Im Bann der Wüste
darüber, von ihren Clans weggeschickt zu werden, zeigte sich in ihrem wütenden Schweigen.
Und doch, wenn sich Coltaine in diesem Spiel geirrt hat, werden sie diese Waffen noch einmal schwingen … ein letztes Mal.
»Da kommen zwei Reiter«, sagte Nil.
»Das ist ein gutes Zeichen«, grunzte Duiker, während er die beiden Reiter musterte, die sich im leichten Galopp näherten. Beide waren schon älter, ein Mann und eine Frau, schlank und wettergegerbt; ihre Hautfarbe unterschied sich kaum von ihrer Wildlederkleidung. Scharf gekrümmte Schwerter hingen jeweils unter dem linken Arm, und verzierte eiserne Helme bedeckten ihre Köpfe. Ihre Augen wurden von stabilen Wangenschützern eingerahmt.
»Bleib hier, Nil«, sagte Duiker. »Neder, komm bitte mit mir.« Er trieb sein Pferd vorwärts.
Sie trafen sich gleich jenseits der vordersten Wagen und zügelten die Pferde, als sie nur noch wenige Schritte voneinander entfernt waren.
Duiker sprach als Erster. »Dies sind die vertraglich anerkannten Gebiete der Kherahn Dhobri. Das malazanische Imperium hält sich an alle derartigen Verträge. Wir ersuchen darum, dieses Land durchqueren zu dürfen – «
Die Frau starrte die Wagen an. »Wie viel?«, schnappte sie in akzentfreiem Malazanisch.
»Eine Sammlung unter allen Soldaten der Siebten«, sagte Duiker. »In Imperialen Münzen hat sie einen Gesamtwert von einundvierzigtausend Silber-Jakatas – «
»Der Jahressold einer malazanischen Armee in Sollstärke«, sagte die Frau finster. »Das war keine ›Sammlung‹. Wissen Eure Soldaten, dass Ihr ihnen ihren Sold gestohlen habt, um Euch den Weg freizukaufen?«
Duiker blinzelte, dann sagte er sanft: »Die Soldaten haben darauf bestanden, Älteste. Dies war wirklich eine Sammlung.«
Neder meldete sich zu Wort. »Von den drei wickanischen Clans gibt es eine zusätzliche Bezahlung: Schmuck, Kochgeschirre, Felle, Filzballen, Hufe, Nägel und Leder, und eine Anzahl von Münzen, die wir auf unserer langen Reise von Hissar hierher erbeutet haben. Zusammen haben sie einen Wert von beinahe siebenunddreißigtausend Silber-Jakatas. Alles freiwillig gegeben.«
Die Frau schwieg längere Zeit, dann sagte ihr Begleiter etwas in seiner eigenen Sprache zu ihr. Sie schüttelte zur Antwort den Kopf, und der Blick aus ihren matten, graubraunen Augen suchte erneut den Historiker. »Und mit diesem Angebot wollt Ihr die Durchreise für diese Flüchtlinge, für die wickanischen Clans und für die Siebte erkaufen.«
»Nein, Älteste. Nur für die Flüchtlinge – und diese paar Wachen, die Ihr hier seht.«
»Wir lehnen das Angebot ab.«
Lull hatte Recht, sich vor diesem Augenblick zu fürchten. Verdammt - »Es ist zu viel«, sagte die Frau. »Der Vertrag mit der Imperatrix ist sehr eindeutig.«
Duiker wusste nicht recht, was er sagen sollte, und zuckte die Schultern. »Dann vielleicht einen Teil – «, begann er.
»Was bedeutet, dass ihr den Rest nach Aren bringen werdet, wo es nutzlos gehortet wird, bis Korbolo Dom die Tore zerschmettert, und so werdet ihr ihn am Ende für das Privileg, euch abschlachten zu dürfen, auch noch bezahlen.«
»Dann wollen wir euch mit dem Rest als Eskorte anheuern«, sagte Neder.
Duikers Herzschlag geriet ins Stolpern.
»Bis zu den Toren der Stadt? Das ist zu weit. Wir werden euch bis zu dem Dorf Baiahn geleiten, bis zum Anfang der Straße, die als Arenweg bekannt ist. Doch auch dann bleibt noch etwas übrig. Wir werden euch Lebensmittel verkaufen, und euch heilen, soweit es notwendig ist und die Fähigkeiten unserer Pferdefrauen dafür ausreichen.«
»Eurer Pferdefrauen?«, fragte Neder und zog die Brauen hoch.
Die Älteste nickte.
Neder lächelte. »Die Wickaner sind sehr erfreut, die Kherahn Dhobri kennen zu lernen.«
»Dann kommt mit euren Leuten her.« Die beiden ritten zurück zu ihren Stammesangehörigen. Duiker schaute ihnen einen Augenblick nach, dann wendete er sein Pferd und stellte sich in den Steigbügeln auf. Im Norden, über dem Sanimon, hing eine Staubwolke. »Neder, kannst du Coltaine eine Botschaft schicken?«
»Ich kann ihm Wissen übermitteln, ja.«
»Dann tu das. Sag ihm, er hatte Recht.«
Das Gefühl erwachte langsam, als würde die Erkenntnis von einem Körper aufsteigen, den alle schon für kalt, für einen Leichnam gehalten hatten, und allmählich die Luft erfüllen. Gesichter nahmen einen ungläubigen Ausdruck an, als die schützenden Barrieren der Betäubung nur zögernd preisgegeben wurden. Die Abenddämmerung brach
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