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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Scheide – so schnell, dass es nur ein schimmernder, verschwommener Fleck war.
    Die Hunde und der Insektenschwarm, der eigentlich ein Vielwandler war, erreichten gleichzeitig den Hof. Der Boden brach auf, die knorrigen Bäume barsten, und wirre Netze aus Wurzeln und Zweigen griffen wie schwarze Segel zum Himmel hinauf, blähten sich auf und breiteten sich immer weiter aus. Andere Wurzeln griffen zuckend nach den Hunden, die um sich schnappten und jaulten. Blind war schon längst nicht mehr an Fiedlers Seite, sondern bei ihren Artgenossen.
    Trotz des Chaos’ um ihn herum musste Fiedler innerlich grinsen. Nicht nur Schattenthron versteht sich darauf, Abmachungen zu brechen – wie sollte ein Azath auch den Schattenhunden widerstehen können?
    Eine Hand packte ihn an der Schulter.
    »Der Riegel!«, zischte Apsalar. »Versuch, ob du die Tür aufbekommst, Fiedler!«
    Der Vielwandler warf sich gegen Tremorlors letzte, verzweifelt aufrechterhaltene Verteidigungslinie. Holz barst.
    Der Sappeur wurde von einem Paar Händen auf die Tür zugeschoben, dabei erhaschte er einen Blick auf Mappo. Der Trell hatte die Arme um Icarium geschlungen, der noch immer nicht richtig bei Bewusstsein war, und versuchte den Jhag zurückzuhalten, selbst als das Heulen immer lauter wurde und etwas Überwältigendes, unerbittlich Mächtiges zu sprießen begann. Diese Macht schleuderte Fiedler gegen das dunkle, feuchte Holz der Tür und hielt ihn dort mühelos fest, flüsterte ihm ein Versprechen zu, sie alle zu vernichten. Fiedler versuchte, seine Arme nach dem Riegel auszustrecken, setzte jeden Muskel ein, um diese einfache Aufgabe zu vollbringen.
    In der hintersten Ecke des Hofes heulten die Hunde; es war ein triumphierendes, empörtes Geheul, in das sich Furcht mischte, als Icariums Wut alles andere verschluckte. Fiedler spürte, wie das Holz zitterte, und er spürte auch, dass sich dieses Zittern im ganzen Haus ausbreitete.
    Sein eigener Schweiß vermischte sich mit den Absonderungen Tremorlors, als der Sappeur noch einmal all seine Kraft einsetzte – er wollte den Erfolg, wollte es schaffen, seinen Arm zu bewegen, eine Hand um den Riegel zu legen.
    Er scheiterte.
    Hinter ihm war ein anderer grauenhafter Laut zu hören – das Geräusch der Blutfliegen, die durch die hölzernen Netze brachen; sie kamen immer näher, waren nur noch Augenblicke davor, auf Icariums tödliche Wut zu prallen – und dann wird der Jhag erwachen. Es gibt keine andere Möglichkeit – und unser Tod wir noch das Harmloseste an der ganzen Sache sein. Der Azath, das Labyrinth und all seine Gefangenen … oh, sei überaus gründlich in deiner Raserei, Icarium, um dieser Welt willen – und um aller anderen …
    Ein stechender Schmerz fuhr durch Fiedlers Handrücken – Blutfliegen! –, doch er spürte auch ein Gewicht. Es waren keine Stiche, sondern das Kratzen kleiner Krallen. Der Sappeur hob den Kopf und starrte in Mobys fangzahniges Grinsen.
    Der Hausdämon kletterte an Fiedlers Arm hinunter, und seine Krallen bohrten sich in die Haut des Sappeurs. Die Kreatur schien immer wieder für kurze Zeit vor Fiedlers Augen zu verschwimmen, und jedes Mal, wenn das geschah, hatte er das Gefühl, das Gewicht auf seinem Arm wäre plötzlich gewaltig. Er bemerkte, dass er schrie.
    Moby kletterte über Fiedlers Hand hinaus auf die Tür, streckte eine winzige, runzlige Hand nach dem Riegel aus und berührte ihn.
    Fiedler stürzte auf warme, weiche Bodenfliesen. Hinter sich hörte er Schreie und Fußgetrappel, während das Haus überall um ihn herum ächzte. Er rollte sich auf den Rücken und kam dabei auf etwas zu liegen, das knackend unter seinem Gewicht zerbrach; ein bitterer, staubiger Geruch stieg ihm in die Nase.
    Dann war Icariums tödliches Heulen um sie herum.
    Tremorlor schüttelte sich.
    Fiedler setzte sich auf.
    Sie waren in einer Art Vorraum; rings um sie herum verströmten Kalksteinwände ein mattgelbes, pulsierendes Licht. Mappo hielt Icarium noch immer fest, und der Sappeur sah, wie der Trell sich abmühte, seine Arme noch enger um den Jhag zu schließen. Einen Augenblick später gab dieser auf, hing wieder schlaff in den Armen des Trell. Das goldene Licht wurde gleichmäßiger, die Wände beruhigten sich. Icariums Wut war verschwunden.
    Mappo ließ sich auf den Fußboden sinken, den Kopf über den leblosen Körper seines Freundes geneigt.
    Fiedler sah sich vorsichtig um. Er wollte wissen, ob sie Verluste zu beklagen hatten. Apsalar hockte neben ihrem Vater, beide

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