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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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»Von Darujhistan! Beim Atem des Vermummten, Fiedler!«
    »Ich weiß es nicht.« Der Sappeur streckte sich, musterte die anderen. »Ich fühle mich gut, Kameraden. Wirklich sehr gut.«
    »Optimismus«, schnarrte Pustl in einem Ton, der allergrößte Empörung verriet. Der Hohepriester zerrte an seinen schütteren Haarsträhnen. »Während der verdorbene Affe vor Entsetzen in den Schoß des jungen Burschen pisst. Optimismus!«
    Crokus hielt den Hausdämon auf Armeslänge Abstand von sich und starrte ungläubig auf den Strahl, der auf die Bodenfliesen spritzte. »Moby?« Die Kreatur grinste einfältig.
    »Wechselgänger, meinst du wohl!«
    »Eine vorübergehende Entgleisung«, sagte Apsalar und betrachtete die sich windende Kreatur. »Jetzt, wo er begriffen hat, was geschehen ist. Entweder das – oder er hat einen merkwürdigen Sinn für Humor.«
    »Was brabbelst du da?«, wollte Pustl wissen. Er starrte sie aus zusammengekniffenen Augen an.
    »Er hat gedacht, er hätte den Pfad gefunden, hat gedacht, dass ihn das alte Versprechen aufzusteigen hierher gelockt hätte – und in gewisser Weise hat Moby sogar Recht. Der Bhok’aral, den du da in deinen Händen hältst, Crokus, ist eigentlich ein echter Dämon. Wenn er seine wahre Form annehmen würde, könnte er dich so halten, wie du jetzt ihn hältst.«
    Mappo grunzte. »Ah, jetzt begreife ich.«
    »Und warum erleuchtet Ihr uns dann nicht?«, schnappte Crokus.
    Apsalar tippte die Leiche, die vor ihr auf dem Boden lag, mit dem Fuß an. »Tremorlor brauchte einen neuen Wächter. Muss ich noch deutlicher werden?«
    Crokus blinzelte. Er betrachtete erneut Moby, das zitternde, kleine Wesen in seinen Händen. »Der Hausdämon meines Onkels?«
    »Ein echter Dämon, der im Moment angesichts dessen, was ihn erwartet, allerdings ein wenig eingeschüchtert ist. Das können wir, glaube ich, annehmen. Doch ich bin mir sicher, er wird an seiner Aufgabe wachsen.«
    Inzwischen hatte Fiedler die Moranth-Munition in seinen Lederbeutel umgepackt. Jetzt stand er auf und hängte sich den Beutel vorsichtig über eine Schulter. »Der Schnelle Ben hat geglaubt, wir würden hier drin ein Portal finden, das Tor eines Gewirrs – «
    »Das die Häuser verbindet!«, krähte Iskaral Pustl. »Welch ungeheuerliche Kühnheit! Dein Freund, dieser verschlagene Magier hat mich entzückt, Soldat. Er sollte eigentlich ein Diener des Schattens sein!«
    Er war es, aber mach dir nichts draus. Wenn deinem Gott danach ist, wird er’s dir eines Tages erzählen – obwohl ich dafür nicht die Hand ins Feuer legen würde … »Es wird Zeit, dass wir dieses Portal finden – «
    »Zur T-Kreuzung, dann nach links bis zu den beiden Türen. Die linke bringt uns in den Turm. Dort ins oberste Stockwerk.« Apsalar lächelte.
    Fiedler starrte sie einen Augenblick an, dann nickte er. Deine geliehenen Erinnerungen …
    Moby ging voraus, als wolle er ihnen den Weg zeigen, was bewies, dass sein Mut zurückgekehrt war – und er außerdem so etwas wie Besitzerstolz besaß. Kurz nach der Kreuzung war im linken Gang ein Alkoven in eine Wand eingelassen, in dem ein glänzender Schuppenpanzer hing, der für einen Träger gedacht war, der mehr als zehn Fuß groß und von gewaltigem Umfang war. Zwei Doppeläxte lehnten an den Wänden der Nische, eine an jeder Seite. Moby blieb kurz stehen, um in einer beinahe zärtlichen Geste einen der eisenbeschlagenen Stiefel mit der winzigen Hand zu berühren; dann ging er nachdenklich weiter. Crokus stolperte im Vorbeigehen, als er der Rüstung kurz seine ganze Aufmerksamkeit zuwandte.
    Sie öffneten die Tür und betraten das Erdgeschosszimmer des Turms. In seiner Mitte wand sich eine steinerne Wendeltreppe nach oben. Am Fuß der sattelförmigen Stufen lag ein weiterer Leichnam, eine junge, dunkelhäutige Frau, die aussah, als hätte man sie keine Stunde zuvor dort hingelegt. Sie trug leichte Unterkleidung, doch die Rüstung, die sie einst darüber getragen haben musste, war nirgends zu sehen. Ihr schlanker Körper war von unzähligen üblen Wunden übersät.
    Apsalar trat nahe an das Mädchen heran, kauerte sich hin und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ich kenne sie«, flüsterte sie.
    »Häh?«, grummelte Rellock.
    »Aus den Erinnerungen desjenigen, der sich meiner bemächtigt hatte, Vater«, sagte sie. »Den Erinnerungen an die Zeit, als er noch ein Sterblicher war …«
    »Tanzer«, sagte Fiedler.
    Sie nickte. »Das hier ist Dassem Ultors Tochter. Wie es aussieht, hat das Erste

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