Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Schwert sie zurückgeholt, nachdem der Vermummte mit ihr fertig war, und sie hierher gebracht.«
    »Bevor er den Eid gebrochen hat, den er dem Vermummten geschworen hatte – «
    »Ja, bevor Dassem den Gott verflucht hat, dem er einst gedient hatte.«
    »Das ist etliche Jahre her, Apsalar«, sagte Fiedler.
    »Ich weiß.«
    Sie schwiegen, musterten die zerbrechliche junge Frau, die am Fuß der Wendeltreppe lag. Mappo verlagerte Icariums Gewicht in seinen Armen, als wäre ihm die Ähnlichkeit der Situation unbehaglich, obwohl jedem klar war, dass er mit seiner Last nicht das Gleiche tun würde, was Dassem Ultor getan hatte.
    Apsalar richtete sich auf und ließ den Blick die Wendeltreppe hinaufschweifen. »Wenn Tanzers Erinnerungen wahr sind, dann wartet dort oben das Portal auf uns.«
    Fiedler drehte sich zu den anderen um. »Was ist, Mappo? Werdet Ihr uns begleiten?«
    »Ja, wenn auch vielleicht nicht den ganzen Weg – ich nehme an, es gibt eine Möglichkeit, das Gewirr zu verlassen, wenn man will …«
    »Das ist eine ziemlich kühne Annahme«, sagte der Sappeur.
    Der Trell zuckte lediglich die Schultern.
    »Und Ihr, Iskaral Pustl?«
    »Oh ja, natürlich, natürlich! Warum nicht, warum auch nicht? Soll ich wieder durch das Labyrinth hinausgehen? Das wäre Wahnsinn! Und Iskaral Pustl ist alles andere als wahnsinnig, wie ihr alle nur zu gut wisst. Ja, ich werde euch begleiten … und füge im Stillen nur für mich hinzu: Vielleicht ergibt sich eine Möglichkeit, Verrat zu üben!
    Wen verraten? Spielt das denn eine Rolle? Es ist nicht das Ziel, das den Genuss bringt, sondern der Weg, auf den man sich begeben muss, um es zu erreichen!«
    Fiedler fing einen scharfen Blick von Crokus auf. »Behalt ihn im Auge«, sagte der Sappeur.
    »Mach ich.«
    Dann warf der Sappeur Moby einen Blick zu. Der Hausdämon hockte beim Eingang und spielte stumm mit seinem Schwanz. »Wie sagt man einem Bhok’aral auf Wiedersehen?«
    »Mit einem Tritt in den Hintern, wie sonst?«, schlug Pustl vor.
    »Habt Ihr Lust, es bei dem da zu versuchen?«, fragte Fiedler.
    Der Hohepriester zog ein finsteres Gesicht, rührte sich jedoch nicht von der Stelle.
    »Er war mit da draußen, als wir durch das Labyrinth gegangen sind, stimmt’s?«, sagte Crokus, während er langsam auf die kleine, verhutzelte Kreatur zuging. »Erinnert ihr euch an die Kämpfe, die wir nicht sehen konnten? Er hat uns beschützt – die ganze Zeit!«
    »Ja«, sagte der Sappeur.
    »Er hatte Hintergedanken!«, zischte Pustl.
    »Und wenn schon.«
    »Oh, ihr Götter, er wird furchtbar einsam sein!« Crokus nahm den Bhok’aral in die Arme. Der junge Bursche schämte sich der Tränen nicht, die ihm in die Augen traten.
    Blinzelnd wandte Fiedler sich ab. Er musterte die Wendeltreppe und zog eine Grimasse. »Es wird nicht besser, wenn du es in die Länge ziehst, Crokus«, sagte er.
    »Ich finde eine Möglichkeit, dich zu besuchen«, flüsterte der Daru.
    »Schau ihn dir doch mal genau an, Crokus«, sagte Apsalar. »Er sieht richtig zufrieden aus. Und was das Alleinsein betrifft – woher willst du das wissen? Es gibt noch andere Häuser, andere Wächter …«
    Der junge Daru nickte. Langsam setzte er den Hausdämon wieder auf den Boden. »Wenn du Glück hast, steht hier kein Geschirr herum«, sagte er.
    »Was?«
    Crokus lächelte. »Moby hatte immer Pech mit Geschirr – oder sollte ich es andersrum sagen?« Er legte der Kreatur noch einmal die Hand auf den kahlen Schädel und stand dann auf. »Gehen wir.«
    Der Bhok’aral blicke der Gruppe nach, wie sie die Wendeltreppe hinaufstiegen. Einen Augenblick später zuckte von oben ein Mitternachtsblitz herab – dann waren sie verschwunden. Die Kreatur lauschte aufmerksam, legte den kleinen Kopf schief, doch es war kein Geräusch mehr von oben zu vernehmen.
    Moby saß ein paar Minuten unbeweglich da und zupfte müßig an seinem Schwanz herum; dann drehte er sich um und hüpfte in den Korridor, wo er vor der Rüstung Halt machte.
    Der schwere, geschlossene Helm neigte sich mit einem Knirschen nach vorn, und eine raue Stimme erklang aus seinem Innern. »Ich bin hocherfreut, dass meine Einsamkeit ein Ende hat, mein Kleiner. Tremorlor heißt dich von ganzem Herzen willkommen – auch wenn du da im Vorraum eine kleine Sauerei gemacht hast.«
     
    Staub und Steinchen wirbelten auf, prasselten gegen Duikers Schild, als der wickanische Reiterkrieger auf den Boden prallte und ein Stück weiterrollte. Direkt vor den Füßen des Historikers blieb er

Weitere Kostenlose Bücher