Im Bann der Wüste
findet – oder sie ihn –, und dann kann er dem Kommandanten der Stadtgarde Bericht erstatten – wobei er mich aus diesem Bericht ganz raushalten sollte – «
»Und was soll er sagen, wie wir in die Stadt gekommen sind?«
»Ein Fischer hat euch reingebracht. Macht es nicht kompliziert.«
»Und das war’s dann? Du willst nicht einmal mehr ›auf Wiedersehen‹ zu Keneb oder Selv oder den Kindern sagen? Du willst ihnen nicht einmal die Möglichkeit geben, dir ihre Dankbarkeit dafür zu zeigen, dass du ihnen das Leben gerettet hast?«
»Wenn du kannst, Minala, dann verschwinde mit deinen Verwandten aus Aren – geht zurück nach Quon Tali.«
»Mach es nicht so, Kalam.«
»So ist es am sichersten.« Der Assassine zögerte, dann sagte er: »Ich wünschte, es hätte … anders sein können.«
Das Melonenstück traf ihn mitten auf die Wange. Er wischte sich das Gesicht ab, dann griff er nach seinen Satteltaschen und warf sie sich über eine Schulter. »Der Hengst gehört dir, Minala.«
Im Hauptraum trat Kalam wieder an den Tisch des Kapitäns. »In Ordnung, ich bin fertig.«
In den Augen des Mannes flackerte so etwas wie Enttäuschung auf. Dann richtete er sich schwankend auf. »Wenn Ihr es sagt. Es sind dreißig Minuten zu Fuß von hier bis dahin, wo die Lumpenpfropf vertäut liegt – mit etwas Glück muss ich meinen Frachtbrief nicht öfter als ein Dutzend Mal vorzeigen. Aber, beim Vermummten, womit sonst soll man auch eine Armee beschäftigen, die in einer Stadt lagert, was?«
»Der Fetzen von einem Hemd, den Ihr da anhabt, wird die Dinge nicht besser machen, Kapitän. Ich nehme an, Ihr freut Euch darauf, die Tarnung abzulegen.«
»Was für eine Tarnung? Das hier ist mein Glückshemd.«
Die Arme vor der Brust verschränkt lehnte sich Lostara Yil gegen die Wand des kleinen Zimmers und beobachtete Perl, der vor dem Fenster auf und ab ging.
»Kleinigkeiten«, murmelte er. »Es sind immer die Kleinigkeiten. Du darfst noch nicht mal blinzeln, oder du hast schon was verpasst.«
»Ich muss dem Anführer der Roten Klingen Bericht erstatten«, sagte Lostara. »Dann werde ich hierher zurückkehren.«
»Wird Orto Setral Euch das denn erlauben, Schätzchen?«
»Ich werde diese Jagd nicht aufgeben … außer, Ihr verbietet mir weiterzumachen.«
»Die Götter mögen mich behüten! Ich genieße Eure Gesellschaft.«
»Ihr macht Euch über mich lustig.«
»Nur ein bisschen. Zugegeben, Ihr habt bisher wenig Humor gezeigt. Doch haben wir bis jetzt nicht schon ein tolles Abenteuer zusammen erlebt? Warum sollten wir es so plötzlich beenden?«
Lostara überprüfte ihre Uniform. Ihr Gewicht war eine Wohltat – die Rüstung, die sie getragen hatte, als sie noch in Verkleidung unterwegs gewesen war, bestand nur noch aus Fetzen, und sie hatte sie freudig abgelegt, nachdem die Klaue ihre Wunden geheilt hatte.
Was das Geheimnis des Dämons anging, der während des nächtlichen Gefechts auf der Ebene aufgetaucht war, hatte Perl keinerlei Erklärung angeboten, die etwas Licht in die Sache gebracht hätte; für die Rote Klinge war allerdings ganz klar, dass der Vorfall ihren Begleiter noch immer beunruhigte.
Genau wie mich, aber das alles ist jetzt Vergangenheit. Wir haben Aren erreicht, und wir sind dem Assassinen noch immer auf der Spur. Alles ist so, wie es sein sollte.
»Werdet Ihr hier auf mich warten?«, fragte sie.
Perls Lächeln wurde breiter. »Bis zum Ende der Zeit, meine Liebe.«
»Bis zur Morgendämmerung wird genügen.«
Er verbeugte sich. »Ich werde die Herzschläge bis dahin zählen.«
Sie verließ das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Der Korridor des Gasthauses führte zu einer hölzernen Treppe, über die sie in den überfüllten Schankraum gelangte. Die Ausgangssperre sorgte für eine im wahrsten Sinne des Wortes gefesselte Kundschaft, obwohl die Stimmung alles andere als fröhlich war.
Lostara duckte sich unter die Treppe und ging durch die Küche. Die Blicke des Kochs und seiner Helfer folgten ihr, als sie zur Hintertür ging, die nur angelehnt war, damit ein bisschen frische Luft hereindringen konnte. Sie war diese Art von Reaktion gewohnt. Die Roten Klingen waren weithin gefürchtet.
Sie stieß die Tür auf und trat hinaus in die Gasse dahinter. Vom Fluss her wehte eine Brise, die sich mit der salzhaltigen Luft über der Bucht vermischte und sich auf ihrem Gesicht kühl anfühlte. Ich bete darum, dass ich nie wieder im Imperialen Gewirr reisen muss.
Sie ging in Richtung der
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