Im Bann des Adlers
Zeit. Erschöpft nur durch Trinken, stellte ich den Becher neben dem Bett ab, und legte mich zurück. Ich spürte noch, wie er mir über die Stirn strich und dann schlief ich erneut ein.
Victor
Sie hatte ein recht auf jede Erklärung der Welt. Als Victor nicht wusste, ob sie das hier überlebte hatte er sich geschworen, ihr die Wahrheit über sich zu erzählen. Das und noch viel mehr wollte er für sie tun. Sein Vorsatz stand nach wie vor, mit ihr zur Polizei zu gehen und ein für alle Mal mit seinem alten Leben abzuschließen. Möglich, dass er dadurch Jessica verlor, aber er wollte wieder ein freier Mann sein, für sie und für sich. Liebevoll strich er der Schlafenden über das Haar. „Ich liebe dich und ich werde alles tun, damit es dir immer gut geht. Ob mit oder ohne mich, ist dabei gar nicht wichtig.“ Diesen Schwur gelobte er niemals zu brechen. Denn in den vergangenen Tagen, als er glaubte sie würde sterben, wusste er plötzlich, dass seine Liebe so groß war, dass er auch ohne sie leben konnte, falls sie sich für José entschied. Einzig und allein ihr Glück lag ihm am Herzen.
Kapitel 76
Riboz
Obwohl Perron offiziell der Fall entzogen wurde, kam Riboz sich schäbig vor, seinen ehemaligen Vorgesetzten auszuschließen. Natürlich durfte dieser ihm nun keine Weisungen mehr erteilen, aber obwohl beide immer wieder konträrer Meinung waren, legte er sehr viel Wert darauf den professionellen Rat von Perron zu hören. Es käme ihm einfach falsch vor, unter den neuen Gesichtspunkten der Ermittlung, nicht mit ihm zu reden.
Während er klopfte und wartete hereingerufen zu werden, konnte Riboz hören, dass sein Kollege telefonierte. Er war sehr aufgebracht, dass entnahm er Miguel Perrons Tonfall, doch Worte verstand er nicht. Der Hörer wurde geräuschvoll auf das Telefon geknallt und ein barsches.
„Herein!“, signalisierte ihm einzutreten. Am Schreibtisch saß ein wütender Kollege und Carlos Riboz Anblick, steigerte seine Laune mit Sicherheit nicht. „Was wollen Sie? Eine Entschuldigung können Sie sich sparen, die nehme ich nicht an.“ Bellte Perron. „Hätten Sie auch gar nicht bekommen, ich war ja sowieso im Recht.“ Entgegnete Riboz lässig und beide mussten schmunzeln. „Na dann wäre das ja geklärt. Was hat denn mein ehemaliger Schützling, der versucht sich aus meinem Schatten zu befreien, auf dem Herzen?“ fragte Perron wieder in versöhnlichem Tonfall. Mit knappen Worten berichtete Riboz, über die jüngsten Ereignisse.
Angefangen von Hernandez Flucht, dem Tod der Polizistin, Hillarys Verbleib im Haus und der Stürmung des Gebäudes in diesen Augenblicken. „Wow, so wie es aussieht, hat dieser Geronimo tatsächlich ganze Arbeit geleistet. Aber was ist mit der Korbmann?“ fragte Perron nach. „Die Sache gibt mir echt Rätsel auf. Zapatero erzählte mir, dieser Geronimo hätte berichtet, sein Sohn Victor wäre in Senõra Korbmann verliebt. Aber keiner weiß, was aus den Beiden geworden ist. Wenn sie noch leben, warum haben sie sich dann nicht längst schon bei uns gemeldet?“ Sein ehemaliger Vorgesetzter nickte und es sah ganz so aus, als denke er angestrengt nach. „Vielleicht sind die Beiden ja wirklich mächtig verliebt und sind durchgebrannt. Unter den gegebenen Umständen wäre das der einfachste Weg.“ Meinte Perron schließlich.
„Ja das stimmt schon, aber mein Gefühl sagt mir, dass es so nicht ist. Ich hoffe wir bekommen bei der Erstürmung des Anwesens diesen Geronimo in die Finger. Dann knöpfe ich mir den mal so richtig vor!“, versetzte Riboz erbost. „Ganz ehrlich, ein gut gemeinter Rat von mir. Gehen Sie es nicht zu forsch an, sonst sagt der Ihnen gar nichts. Sie können von Glück reden, ihn überhaupt für längere Zeit aus dem Verkehr zu ziehen. Ich kenne diesen Typ Mensch, in der Regel kann man Ihnen nichts nachweisen.“ „Das stimmt mich doch gleich richtig fröhlich.“ Ironisch verzog Riboz das Gesicht. „Nach wie vor denke ich, dieser Victor und die Korbmann sind gerade dabei, in irgendeinem Schlupfwinkel,
heiße Liebe zu zelebrieren. Wer weiß, womöglich taucht sie ja sogar demnächst wieder auf, wenn sie von ihrem neuen Latin Lover genug hat. Aber dann wird es für eine Verurteilung dieses Sektenführers schon zu spät sein, den mussten wir aus Mangel an Beweisen laufen lassen. Er ist klug genug, sich nicht noch einmal fangen zu lassen.“ Vertrat Perron nach wie vor seine Meinung. „Ich hoffe, das zu verhindern.“ „Und wie?“ „Mir fällt
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