Im Bann des Adlers
worden.“ Mit versteinerter Miene nickte sie. „Es war zwar in Ihrem Fall der Sohn, trotzdem ist das ein wichtiger Aspekt. Tut mir leid, so schmerzhafte Erinnerungen wieder ausgraben zu müssen, aber es erscheint mir wichtig.“ Entschuldigte sich der Polizist sogleich. „Ist schon gut. Damit muss ich lernen umzugehen.“ Lächelnd sah sie dabei zu Hernandez, der ihr beschützend den Arm um die Schultern legte. Nie wieder sollte seiner zukünftigen Frau so etwas geschehen. „Genauso wie heute, wusste dieser Geronimo damals wohl durch einen Informanten, was geschieht. Hat alle Leute im Haus umgebracht und später haben er oder Victor ihr Elternhaus in Brand gesteckt. Zum aktiven Morden fehlte ihm dieses Mal vielleicht die Zeit aber der Sprengsatz war schon scharf, als das Einsatzkommando stürmte. Mir drängt sich nun die Frage auf, gibt es jemanden der ihm Informationen liefert und wenn ja, wen?“ Erwartungsvoll sah Riboz die Drei an. Nachdenklich nickten José und Hernandez. „Leute, ich verstehe ja eure Zweifel, aber erscheint es euch kein bisschen merkwürdig, dass dieser Typ es nach all den Jahren einfach so schafft eine neue, riesen Sekte, aufzubauen? In einem Anwesen, das eigentlich der Stadt Valencia gehört, und als nicht bewohnt gilt? Er hat die letzten Jahre völlig unbehelligt seine Spielchen getrieben. Niemand hat ihn daran gehindert. Es sind bestimmt etliche Menschen in der Zeit entführt und vermisst gemeldet worden, doch nichts ist passiert. Habt ihr euch das schon einmal überlegt?“ „Wenn ich jetzt darüber nachdenke, kann es gar nicht anders sein. Denn auch damals konnte Geronimo eigentlich nur reagieren, weil es jemanden gegeben haben muss, der ihn über die Ereignisse im Dorf informiert hat.“ Stimmte Mercedes dem Beamten zu. Hernandez sah seine Freunde an und antwortete dann für sie alle. „Jeder Einzelne von uns hat großes Interesse daran, dass dieser Mensch hinter Gittern landet. Sollte es jemanden geben, der ihm die ganze Zeit über geholfen hat, so hoffe ich, finden wir das heraus. Derjenige hat nicht weniger Schuld, als der Sektenführer selbst.“ Riboz wand sich noch einmal direkt an Mercedes. „Sie können ein wichtiger Schlüssel sein. Versuchen Sie sich an alle Begebenheiten und scheinbare Ungereimtheiten von damals zu erinnern. Eventuell fällt Ihnen ja eine Person ein, mit der Geronimo besonders oft Kontakt hatte, schließlich haben Sie ja im Haus gewohnt und waren in viele Geschehnisse eingebunden.“ Die junge Frau versprach ihre Vergangenheit zu durchforsten um hilfreiche Hinweise zu finden. Noch einmal meldete sich José zu Wort. „Was geschieht denn jetzt wegen meiner Freundin? Sucht ihr noch weiter?“
Diese Frage hatte er befürchtet. Die drei Freunde waren bereit ihm zu helfen, deshalb fand er es fair, ebenfalls mit offenen Karten zu spielen. Riboz beschloss Señor Lorca die Wahrheit zu sagen, auch wenn er diese bestimmt nicht hören wollte. „Nach wie vor, ist eine Suchmeldung bei allen Polizeistationen im Umlauf. Wenn Sie noch lebt, wird man sie auch finden, machen Sie sich da keine Sorgen. Allerdings gibt es da etwas das Sie wissen sollten.“ Begann er vorsichtig. „Und das wäre?“, fragte José nervös. „Na ja, ihr Freund Hernandez hat uns berichtet, dass der Sohn von diesem Geronimo, Victor, sich wohl in ihre Freundin verliebt hat. Es könnte gut sein, dass die beiden gemeinsam geflohen sind.“ „Aber es ist doch gut, wenn sie jemanden hat, der ihr hilft. Dann ist sie da draußen nicht alleine.“ Entgegnete Jessicas Freund euphorisch.
„Ja, so kann man es auch sehen. Aber es besteht ebenfalls die Möglichkeit, dass die Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen und die Beiden beschlossen haben sich irgendwo ein neues Leben aufzubauen.“ So, jetzt war es raus. Der sonst so harte Polizist wagte kaum dem armen Mann ins Gesicht zu sehen. Als er schließlich doch den Blick hob, zerriss der Anblick ihm das Herz.Tränen glitzerten in den Augen des hübschen Spaniers. Deutlich spürte er, welchen Kampf José ausfocht. Er wollte unbedingt an seine Liebe glauben und wusste doch, dass er eventuell gerade die Wahrheit erfahren hatte. Die Frau seines Herzens kam, selbst wenn sie am Leben war, vielleicht nie mehr zurück.
Kapitel 79
Jessica
Mitten in der Nacht wachte ich auf, fest umschlungen von Victors Armen, und weinte lautlos bittere Tränen. Plötzlich war alles anders. Ich konnte die Zeit, und auch das, was ich für den Mann neben mir empfand, nicht mehr
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