Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Hauptstraße. Laut hallten ihre Stiefel auf den Pflastersteinen.
    Ein Dutzend Soldaten aus der Armee der Hohefaust traten an sie heran, als sie auf ihrem Weg zur Garnison die erste Kreuzung erreichte.
    Der Sergeant, der sie kommandierte, starrte sie ungläubig an.
    »Guten Abend, Rote Klinge«, sagte er.
    Sie nickte. »Ich habe gehört, dass die Hohefaust eine Ausgangssperre verhängt hat. Sagt mir, patrouillieren auch Rote Klingen durch die Straßen?«
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte der Sergeant.
    Die Soldaten schauten sie mit einer gewissen Erwartung an, die Lostara ein wenig beunruhigend fand.
    »Dann sind sie mit anderen Aufgaben betraut?«
    Der Sergeant nickte langsam. »Ich nehme es an. Euren Worten und … anderen Dingen entnehme ich, dass Ihr gerade erst angekommen seid.«
    Sie nickte.
    »Wie?«
    »Durch ein Gewirr. Ich hatte einen … einen Begleiter.«
    »Das klingt ohne Frage nach einer interessanten Geschichte«, sagte der Sergeant. »Und jetzt hätte ich gerne Eure Waffen.«
    »Bitte?«
    »Ihr wünscht, Euch Euren Kameraden, den anderen Roten Klingen, anzuschließen, oder? Und mit Kommandant Orto Setral zu sprechen?«
    »Ja.«
    »Auf Befehl der Hohefaust, der vor vier Tagen erteilt wurde, stehen die Roten Klingen unter Arrest.«
    »Was?«
    »Und warten darauf, dass ihnen wegen Verrats am malazanischen Imperium der Prozess gemacht wird. Eure Waffen, bitte.«
    Lostara Yil war wie gelähmt und leistete keinen Widerstand, als die Soldaten sie entwaffneten. Sie starrte den Sergeanten an. »Unsere Loyalität ist … in Frage gestellt worden?«
    In seinen Augen war keine Bosheit zu erkennen, als er nickte. »Ich bin mir sicher, Euer Kommandant wird Euch mehr über die Situation sagen können.«
     
    »Er ist weg.«
    Keneb sackte das Kinn auf die Brust. »Oh«, brachte er ein paar Augenblicke später heraus. Stirnrunzelnd schaute er zu, wie Minala ihre Sachen zusammenpackte. »Was tust du da?«
    Sie wirbelte zu ihm herum. »Glaubst du etwa, ich lasse ihn so einfach davonkommen?«
    »Minala – «
    »Sei still, Keneb! Du wirst die Kinder aufwecken.«
    »Ich habe nicht geschrien.«
    »Erzähle deinem Kommandanten alles, hast du mich verstanden? Alles – außer irgendwas von Kalam.«
    »Was auch immer du denkst – ich bin nicht blöd.«
    Ihr Blick wurde weicher. »Ich weiß. Verzeih mir.«
    »Ich glaube, das solltest du lieber deine Schwester bitten. Und Kesen und Vaneb.«
    »Das werde ich auch tun.«
    »Sag mir, wie willst du einen Mann verfolgen, der nicht verfolgt werden will?«
    Ein hartes Grinsen huschte über ihre düstere Miene. »Das fragst du eine Frau?«
    »Oh, Minala …«
    Sie streckte eine Hand aus und strich ihm über die Wange. »Es gibt keinen Grund für Tränen, Keneb.«
    »Ich gebe meiner sentimentalen Ader die Schuld«, sagte er mit einem schiefen Lächeln. »Aber du solltest wissen, dass ich die Hoffnung nicht aufgeben werde. Und jetzt geh und sag deiner Schwester und den Kindern auf Wiedersehen.«

Kapitel Vier
     
    Die Göttin holte Luft,
    und alles erstarrte …
     
                Die Apokalypse
    Herulahn
     
    W ir können nicht hier bleiben.« Felisin starrte den Magier aus zusammengekniffenen Augen an. »Und warum nicht? Der Sturm da draußen wird uns umbringen. Es gibt keinen Schutz vor ihm – außer wenn wir hier bleiben, wo es Wasser gibt … und etwas zu essen.«
    »Weil wir gejagt werden«, schnappte Kulp und schlang die Arme um seinen Oberkörper.
    Heboric, der ein paar Schritte abseits an eine Mauer gelehnt saß, lachte. Er hob seine unsichtbaren Hände. »Zeig mir einen Sterblichen, der nicht verfolgt wird, und ich zeige dir eine Leiche. Jeder Jäger wird gejagt, jeder Verstand, der seiner selbst bewusst ist, hat Verfolger. Wir treiben und werden getrieben. Das Unbekannte verfolgt das Unwissende, die Wahrheit bestürmt jeden Gelehrten, der weise genug ist, seine eigene Unwissenheit zu erkennen, denn das ist die Bedeutung unbekannter Wahrheiten.«
    Kulp schaute auf. Er saß auf der niedrigen Mauer, die den Brunnen umgab, und musterte den ehemaligen Priester unter schweren, halb geschlossenen Lidern hervor. »Ich habe es wörtlich gemeint«, sagte er. »In dieser Stadt gibt es noch lebende Gestaltwandler – ihr Geruch ist in jedem Windhauch zu spüren, und er wird stärker.«
    »Warum geben wir nicht einfach auf?«, fragte Felisin.
    Der Magier schnaubte.
    »Ich mache keine Scherze. Wir sind in der Raraku, dort, wo der Wirbelwind zu Hause ist. Im Umkreis von hundert

Weitere Kostenlose Bücher