Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
seine Boten benutzt, um ein großes Netz zu weben. Es hätte allenfalls noch eine Woche gedauert, und er hätte einen neuen Posten bekommen – mitten im Zentrum des Geschehens.«
    »Das heißt in Aren.«
    »Stimmt genau.«
    »Und dann hättet Ihr das Kommando über die Garnison gehabt.«
    »Und zehn Imperials mehr pro Monat. Genug, um gute Lehrer für Kesen und Vaneb anzuheuern und nicht mehr auf diese alte Kröte von einem Mann mit den zitternden Händen zurückgreifen zu müssen, dem der Wein den Verstand verwirrt hat und der dem Stab der Garnison zugeteilt ist.«
    »Minala sieht aber nicht so aus, als wäre sie gebrochen«, sagte Kalam.
    »Oh, sie ist gebrochen. Beschleunigte Heilung war das, worauf der Oberst sich verlassen hat. Es ist eine Sache, einen Menschen so zu prügeln, dass er das Bewusstsein verliert, und dann einen Monat oder länger warten zu müssen, bis er wieder in Ordnung ist und man es von neuem tun kann. Mit dem Heiler eines Trupps an deiner Seite, dem seine Spielschulden über den Kopf wachsen, kannst du ihr vor dem Frühstück die Knochen brechen, und beim nächsten Sonnenaufgang ist sie schon wieder bereit für die nächste Tracht Prügel.«
    »Während du die ganze Zeit zackig grüßt …«
    Keneb zuckte zusammen, blickte weg. »Du kannst nicht gegen etwas protestieren, von dem du nichts weißt, Korporal. Wenn ich auch nur den geringsten Verdacht gehabt hätte …« Er schüttelte den Kopf. »Es geschah alles hinter verschlossenen Türen. Selv hat es herausgefunden, durch einen Wäscher, der nicht nur für uns, sondern auch für den Haushalt des Oberst gearbeitet hat. Blut auf den Laken und solche Dinge. Als sie es mir gesagt hat, bin ich hingegangen und wollte ihn mir auf dem Hof der Garnison vorknöpfen.« Er zog eine Grimasse. »Die Rebellion ist mir dazwischengekommen – ich bin unterwegs in einen Hinterhalt marschiert, und danach war meine einzige Sorge, uns alle am Leben zu erhalten.«
    »Und wie ist der gute Oberst gestorben?«
    »Du bist gerade an eine geschlossene Tür gekommen, Korporal.«
    Kalam lächelte. »Das ist schon in Ordnung. In Zeiten wie diesen kann ich ziemlich gut durch geschlossene Türen hindurchschauen.«
    »Dann brauche ich ja nichts mehr zu sagen.«
    »Wenn ich mir Miriala so ansehe, ergibt das alles aber keinen rechten Sinn«, sagte der Assassine.
    »Ich vermute, dass es sehr unterschiedliche Arten von Stärke gibt. Und unterschiedliche Arten, sich zu verteidigen. Früher hat sie Selv und den Kindern sehr nahe gestanden. Jetzt legt sie sich um die drei wie eine Rüstung, genauso kalt und genauso hart. Aber mit dir hat sie Probleme, Kalam. Denn du hast dich auf die gleiche Weise um sie  – um uns alle herumgelegt.«
    Und jetzt fühlt sie sich überflüssig? Nun gut, vielleicht sieht es für Keneb wirklich so aus. »Das Problem, das sie mit mir hat, ist, dass sie mir nicht traut, Hauptmann.«
    »Und warum nicht, im Namen des Vermummten?«
    Weil ich verborgene Dolche besitze. Und sie weiß es. Kalam zuckte die Schultern. »Nach dem, was Ihr mir gerade erzählt habt, würde ich annehmen, dass sie niemandem mehr so leicht Vertrauen schenkt, Hauptmann.«
    Keneb dachte ein Weilchen über diese Worte nach. Schließlich seufzte er und erhob sich. »Nun, genug davon. Ich muss ein Leichentuch anstarren und Schnarchgeräusche zählen.«
    Kalam blickte dem Hauptmann nach, als er hinüber zu seiner Frau ging und sich neben ihr hinlegte. Der Assassine holte langsam tief Luft. Ich nehme an, dass du schnell gestorben bist, Oberst Tras. Sei doch wankelmütig, werter Vermummter, und spuck den Bastard noch einmal aus. Ich werde ihn noch einmal töten. Und die Königin möge sich abwenden, ich werde es nicht schnell tun.
     
    Flach auf dem Bauch schlängelte sich Fiedler den von Felsen übersäten Hang hinab, und er achtete nicht darauf, dass er sich die Fingerknöchel dabei aufscheuerte, weil er die ganze Zeit seine gespannte Armbrust vor sich her trug. Dieser Bastard von Diener ist doch garantiert schon in einem Dutzend Mägen verschwunden. Entweder das, oder sein Kopf ziert die Spitze einer Pike – das heißt natürlich abzüglich der Ohren, die an irgendeinem Gürtel baumeln.
    Icarium und Mappo hatten all ihr Geschick bis zum Äußersten einsetzen müssen, um sie alle einfach nur am Leben zu halten. Der Wirbelwind mit all seiner Gewalt war nicht länger ein leerer Sturm, der über ein totes Land hinwegfegte. Die Spur, die Diener zurückgelassen hatte, hatte die Gruppe in ein

Weitere Kostenlose Bücher