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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Fleischstreifen umgeben war. Der Dung, der in dem kleinen Kreis aus Steinen mit einer leicht bläulichen Flamme brannte, tat dies fast völlig rauchlos. Der junge Waerloga saß neben dem Feuer und war mit geschickten Händen dabei, Lederstreifen zu einer Art Peitsche zu flechten.
    Vier von Lulls Seesoldaten hockten ganz in der Nähe; sie waren damit beschäftigt, ein letztes Mal ihre Waffen und ihre Rüstung zu überprüfen. Ihre Armbrüste waren frisch geschwärzt und dann mit fettigem Staub eingeschmiert worden, um jeden verräterischen Glanz zu verbergen.
    Duiker erkannte mit einem Blick, dass er hart gesottene Soldaten -Veteranen – vor sich hatte; ihre Bewegungen waren sparsam, ihre Vorbereitungen verrieten langjährige Erfahrung. Keiner von ihnen – weder der Mann noch die drei Frauen – war unter dreißig, und niemand sagte etwas oder schaute auf, als sich ihr Hauptmann zu ihnen setzte.
    Nil nickte Duiker zu, als der Historiker sich ihm gegenüber hinhockte. »Es verspricht eine kalte Nacht zu werden«, sagte der Junge.
    »Hast du schon herausgefunden, wo sich dieser Kriegshäuptling aufhält?«
    »Noch nicht ganz genau. Ich habe aber ein ungefähres Gebiet eingegrenzt. Möglicherweise verfügt er über ein paar einfache Schutzzauber, die ihn davor bewahren sollen, entdeckt zu werden – aber wenn wir erst näher an ihm dran sind, werden die ihm nichts mehr nützen.«
    »Wie findest du jemanden, der sich nur durch seine oder ihre Fähigkeiten von seinen Stammesgenossen unterscheidet, Nil?«
    Der junge Waerloga zuckte die Schultern. »Er hat … andere Zeichen hinterlassen. Wir werden ihn finden, das steht fest. Und dann sind die da an der Reihe …«Er nickte in Richtung der Seesoldaten. »Ich bin in den vergangenen Monaten hier auf dieser Ebene zu einer Erkenntnis gelangt, Historiker.«
    »Und die wäre?«
    »Der malazanische Berufssoldat ist die tödlichste Waffe, die ich kenne. Hätte Coltaine drei Armeen anstatt einer einzigen – die zudem nur über drei Fünftel ihrer Sollstärke verfügt –, dann würde er diese Rebellion niederschlagen, noch ehe das Jahr vorbei ist. Und zwar mit solcher Endgültigkeit, dass sich das Reich der Sieben Städte niemals mehr erheben würde. Selbst jetzt könnten wir Kamist Reloe zerschmettern – wenn nicht die Flüchtlinge wären, die zu schützen wir geschworen haben.«
    Duiker nickte. Er wusste, dass die Worte des Waerloga den Tatsachen entsprachen.
    Die Geräusche aus dem Lager erzeugten eine gedämpfte Illusion von Normalität; es war wie eine Umarmung von allen Seiten, die der Historiker beunruhigend fand. Allmählich verlor er die Fähigkeit, sich zu entspannen, wie er düster feststellte. Er nahm einen kleinen, dünnen Zweig und warf ihn ins Feuer.
    Nil fing ihn mit einer Hand im Fluge ab. »Diesen nicht«, sagte er.
    Ein anderer junger Waerloga tauchte auf; seine dünnen, knochigen Arme waren von den Handgelenken bis zu den Schultern von unzähligen Narben überzogen, die wie eine Schraffur wirkten. Er hockte sich neben Nil und spuckte einmal ins Feuer.
    Es gab kein Zischen.
    Nil richtete sich auf, legte die Lederriemen beiseite und warf Lull und seinen Soldaten einen Blick zu. Sie waren bereit.
    »Ist es so weit?«, wollte Duiker wissen.
    »Ja.«
    Nil und der zweite Waerloga führten die Gruppe durch das Lager. Nur wenige Mitglieder ihres Clans blickten in ihre Richtung, und es dauerte ein paar Minuten, bis Duiker begriff, dass ihre anscheinend zufällige Gleichgültigkeit Absicht war; möglicherweise war es sogar eine Art, Respekt zu zeigen, die in ihrer Kultur vorgeschrieben war. Oder es ist was ganz anderes. Schauen heißt schließlich auch mit dem Geist berühren.
    Sie erreichten den nördlichen Rand des Lagers. Nebel wallte jenseits der Weidenbarrieren über die Ebene. Duiker runzelte die Stirn. »Sie werden wissen, dass das nicht natürlich ist«, murmelte er.
    Lull grunzte. »Wir haben natürlich ein Ablenkungsmanöver vorbereitet. Da draußen sind gerade drei Trupps Sappeure mit Säcken voller Scherzartikel …«
    Er wurde von einer Detonation aus Richtung Nordosten unterbrochen, der ein Augenblick der Stille folgte, in dem schwache Schreie durch die verschleierte Dunkelheit tönten. Dann erschütterte eine rasche Abfolge von Explosionen die Nacht.
    Der Nebel verschluckte die Blitze, doch Duiker erkannte das unverkennbare Geräusch von Splitterbomben und das mörderische Fauchen von Brandbomben. Noch mehr Schreie, und dann das Trommeln von Pferdehufen,

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