alle starrten einander ungläubig an.
    »Haben wir das wirklich gerade eben gehört?«, wunderte sich Fiedler. »Die Glocke eines Kaufmanns?«
    »Wieso Kaufmann?«, fragte Pustl brummig, während seine Blicke misstrauisch hierhin und dorthin huschten.
    Crokus jedoch nickte. »Die Glocke eines Kaufmanns. Bei uns in Darujhistan klingt es genauso …«
    Der Sappeur ging zur Tür. Von innen ließ sich der Riegel leicht bewegen, und er machte die Tür auf.
    Dünne Streifen ineinander verschlungener Wurzeln wuchsen jetzt auf dem Hof, ragten in einem Durcheinander von Winkeln und Ebenen weit über das Haus hinaus. Überall dampfte aufgeworfene Erde. Direkt vor dem Torbogen warteten drei

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