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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Manches Bier wächst im Bauch. Auf dein Wohl, mein Herr.« Er stürzte das Bier hinunter.
    »Ich habe schon Kehlen durchgeschnitten, die weit hässlicher waren als deine«, sagte der Assassine.
    Der Mann hielt inne; für einen winzig kleinen Moment huschten seine Blicke über Kalam hinweg, dann stellte er den Krug ab. »Kornobols Frauen haben ihn letzte Nacht ausgeschlossen – der arme Kerl ist in den Straßen rumgeirrt, bis eine von den Patrouillen der Hohefaust ihn aufgegriffen hat, weil er die Ausgangssperre verletzt hat. Das wird ein allgemeiner Brauch. Überall in der Stadt fällt es den Frauen wie Schuppen von den Augen. Was sonst noch? Man kann kein vernünftiges Filet bekommen, ohne mit einem Arm und einem Bein dafür zu bezahlen. Da, wo sonst die Märkte waren, hocken jetzt mehr verkrüppelte Bettler herum als zuvor. Man kann sich nicht die Karten legen lassen, ohne dass die Karte mit dem Herold des Vermummten auftaucht. Sag mir – glaubst du, dass es möglich ist, dass der Schatten der Hohefaust von jemand anderem geworfen wird, wie sie sagen? Natürlich, wer kann schon einen Schatten werfen, wenn er sich in den Wandschränken des Palastes versteckt? Fische sind nicht die einzigen schlüpfrigen Dinge in dieser Stadt, das kann ich dir sagen. Ich bin in den letzten beiden Tagen vier Mal gefangen genommen worden, und ich musste mich identifizieren und meinen Imperialen Frachtbrief vorzeigen, kannst du dir das vorstellen? Hat sich allerdings im Nachhinein als glückliche Fügung erwiesen, denn in einem der Gefängnisse hab ich meine Mannschaft gefunden. Wenn Oponn mir zulächelt, dann kommen sie morgen raus – es gibt da ein Deck zu schrubben, und, glaub mir, diese besoffenen Rüpel werden schrubben, bis der Abgrund die Welt verschluckt. Was viel schlimmer ist, ist die Art und Weise, wie einige Leute sich um diesen Frachtbrief herumdrücken, wie sie Forderungen an einen Menschen stellen, sodass er mit schmerzendem Schädel dahockt und Nachrichten übermittelt, verborgen unter ganz normalem Geschwätz, als ob das Leben nicht sowieso schon kompliziert genug wäre – hast du eine Ahnung, wie ein Frachtraum ächzt, wenn er voller Gold ist? Und jetzt wirst du gleich sagen: ›Nun, Kapitän, es ist zufällig so, dass ich gerade nach einer Überfahrt zurück nach Unta Ausschau halte‹, und dann werde ich sagen: ›Die Götter lächeln auf Euch herab, mein Herr! Es ist zufällig gerade so, dass ich in zwei Tagen mit zwanzig Seesoldaten, dem Schatzmeister der Hohefaust und der Hälfte aller Reichtümer Arens in See stechen werde – aber wir haben noch Platz, mein Herr, oh ja, in der Tat. Willkommen an Bord!‹«
    Kalam schwieg etwa ein Dutzend Herzschläge lang; dann sagte er: »Die Götter lächeln in der Tat.«
    Der Kopf des Kapitäns bewegte sich auf und ab. »Lieblich und betörend lächeln sie.«
    »Wem habe ich für dieses Arrangement zu danken?«
    »Er sagt, er sei ein Freund von Euch, obwohl ihr euch noch nie begegnet seid. Das werdet Ihr dann allerdings in zwei Tagen an Bord meines Schiffes tun, der Lumpenpfropf.« –
    »Wie ist sein Name?«
    »Er nennt sich Salk Elan. Sagt, er hat auf Euch gewartet.«
    »Und woher hat er gewusst, dass ich in dieses Gasthaus kommen würde? Vor einer Stunde hatte ich noch nicht einmal den Hauch einer Ahnung, dass es überhaupt existiert.«
    »Eine Vermutung, aber eine logisch begründete. Irgendwas in der Richtung, dass dies das erste Gasthaus ist, an dem Ihr auf Eurem Weg von dem Tor in der Nekropole vorbeikommen würdet. Zu schade, dass Ihr letzte Nacht nicht hier wart, mein Freund, da war es sogar noch ruhiger. Zumindest, bis das Weibsbild eine ertrunkene Ratte aus dem Fässchen da drüben gefischt hat. Zu schade, dass Ihr und Eure Freunde das Frühstück heute Morgen verpasst habt.«
     
    Kalam schlug die klapprige Tür hinter sich zu und blieb stehen, um sich wieder in die Gewalt zu bekommen. Hat der Schnelle Ben diese Vorkehrungen getroffen? Das ist ziemlich unwahrscheinlich, nein, genauer betrachtet ist es unmöglich.
    »Stimmt etwas nicht?« Minala saß am Tisch und hielt ein keilförmiges Stück Melone in der Hand. Stimmen aus dem Garten machten deutlich, dass da draußen Eltern widerspenstige Kinder badeten.
    Der Assassine schloss für einen längeren Augenblick die Augen; dann öffnete er sie seufzend wieder. »Ich habe euch nach Aren gebracht – und jetzt müssen wir wieder getrennte Wege gehen. Sag Keneb, er soll draußen rumlaufen, bis er eine Patrouille

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