Im Bann des Adlers
alter Form auf und du würdest dir wünschen, ich wäre noch ein bisschen krank.“ Tadelte sie ihren großen Bruder. „Ja das fürchte ich auch. Deine Stimme kann manchmal eher ein Fluch als ein Segen sein.“ Versuchte Hernandez ebenfalls zu scherzen. Bei beiden klang es jedoch eher bemüht. Wegen dieser Tatsache war Hillarys Bruder deshalb auch sehr aufgeregt, seiner Schwester nun gegenüberzutreten.
Mercedes erbot sich mit ihm zu gehen und er war dankbar für ihre Unterstützung.
Jetzt schritt das junge Paar gerade den trostlosen Gang im Hospital entlang und die kleine Hand von Mercedes lag fest in seiner. Als sie vor der Zimmertür standen, atmete er noch einmal tief durch. „Vamos!“, sprach er sich selbst Mut zu und drückte entschlossen die Klinke. „Ha, mein Bruder beehrt mich mit seiner Anwesenheit, wie schön!“ Rief Hillary aus, als sie ihn sah. „Aber wer ist dieses hübsche blonde Wesen an deiner Seite? Kaum lasse ich dich mal ein paar Tage alleine, tröstest du dich mit einer anderen?“ fragte seine Schwester scherzhaft. Mercedes jedoch, die den Humor der Geschwister noch nicht einzuschätzen wusste, wich einen Schritt zurück und ihre Miene verfinsterte sich. „Was tun die dir hier im Krankenhaus bloß ins Essen, damit es dir schon wieder so gut geht?“, schäkerte Hernandez erleichtert zurück und eilte ans Bett um sein Schwesterherz fest zu umarmen. Hillary zuckte verschreckt zurück. Vorsichtig entfernte Hernandez sich wieder ein Stück von ihr. Die Vergewaltigung hatte ihre Spuren hinterlassen. Sowohl seelisch, als auch körperlich und das sah man ihr an. Aber ihre lebenslustige Art schien ungebrochen. Hernandez kannte seine Hilly, wenn jemand es schaffte, so ein traumatisches Erlebnis zu verarbeiten, dann sie. Außerdem konnte ihre Leidensgenossin ihr beistehen. Wie aufs Stichwort, in seine Gedanken hinein, wurde Mercedes von seiner Schwester getadelt. „Also Señora Mercedes, da ich meinen Bruder ja kenne, nehme ich mal an, du gehörst bald mit allem was dazugehört zur Familie. Stell dich also gut mit deiner zukünftigen Schwägerin und drück mich. Ich bin es nämlich gewohnt jeden fest zu umarmen, der mir am Herzen liegt.“ Damit breitete sie fordernd die Arme aus.
Mercedes warf Hernandez unsicher einen Seitenblick zu, trat aber folgsam ans Krankenbett und ließ sich umarmen. „Ich bin sehr froh, dass er endlich die Richtige gefunden hat.“ Flüsterte seine Schwester ihr ins Ohr und drückte ihr einen Kuss auf die Backe. Als sie sich löste, sah die junge Frau in den Augen von Hillary, dass es ihr damit wirklich ernst war. Jetzt erst atmete sie auf und lächelte zurück. Das Eis war gebrochen. „Ich freue mich dich kennen zu lernen. Mein Liebster hat schon so viel von dir erzählt und sehr gelitten, als er dir nicht helfen konnte. Du ahnst ja gar nicht, was er alles auf sich genommen hat um dich und die anderen beiden Frauen zu retten.“ „Nein, woher auch. In dieses blöde Kellerloch kam weder Tageslicht noch die Zeitung. Das war wirklich nicht gerade eine luxuriöse Unterkunft. Erzählt mir alles. Vor allem wie geht es Jessica, bitte berichtet mir Gutes.“
Abwechselnd erzählten die Zwei Hillary ausführlich, was seit ihrer Entführung geschehen war. Wie Hernandez das Dorf Matavenero erkundete und durch Mercedes die Geschichte der Sekte herausfinden konnte. Die Liebesgeschichte der Beiden, welche sich innerhalb weniger Tage gefestigt hatte. Die entscheidende Aussage von Mercedes bei der Polizei, wodurch feststand, dass es sich um Geronimo handelte. Der trotz allem weiter bestehende Verdacht gegen José und das die Polizei immer noch nicht gewillt war etwas zu tun, weshalb letztendlich Hernandez sich in die Sekte einschlich. Seine Erlebnisse im Haus musste ihr Bruder ausführlich schildern, denn durch ihre Gefangenschaft dort und die Grausamkeit des Erlebten, wollte sie ganz genau wissen, wozu dieser Sektenführer fähig war. Hillary war nicht dumm und merkte schon während der Schilderung, dass ihre beste Freundin komplett ausgeklammert wurde. So langsam beschlich sie das ungute Gefühl, man wollte etwas Entscheidendes vor ihr verheimlichen. „Ok, da hast du ja wirklich einiges erlebt. Ich schätze davon können wir wohl noch unseren Enkeln berichten. Aber jetzt mal Klartext, was ist mit Jessica? Ich will weder Ausreden noch sonstige Floskeln hören, nur die Wahrheit, so schlimm sie auch sein mag. Darauf bestehe ich als ihre beste Freundin.“
Stumm hielten Mercedes
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