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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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weitergehen.«
    Lull bleckte die Zähne; sie schimmerten weiß in seinem rotgrau gesprenkelten Bart. »Darum wollen wir uns diesen Kriegshäuptling schnappen. Wenn wir den P’atha erreichen, wird es wieder eine ausgewachsene Schlacht geben. Und er ist nicht dazu eingeladen.«
    »Dann steht uns also noch eine Flussüberquerung bevor, bei der wir kämpfen müssen?«
    »Nein. Der Fluss ist nur knöcheltief, und je weiter das Jahr voranschreitet, desto weniger Wasser führt er. Nein, eher schon auf der anderen Seite; der Weg führt durch ein raues Land, in dem uns mit Sicherheit Ärger erwartet. Wie auch immer, entweder wir können uns ein bisschen Luft verschaffen, oder wir sind nur noch Fleischfetzen in der Sonne und die ganze Geschichte spielt eh keine Rolle mehr.«
    Die Hörner der Wickaner erklangen.
    »Ah, wir haben’s geschafft«, sagte Lull. »Ruht Euch ein bisschen aus, alter Mann – wir suchen uns ein Fleckchen im Lager des Tollhund-Clans. Ich werde Euch in ein paar Stunden mit etwas zu essen aufwecken.«
    »Dann zeigt mir, wo’s langgeht, Hauptmann.«
     
    Die Meute wickanischer Hirtenhunde, die gerade noch um irgendetwas gestritten hatte, das man im hohen Gras nicht erkennen konnte, hielt inne und beäugte Duiker und Lull, die in einem Abstand von vielleicht zwanzig Schritt an ihnen vorbeigingen. Der Historiker blickte die drahtigen, scheckigen Tiere stirnrunzelnd an.
    »Ihr solltet ihnen besser nicht in die Augen sehen«, sagte Lull. »Ihr seid kein Wickaner, und das wissen sie.«
    »Ich habe mich gerade gefragt, was sie wohl fressen.«
    »Nichts, worüber Ihr Genaueres herausfinden müsst.«
    »Es hat Gerüchte gegeben … von Kindergräbern, die aufgegraben wurden …«
    »Wie gesagt, Ihr wollt es bestimmt gar nicht wissen, Historiker.«
    »Nun, ein paar von den mutigeren Schmutz-Blütigen haben sich angeboten, bei den Gräbern Wache zu stehen …«
    »Wenn sie in ihrem Schmutz-Blut nicht auch ein paar Tropfen wickanisches Blut haben, dann könnten sie diese Entscheidung möglicherweise bereuen.«
    Kaum waren die beiden Männer vorbei, begannen die Hunde, sich erneut zu streiten.
    Im Lager vor ihnen flackerten Herdfeuer. Eine letzte Linie von Verteidigern patrouillierte an den runden Fellzelten entlang; es waren sehr alte und sehr junge Krieger, die eine schweigende, irgendwie unheilvolle Wachsamkeit an den Tag legten, die zu der der Hunde passte. Die beiden Männer schritten in die Enklave der Wickaner hinein.
    »Ich habe so das Gefühl«, murmelte Duiker, »dass sich die Begeisterung dafür, die Flüchtlinge zu beschützen, bei diesen Leuten deutlich abgekühlt hat.«
    Der Hauptmann schnitt eine Grimasse, sagte jedoch nichts.
    Sie gingen weiter, folgten den gewundenen Gängen durch die Zeltreihen. Rauch hing schwer in der Luft, vermischte sich mit dem Geruch von Pferdepisse und gekochten Knochen; Letzterer war scharf, doch gleichzeitig auch merkwürdig süß. Duiker blieb stehen, als sie dicht an einer alten Frau vorbeikamen, die sich um so einen eisernen Topf voller Knochen kümmerte. Was auch immer in dem Topf kochte, es war nicht nur Wasser. Die Frau benutzte ein flaches Stück Holz, um das Fett und das Knochenmark abzuschöpfen, die sich auf der Oberfläche sammelten, und schabte es in ein Stück Darm, das später gedreht und zu Würsten abgebunden werden würde.
    Die Alte bemerkte den Historiker und hielt den hölzernen Löffel in die Höhe – genauso, wie sie ihn einem Kleinkind hingehalten hätte, mit dem Angebot, ihn sauber zu lecken. In dem Fett waren Salbeistückchen zu erkennen; Duiker hatte dieses Kraut einst gemocht, mittlerweile hatte er es hassen gelernt, denn es war eines der wenigen, die auch in der Odhan wuchsen. Er lächelte und schüttelte den Kopf.
    Als er Lull wieder eingeholt hatte, sagte der Hauptmann: »Ihr seid bekannt, alter Mann. Sie sagen, Ihr würdet in der Welt der Geister wandeln. Die alte Pferdefrau hätte nicht jedem etwas zu essen angeboten – zumindest mir nicht, das ist allemal sicher.«
    Die Welt der Geister. Ja, ich bin dort gewandelt. Einmal. Aber ich will das nie wieder tun. »Ihr seht einen alten Mann in schmutzverkrusteten Lumpen vor Euch …«
    »Ja, und er wurde von den Göttern berührt. Macht Euch nicht zu laut darüber lustig – es könnte eines Tages Eure Haut retten.«
    Nils Feuer war – verglichen mit den anderen in Sichtweite – insofern einzigartig, als auf ihm kein Kochtopf stand, und es auch nicht von Gestellen voller getrockneter

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