Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Unterarm des Mannes auf seine linke Schulter knallte, keuchte auf, als der Tulwar herabschwang – der Tithansi beugte das Handgelenk – und sich tief in Duikers linke Hinterbacke grub. Noch während ihn der Schmerz durchzuckte, hatte er sein kurzes Schwert dem Krieger unterhalb der Rippen aufwärts in den Bauch gerammt und ihm das Herz durchbohrt.
    Der Historiker zog die Klinge heraus und machte einen Satz nach rechts. Ein stürzender Körper befand sich nun zwischen ihm und den beiden anderen Kriegern, die beide den Nachteil hatten, Rechtshänder zu sein. Ihre Hiebe verfehlten Duiker um Armeslänge.
    Der etwas Nähere hatte seine Waffe mit so viel Kraft geschwungen, dass sie sich in den Boden gebohrt hatte. Der Historiker trat fest auf die flache Seite der Klinge, prellte sie dem Angreifer dadurch aus der Hand. Duiker setzte mit einem wilden Hieb nach, der den Mann zwischen Schulter und Hals traf und durch das Schlüsselbein ging.
    Er warf sich hinter den Rücken des taumelnden Mannes, um sich den dritten Tithansi vorzunehmen – und stellte fest, dass der Mann mit dem Gesicht auf der Erde lag; zwischen seinen Schulterblättern steckte ein Wurfmesser mit silbernem Knauf. Das Messer einer Klaue – so ein Ding würde ich immer und überall erkennen!
    Der Historiker verharrte, blickte sich prüfend um, konnte jedoch niemanden entdecken. Der Nebel wogte noch immer dicht; es roch nach Asche. Ein Zischen der Soldatin ließ ihn herumwirbeln. Sie kauerte an der Innenseite des Grabens, der die Außenposten umgab, und winkte ihn zu sich.
    Duiker spürte plötzlich, dass er schweißüberströmt war. Er schauderte und eilte zu ihr hinüber.
    Die Frau grinste. »Verdammt eindrucksvoll, wie Ihr da gerade mit dem Schwert umgegangen seid, alter Mann. Ich habe allerdings nicht gesehen, wie Ihr mit dem Dritten fertig geworden seid.«
    »Du hast sonst niemanden gesehen?«
    »Häh?«
    Duiker kämpfte immer noch darum, wieder zu Atem zu kommen, und schüttelte nur den Kopf. Er schaute zu Boden, wo Nil völlig reglos lag. »Was ist eigentlich mit ihm los?«
    Die Soldatin zuckte die Schultern. Ihre blassblauen Augen waren noch immer abschätzend auf den Historiker gerichtet. »Wir könnten Euch in unseren Reihen brauchen«, sagte sie.
    »Nun, was ich an Geschwindigkeit eingebüßt habe, habe ich an Erfahrung hinzugewonnen, und diese Erfahrung sagt mir, nicht in solche Schweinereien wie diese hier zu geraten. Das ist kein Spiel für alte Männer, Soldat.«
    Sie zog eine gutmütige Grimasse. »Das ist auch kein Spiel für alte Frauen. Und jetzt kommt, der Kampf hat sich nach Osten verlagert  – wir dürften eigentlich keine Probleme haben, den Graben zu überqueren.« Sie hob Nil mit Leichtigkeit wieder auf ihre Schulter.
    »Ihr habt den falschen Mann mit Bolzen gespickt, wisst Ihr das …?«
    »Hm, das haben wir auch schon vermutet. Dieser Semk war besessen, nicht wahr?«
    Sie erreichten die Böschung und suchten sich vorsichtig einen Weg zwischen den angespitzten Pfählen hindurch, mit denen der Wall bewehrt war. Im Lager der Tithansi brannten Zelte; der Nebel vermischte sich mit Rauch. Aus einiger Entfernung erklangen noch immer Schreie und Waffengeklirr.
    »Hast du irgendjemand anderen gesehen, der davongekommen ist?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Sie kamen an einem guten Dutzend Leichen vorbei – eine Tithansi-Patrouille, die einer Splitterbombe zum Opfer gefallen war. Die Eisensplitter der Granate hatten sie mit schrecklicher Effektivität niedergemäht. Blutspuren wiesen darauf hin, dass es Überlebende gegeben hatte, die sich mittlerweile davongemacht hatten.
    Der Nebel wurde schnell dünner, je näher sie den wickanischen Linien kamen. Ein Trupp Lanzenreiter des Tollhund-Clans, die entlang der Weidenbarrieren patrouilliert hatten, entdeckte sie und kam auf sie zu.
    Sie starrten Nil an.
    »Er lebt noch, aber es wäre besser, wenn ihr Sormo auftreibt«, sagte die Soldatin.
    Zwei Reiter rissen ihre Pferde herum und galoppierten zum Lager.
    »Gibt es irgendwelche Neuigkeiten von den anderen?«, fragte Duiker den Reiter, der ihm am nächsten war.
    Der Wickaner nickte. »Der Hauptmann und einer seiner Männer haben es geschafft.«
    Ein Trupp Sappeure tauchte in unregelmäßigem leichten Trab aus dem Nebel auf; als sie die Gruppe sahen, wurden sie langsamer. »Zwei Splitterbomben«, sagte einer von ihnen, und Unglaube schwang in seiner Stimme mit, »und dann steht dieser Bastard einfach wieder auf.«
    Duiker trat einen Schritt vor.

Weitere Kostenlose Bücher