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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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waren es verzweifelte Männer und Frauen gewesen. Die Raraku war das Zentrum der Apokalypse, doch die Rebellion war ohne Führung, und das schon seit einiger Zeit. Was ging in der Heiligen Wüste jenseits des Rings aus Felsenklippen vor?
    Ich wette, dass dort Anarchie herrscht. Gemetzel und Wut. Herzen aus Eis und die Barmherzigkeit von kaltem Stahl. Selbst wenn die Illusion von Sha’ik aufrecht erhalten wird – indem ihre höchstrangigen Gefolgsleute jetzt Befehle erteilen –, so hat sie ihre Armee doch nicht hinausgeführt, um als Magnet der Rebellion zu wirken. Es macht sich nicht gut, einen Aufstand zu verkünden und dann nicht aufzutauchen, um ihn anzuführen …
    Apsalar würde alle Hände voll zu tun haben, falls sie ihre Rolle tatsächlich akzeptieren sollte. Die Fertigkeiten eines Assassinen würden ihr helfen, am Leben zu bleiben, doch sie hatten nichts mit jener schwer fassbaren Anziehungskraft zu tun, die man benötigte, um eine Armee zu führen. Eine Armee zu befehligen war einfach genug – dafür sorgten schon die traditionellen Strukturen, wie die teilweise kaum als kompetent zu bezeichnenden Fäuste des malazanischen Imperiums eindeutig bewiesen –, eine Armee jedoch wirklich zu führen war etwas völlig anderes.
    Fiedler fielen nur eine Hand voll Menschen ein, die über diese magnetische Anziehungskraft verfügten. Dassem Ultor. Fürst K’azz D’Avore von der Karmesin-Garde. Caladan Bruth. Dujek Einarm. Flickenseel, wenn sie es wirklich gewollt hätte. Wahrscheinlich Sha’ik selbst. Und Elster.
    So verführerisch Apsalar auch sein mochte, so hatte der Sappeur doch nichts von einer solchen Kraft in ihrer Persönlichkeit erkennen können. Kompetenz, daran gab es keinen Zweifel. Und auch ein ruhiges Selbstvertrauen. Doch sie zog es ganz eindeutig vor, das Geschehen zu beobachten anstatt daran teilzunehmen – zumindest bis die Zeit kommt, den Dolch zu ziehen. Assassinen machen sich nicht die Mühe, ihre Überzeugungskraft zu schulen – warum sollten sie auch? Sie wird die richtigen Leute um sich herum brauchen …
    Fiedler starrte mit finsterem Gesicht vor sich hin. Er nahm es bereits als gegeben hin, dass das Mädchen den Mantel Sha’iks überstreifen würde, der mit dem zentralen Faden dieses von einer Göttin gewobenen Teppichs verschlungen war. Und hier sind wir nun, jagen durch den Wirbelwind … weil wir rechtzeitig ankommen wollen, um Zeugen der prophezeiten Wiedergeburt zu werden.
    Die Augen zum Schutz vor dem in der Luft herumwirbelnden Dreck eng zusammengekniffen, warf der Sappeur Crokus einen Blick zu. Der Bursche marschierte ein halbes Dutzend Schritte vor ihm, direkt hinter Icarium. Selbst jetzt, wo er sich in den beißenden Wind lehnte, offenbarte seine Körperhaltung etwas Bedrücktes und Zerbrechliches. Sie hat nichts zu ihm gesagt, bevor sie gegangen ist – sie hat ihn und seine Sorgen ebenso leicht beiseite geschoben wie uns alle. Pustl hat ihr ihren Vater angeboten, um den Pakt zu besiegeln. Aber er hat ihn zuerst hier hinausgeschickt. Das deutet daraufhin, dass der alte Mann dieses Spiel freiwillig mitgespielt hat, dass er ein Mitverschwörer war. Wenn ich das Mädchen wäre, dann würde ich meinem alten Paps ein paar verdammt unangenehme Fragen stellen, wenn ich ihn eingeholt hätte …
    Rund um ihn schien im Heulen des Wirbelwinds Gelächter mitzuschwingen.
     
    Der Fleck hatte ungefähr die Form einer Tür und war doppelt so hoch wie ein erwachsener Mann. Perl marschierte vor ihm auf und ab und murmelte dabei unentwegt vor sich hin, während Lostara Yil mit einer Geduld zusah, die nicht zuletzt auf ihre Müdigkeit zurückzuführen war.
    Endlich drehte er sich um, als ob ihm plötzlich eingefallen wäre, dass sie auch noch da war. »Es gibt Komplikationen, meine Liebe. Ich bin … hin und her gerissen.«
    Die Rote Klinge betrachtete das Portal. »Hat der Assassine das Gewirr verlassen? Dies hier sieht nicht so aus wie das andere …«
    Die Klaue wischte sich Asche von der Stirn; ein grauer Streifen blieb zurück. »Ah, nein. Dies hier steht für ein … für einen Umweg. Schließlich bin ich der letzte Agent, der noch am Leben ist. Die Imperatrix verachtet müßige Hände …« Er lächelte sie schief an und zuckte dann die Achseln. »Doch dies ist leider nicht meine einzige Sorge. Wir werden verfolgt.«
    Bei diesen Worten rieselte ihr ein kalter Schauer den Rücken hinunter. »Dann sollten wir kehrt machen und uns in einen Hinterhalt legen …«
    Perl grinste und

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