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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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erstreckte sich gen Osten – sie wurde heutzutage nicht mehr benutzt, da sie nur zu einem weiteren Tel inmitten einer knochentrockenen Hügelkette führte – und hieß Painesan’m. Die andere, Sanijhe’m, ging in Richtung Südosten und stellte noch immer eine Überlandverbindung zu dem Binnenmeer dar, das als Clatar-See bekannt war. Mit einer Höhe von fünfzehn Armspannen waren die Straßen zu Dämmen geworden.
    Die Krieger aus Coltaines Krähen-Clan beherrschten Sanijhe’m; sie hatten die Straße bemannt, als wäre sie ein Wall. Das südliche Drittel von Sanimon selbst war jetzt ein wickanischer Stützpunkt, gespickt mit Kriegern und Bogenschützen des Tollhund- und des Wiesel-Clans. Als die Flüchtlinge am östlichen Rand von Sanimon entlanggeführt wurden, machten die hohen Felsenklippen auf der dem Tel zugewandten Seite eine Flankendeckung unnötig. Truppen wechselten die Position, um die Nachhut und die östliche Flanke zu verstärken. Korbolo Doms Streitkräfte, die sich mit beiden einen Kampf im Laufschritt geliefert hatten, holten sich einmal mehr eine blutige Nase. Die Siebte war noch immer eine Macht, die man nicht gering schätzen durfte – trotz ihrer stark geschrumpften Zahl, trotz Soldaten, die tot umfielen, ohne dass sie eine sichtbare Wunde gehabt hätten, und anderen, die jammerten und weinten, während sie ihre Gegner niedermachten. Die Ankunft berittener wickanischer Bogenschützen machte die Niederlage der Rebellenarmee perfekt, und einmal mehr war die Zeit für eine Ruhepause gekommen.
    Faust Coltaine stand allein und wartete, den Blick auf die sich im Süden erstreckende Odhan gerichtet. Sein Federumhang flatterte im Wind, die zerzausten Ränder erzitterten im Atem der Luft. Auf einem Hügelkamm in jener Richtung, in vielleicht zweitausend Schritte Entfernung, saßen die Krieger eines anderen Stammes auf ihren Pferden; ihre barbarischen Kriegsstandarten hoben sich bewegungslos vor dem blassblauen Himmel ab.
    Duiker ließ die Faust nicht aus den Augen, während sie näher traten. Er versuchte, sich in Coltaine hineinzuversetzen, versuchte, den Platz zu finden, an dem die Faust jetzt lebte – und zuckte innerlich zurück. Nein, es ist nicht so, dass mich meine Vorstellungskraft im Stich lässt. Es ist Widerwille. Ich kann nicht die Last eines anderen tragen – noch nicht einmal für einen kurzen Augenblick. Wir werden jetzt alle in unser Inneres gezogen, jeder für sich …
    Coltaine sprach, ohne sich umzudrehen. »Die Kherahn Dhobri  – so werden sie zumindest auf der Karte genannt.«
    »Arens unfreiwillige Nachbarn«, sagte Duiker.
    Bei diesen Worten drehte die Faust sich um. »Wir haben uns immer an unsere Verträge gehalten«, sagte Coltaine und blickte den Historiker scharf an.
    »Ja, Faust, das haben wir – sehr zum Missfallen vieler Einheimischer in der Stadt.«
    Erneut schaute Coltaine zu dem Stamm hinüber. Er schwieg wohl eine Minute lang.
    Der Historiker warf der namenlosen Seesoldatin einen Blick zu. »Du solltest dir einen Feldscher suchen«, sagte er.
    »Ich kann immer noch einen Schild halten – «
    »Klar, aber du riskierst eine Infektion …«
    Ihre Augen weiteten sich, und Duiker verstummte. Eine Woge von Kummer stieg in ihm auf. Er wandte den Blick ab. Du bist ein Narr, alter Mann.
    Coltaine ergriff das Wort. »Hauptmann Lull.«
    »Faust?«
    »Sind die Wagen bereit?«
    »Jawohl, Faust. Sie kommen gerade heran.«
    Coltaine nickte. »Historiker.«
    »Faust?«
    Der Wickaner drehte sich langsam um und sah Duiker an. »Ich gebe Euch Nil und Neder mit, dazu eine Truppe aus Mitgliedern aller drei Clans. Hauptmann, hat Kommandant Bult den Verwundeten Bescheid gesagt?«
    »Jawohl, Faust, und sie haben Euer Angebot abgelehnt.«
    Für einen kurzen Augenblick spannte sich die Haut um Coltaines Augen an, dann nickte er langsam.
    »Genau wie«, fuhr Lull fort und sah dabei Duiker an, »Korporal List.«
    »Ich muss zugeben«, sagte die Faust seufzend, »dass diejenigen aus meinem Volk, die ich für diese Aufgabe ausgesucht habe, nicht besonders begeistert sind – aber sie werden ihrem Kriegshäuptling nicht den Gehorsam verweigern. Historiker, Ihr werdet das Kommando führen, wie Ihr es für angebracht haltet. Ihr habt nur eine einzige Aufgabe: Bringt die Flüchtlinge nach Aren.«
    Und so ist es schließlich dazu gekommen. »Faust – «
    »Ihr seid Malazaner«, unterbrach ihn Coltaine. »Haket Euch an die vorgeschriebenen Verhaltensmaßregeln.«
    »Und wenn wir verraten

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