Im Bann der Wüste
befiederten Bolzen, die sich in seine Brust gebohrt hatten. Blut spritzte, als er hustete, sich zusammenkrümmte und dann mit dem Gesicht voran auf die staubige Erde fiel.
Ein Fehler – das war der Falsche …
Der Semk hatte sich den Bolzen aus der Schulter gerissen, als wäre es ein Zimmermannsnagel. Die Luft um ihn herum wirbelte weiß. Seine dunklen Augen richteten sich auf den Erdgeist, und mit einem gewaltigen Satz sprang er auf ihn zu.
Nil lag reglos neben Duiker. Der Historiker wandte sich ihm zu; er wollte ihn schütteln und musste dabei feststellen, dass der junge Waerloga bewusstlos war.
Der andere wickanische Junge war auf die Beine gekommen; er taumelte unter einem unsichtbaren Ansturm magischer Energien zurück. Haut- und Fleischfetzen flogen von dem Waerloga – es dauerte nur wenige Augenblicke, und dort, wo zuvor sein Gesicht gewesen war, gab es nur noch Knochen und Knorpel. Duiker drehte sich weg, als er sah, wie die Augäpfel des Jungen zerplatzten.
Von allen Seiten eilten Tithansi heran. Während er Nil mit sich zerrte, erblickte der Historiker Lull und eine seiner Soldatinnen, die dem Semk aus kürzester Entfernung Armbrustbolzen in den Rücken jagten. Eine Lanze kam von irgendwoher aus der Dunkelheit geflogen und prallte von dem durch einen Kettenpanzer geschützten Rücken der Soldatin ab. Beide Soldaten wirbelten herum, ließen die Armbrüste fallen und zogen ihre Langmesser, um sich den ersten Kriegern zu stellen, die gleich heran sein würden.
Der Erdgeist kreischte jetzt in Agonie; drei seiner Gliedmaßen waren aus seinem Körper herausgerissen worden und lagen zuckend am Boden. Der Semk war ein einziges stummes Gemetzel; er ignorierte die Bolzen in seinem Rücken und ging wieder und wieder auf den Erdgeist los. Kälte strömte in Wogen von ihm aus – eine Kälte, die Duiker wieder erkannte. Der Gott der Semk – ein Stück von ihm hat überlebt, ein Stück von ihm beherrscht einen seiner auserwählten Krieger …
Im Süden erklangen ein paar gewaltige Detonationen. Splitterbomben. Schreie durchschnitten die Nacht. Die malazanischen Sappeure sprengten ein Loch in die Reihen der Tithansi. Und ich hatte gedacht, das wäre eine Selbstmordmission.
Duiker bewegte sich weiter in Richtung Süden – auf die Explosionen zu – und zerrte Nil hinter sich her. Er betete, dass die Sappeure ihn nicht fälschlicherweise für einen Feind hielten.
Hufgetrappel erklang ganz in der Nähe. Stahl klirrte.
Plötzlich war einer der Seesoldaten an seiner Seite. Es war eine der Frauen. Eine Seite ihres Gesichts war blutverschmiert, doch sie warf das Schwert beiseite, packte den Waerloga und warf ihn sich scheinbar ohne Anstrengung über die Schulter. »Zieht das verdammte Schwert und deckt mir den Rücken!«, schnarrte sie, während sie weiterstürzte.
Ohne Schild? Der Vermummte soll mich holen, man kann ein Schwert doch nicht ohne einen Schild benutzen! Doch das Schwert war bereits in seiner Hand, als wäre es aus eigenem Antrieb aus der Scheide dorthin gesprungen. Die schartige eiserne Klinge erschien ihm jämmerlich kurz, als er sich in den Fußstapfen der Soldatin langsam zurückzog und dabei die Waffe ausgestreckt vor sich hielt.
Seine Fersen stießen gegen etwas Weiches, er kam ins Stolpern und fiel fluchend hin.
Die Soldatin warf einen Blick über die Schulter zurück. »Macht, dass Ihr auf die Beine kommt, verdammt! Irgendjemand ist hinter uns her!«
Duiker war über einen Leichnam gestolpert, einen Tithansi-Lanzenreiter, der von seinem Pferd mitgeschleift worden war, bis die blutige Masse, die einmal seine linke Hand gewesen war, endlich die Zügel losgelassen hatte. Ein Wurfstern hatte sich tief in seinen Nacken gebohrt. Der Historiker blinzelte, als er das sah – dieser Stern ist die typische Waffe einer Klaue –, und kam mühsam wieder auf die Beine. Noch mehr unsichtbare Rückendeckung? Kampfgeräusche klangen durch den Nebel, als ob es irgendwo zu einer ausgewachsenen Schlacht gekommen wäre.
Duiker machte sich wieder daran, der Soldatin den Rücken zu decken, während sie weitermarschierte; Nils regloser Körper hing ihr noch immer wie ein Sack Rüben über der Schulter.
Einen Augenblick später tauchten drei Tithansi-Krieger aus dem Nebel auf und schwangen ihre Tulwars.
Jahrzehntelange Übung rettete den Historiker davor, gleich dem ersten Angriff zum Opfer zu fallen. Er duckte sich tief und trat ganz nah an den Krieger zu seiner Rechten heran, grunzte, als der lederumwickelte
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