Im Bann des Adlers
mich schneller ein, als mir lieb war, denn als ich mich umdrehte um wieder zurückzugehen, sah ich Victor vor der Tür mit nacktem Oberkörper Holz hacken. „Was für ein schöner Mann!“ durchzuckte es meine Gedanken und meinen Körper schon wieder wild aufflackernd, heißes Verlangen. Was hatte dieser Mensch bloß an sich, dass ich sobald ich ihn sah immer nur an Sex mit ihm dachte? Der Traum in der vergangenen Nacht hatte mir deutlich gemacht, dass ich dringend eine Entscheidung treffen musste. Es war nicht fair mit Victors Liebe für mich zu spielen. Umgekehrt betrog ich jedes Mal, wenn ich mit ihm schlief José, und das war noch viel schlimmer. Eigentlich sollte mein kleiner Spaziergang helfen den Kopf freizubekommen, doch jetzt schwirrte er mir noch mehr.
Solange ich mit Victor zusammenblieb, schaffte ich es in keiner Hinsicht mich von ihm fernzuhalten. Doch angesichts der Lage hatte ich im Moment keine Wahl. Gleichzeitig wurde mir fast übel von dem bösen Spiel, welches ich hinter Josés Rücken trieb. Ich habe ihn mindestens drei Mal bewusst betrogen. Egal wie ich mich entscheiden sollte, dass würde er mir nie verzeihen. Das war wohl auch der Haken an der ganzen Entscheidungssache. Eine Zukunft mit meinem Freund, wie ich sie mir immer gewünscht hatte, war in sehr weite Ferne gerutscht, oder gar nicht mehr lösbar. Also, egal was ich von nun an tat, so wie es aussah, war schon zu viel passiert, als das ich jemals darauf hoffen könnte, dass er mich wieder zurücknahm. Resigniert trat ich den Rückweg an und schlang die Arme um Victors schweiß glänzenden Oberköper. Legte meine Wange an seinen Rücken und hörte dem Herzschlag zu. Es schlug für mich und das wusste ich. Vielleicht hatte ich ja schon längst, ohne es zu bemerken, einen Weg gewählt und mein Herz schlug bereits für ihn.
„Wir können hier nicht mehr lange bleiben. Auch wenn es noch so verlockend ist, dich ganz für mich alleine und wann ich will nackt unter mir zu haben.“ Scherzte er mit mir. Auch ich war noch nicht bereit fortzugehen. „Dann lass uns doch einfach hier bleiben und dein Wunsch sei mir Befehl.“ Stieg ich auf seinen lockeren Tonfall ein. „Oh, du bereitest mir den Himmel auf Erden meine Schöne. Nichts wünsche ich mir mehr als pausenlosen Sex mit dir, aber leider fehlt es uns spätestens ab übermorgen, an so etwas Banalem wie Essen. Außerdem habe ich immer noch Angst, wir werden weiterhin von Geronimos Leuten gesucht. Heute kannst du dich noch ausruhen, aber wenn du es dir zutraust, sollten wir morgen hier verschwinden. Somit haben wir dann noch ein bisschen Proviant für den Weg.“ Seufzend ließ ich ihn los und setzte mich schmollend auf die Treppe. „Na Prima! Ich biete dir an hier für immer und ewig als Einsiedler mit mir zu leben und du denkst an Nahrungsaufnahme. Was glaubst du, wie lange brauchen wir zurück?“ Victor überlegte kurz. „Ich habe drei Tage gebraucht dich zu finden. Auf halber Strecke gibt es noch einmal so ein Parkwächterhaus. Dort werden wir übernachten. Dann ist es nur noch ein kurzes Stück bis zum Wagen.“ Sofort war ich in heller Aufregung. „Was? Du bist mit dem Auto hierhergekommen? Warum hast du das nicht gleich gesagt, wir könnten schon längst hier weg sein!“ Missmutig sah Victor mich an. „Das hat sich aber gerade noch ganz anders angehört. Falls du mich nicht richtig verstanden haben solltest, erkläre ich es dir gerne noch mal. Das Fahrzeug steht >vor< dem Park und ich musste zu Fuß gehen. Dir sollte bekannt sein, dass in einem Naturschutzgebiet nur mit Sondergenehmigung Autos fahren dürfen. Auch außerhalb der Touristenzeit ist das so.“ „Entschuldige, ich habe nicht nachgedacht. Also benötigen wir circa zwei Tage bis zum Eingang. Sei nicht sauer, so war das nicht gemeint, aber ich will einfach endlich zur Polizei gehen und die ganze Katastrophe beenden.“ Versuchte ich ihn wieder zu versöhnen. Es schien zu klappen, denn seine Gesichtszüge wurden weich. „Das kann ich verstehen. Jetzt essen wir erst einmal und ruhen uns so richtig aus. Die nächste Zeit wird anstrengend genug werden.“ Damit nahm er meine Hand und zog mich mit hinein.
Kapitel 80
Hernandez
Als er gestern Abend mit seiner Schwester telefonierte, konnte er hören, wie sie mühsam die Tränen unterdrückte, und versuchte tapfer zu klingen. „Ach Hermanito (Brüderchen) hör auf dir Sorgen um mich zu machen, ich bin schon fast wieder auf dem Damm. In ein paar Tagen laufe ich wieder zu
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