Im Bann der Wüste
beteiligen? Nie und nimmer, Salk Elan.«
»Erspart mir Eure Heuchelei«, erwiderte sein Gegenüber höhnisch.
»Was für eine Magie hält das Schiff gefangen?«
Salk Elans Augen weiteten sich unwillkürlich. Dann schüttelte er den Kopf. »Das herauszufinden übersteigt meine Fähigkeiten, Kalam, und beim Vermummten, ich hab’s versucht. Ich habe jeden Zoll von Pormquals Diebesbeute untersucht – und nichts gefunden.«
»Was ist mit dem Schiff selbst?«
»Nichts; zumindest konnte ich nichts feststellen. Seht, Kalam, wir werden von jemandem verfolgt, der sich eines Gewirrs bedient. Das vermute ich zumindest. Jemand, der sicherstellen will, dass unsere Fracht ihr Ziel erreicht. Es ist nur eine Theorie, aber mehr habe ich nicht. Und somit, mein Freund, sind nun alle meine Geheimnisse enthüllt.«
Kalam schwieg längere Zeit. Schließlich schüttelte er sich. »Ich habe Kontakte in Malaz – eine unerwartete Zusammenkunft, die weit früher stattfinden wird als geplant. So sieht’s aus.«
»Kontakte? Hervorragend, wir werden sie brauchen. Und wo trefft Ihr Euch mit Euren Kontakten?«
»In Malaz gibt es ein schwarzes, ein tiefschwarzes Herz. Ein Ding, das kein Bewohner der Stadt absichtlich erwähnen würde, sondern das er stattdessen bewusst nicht beachtet – wenn alles gut geht, werden wir dort auf unsere Verbündeten warten.«
»Lasst mich raten: Es handelt sich um die berüchtigte Schänke namens Smileys, die einst einem Mann gehört hat, der dann eines Tages Imperator geworden ist – die Matrosen haben mir erzählt, das Essen wäre dort ziemlich schrecklich.«
Kalam starrte den Mann verwundert an. Nur der Vermummte allein weiß, ob dieser Kerl atemberaubend boshaft ist oder – oder was, beim Abgrund? »Nein, es handelt sich um einen Ort, der den Namen Totenhaus trägt. Und wir werden uns auch nicht in seinem Innern treffen, sondern am Tor – wobei Ihr, wenn Ihr wollt, herzlich dazu eingeladen seid, den Hof zu erkunden.«
Elan legte beide Hände auf die Reling und starrte blinzelnd zu den trüben Lichtern von Malaz hinüber. »Da ich annehme, dass wir ziemlich lange auf Eure Freunde warten werden, sollte ich das vielleicht tun … vielleicht sollte ich es wirklich tun.«
Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass er Kalams bissiges Grinsen bemerkte.
Iskaral Pustl packte den Riegel mit beiden Händen, stemmte die Füße gegen die Tür und zerrte wild, wobei er vor Entsetzen pausenlos vor sich hin schnatterte. Doch auch seine Bemühungen blieben fruchtlos. Brummend trat Mappo über Icarium hinweg, der am Fuß von Tremorlors Eingang lag, und zog den Priester von der unnachgiebigen Barriere fort.
Fiedler hörte, wie der Trell an dem Riegel zerrte, doch seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Schwärm Blutfliegen. Tremorlor widersetzte sich den Insekten, dennoch kamen sie unerbittlich näher. Blind stand an der Seite des Sappeurs, den Kopf erhoben, die Nackenhaare gesträubt. Die vier übrigen Hunde waren inzwischen wieder auf dem Pfad aufgetaucht und rasten jetzt auf das von Reben umrankte Tor zu. Der Schatten des Vielwandlers floss wie schwarzes Wasser über sie hinweg.
»Die Tür öffnet sich entweder auf eine Berührung hin, oder überhaupt nicht«, sagte Apsalar mit überraschend ruhiger Stimme. »Also tretet zur Seite, damit wir es alle einmal versuchen können.«
»Icarium bewegt sich!«, schrie Crokus.
»Es ist die Bedrohung«, antwortete der Trell. »Oh, ihr Götter hienieden, bitte nicht hier, nicht jetzt!«
»Einen besseren Zeitpunkt könnte es gar nicht geben!«, kreischte Iskaral Pustl.
Apsalar meldete sich erneut zu Wort. »Crokus, du bist – außer Fiedler – der Einzige, der es noch nicht versucht hat. Komm her, schnell!«
Die Stille, die auf ihre Worte folgte, sagte Fiedler alles, was er wissen musste. Er riskierte einen schnellen Blick über die Schulter, dorthin, wo Mappo über Icarium kauerte. »Weckt ihn auf«, sagte er, »oder es ist alles vorbei.«
Der Trell hob den Kopf, und Fiedler sah den Ausdruck qualvoller Unschlüssigkeit in seinem Gesicht. »So nahe bei Tremorlor … das Risiko, Fiedler …«
»Was – «
Doch er kam nicht weiter.
Der Körper des Jhag zuckte in die Höhe, als ob ihn der Blitz getroffen hätte. Ein hohes Heulen ging von ihm aus, das die anderen ins Taumeln geraten ließ. Icariums Kopfwunde begann wieder zu bluten, und noch während er sich bemühte, die Augen zu öffnen, sprang er auch schon auf. Das uralte, einschneidige Langschwert glitt aus der
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