Im Bann des Adlers
die Schultern und betrat über die gesicherte Doppeltür das Zimmer. Am Eingang hatten sich zwei bewaffnete Kollegen postiert. Der Sektenführer saß an dem einzigen kleinen viereckigen Tisch im Raum den Rücken ihm zugewandt. „Na Geronimo wie gefällt Ihnen denn die Arrestzelle hier in Valencia?“, fragte der Polizist leicht hin, während er aufmerksam den Tisch umrundete und ihm gegenüber Platz nahm. Schweigen. „Ich möchte es natürlich nicht an Respekt mangeln lassen, aber da Sie sich bisher nicht bereit erklärten uns ihren Nachnamen zu verraten, kann ich nur Geronimo sagen.“ Führte er ironisch aus. Immer noch Schweigen.
„Wissen Sie, ich könnte jetzt natürlich stundenlang Monologe halten, über die Verwerflichkeit Ihrer Taten und welche Strafen Sie erwarten. Aber damit würde ich mich nur langweilen. Das ist alles so ermüdend. Immer wieder die gleiche Litanei runterbeten zu müssen.“ Lamentierte er vor sich hin. Keine Reaktion außer hochgezogenen Brauen, schon mal ein Anfang. „Ich denke wir gestalten die ganze Angelegenheit mal ein bisschen Interessanter. Da ich davon ausgehe kein Geständnis zu bekommen, werde ich einmal ein paar Tatsachen los. Vielleicht haben Sie ja danach direkt Lust bekommen auf ein Schwätzchen mit mir.“ Unruhig rutschte der Sektenführer am Stuhl hin und her. Ob aus Unbehagen, oder Ärger, war schwer zu bestimmen, aber sein Ziel hatte Riboz damit erreicht. Nämlich die volle Aufmerksamkeit seines Gegenübers. „Beginnen wir doch einmal damit. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Sie jahrelang ohne jedwede Entschädigung in einem Haus gelebt und gewirtschaftet haben, welches der Stadt gehört. Das ist keine Bagatelle mein Freund. Hier blüht Ihnen Ärger. Dazu kommt dann noch Nutzung nicht eingetragener Landparzellen. Dem noch nicht genug, war niemand der dort lebte angemeldet, auch Sie nicht. Da wir gerade einen kleinen Marathon an Gesprächen mit ihren >Mitbewohnern< durchführen, finden wir dabei schnell heraus, wer sich illegal im Land aufgehalten hat. Ebenfalls schlecht für Sie, denn alles ist mit Ihrem Wissen geschehen. Oh, ganz nebenbei sind bestimmt einige gegen Straffreiheit bereit, ein paar der Vorgänge die sich in ihrem Haus zugetragen haben, näher zu schildern. Ich bin mir sicher, die Geschichten sind recht spannend. Meinen Sie nicht auch?“
„Ich will einen Anwalt und mit ihrem Chef sprechen!“ schnarrte Geronimo nun endlich. „Klar, dass mit dem Anwalt lässt sich einrichten. Aber leider der Rest nicht. Mein Chef spricht grundsätzlich nicht mit potenziellen Mördern. Sie verstehen schon, wegen der Sicherheit und so.“ Antwortete Riboz verschwörerisch, während er sich erhob. Ein Außenstehender würde jetzt sagen, dass Ganze war für die Katz, doch der erfahrene Magistrado war sehr zufrieden mit sich. Er hatte den Köder ausgelegt, wenn die Maus in die Falle tappte und das würde sie, dann schnappte diese in den nächsten Tagen zu. Schon an der Sicherheitstür drehte er sich noch einmal um. „Ach, da fällt mir noch etwas ein. Wir haben einen Fingerabdruck von Ihnen auf dem Sprengsatz gefunden. Das ist versuchter- und begangener Mord, in circa zweihundert Fällen. Ich denke, sie sollten sich hier schon einmal gemütlich einrichten.“ Wieder draußen am Flur lächelte er vor sich hin. „Man muss nur die richtigen Knöpfe drücken. Schon bald wird dieser Geronimo singen wie eine Nachtigall.“ Natürlich gab es keinen Fingerabdruck. Der Typ war clever genug, um keine Spuren zu hinterlassen. Doch das wusste nur Riboz. Geronimo schmorte derweil in seiner Zelle in der Gewissheit, dass man ihn dran kriegen konnte. Mit beschwingten Schritten begab er sich zurück an seinen Arbeitsplatz. Seine Kollegen führten unterstützt von Psychologen tatsächlich einen Gesprächsmarathon mit den wenigen Sektenmitgliedern, die nicht entweder grausam verbrannt, oder mit einer sehr schweren Rauchvergiftung im Krankenhaus lagen. Es wäre doch gelacht, wenn sich daraus nichts ergab, mit dem diesem Geronimo
beizukommen war. Anwalt hin oder her, dieser Typ hatte so viel auf dem Kerbholz, dass er, wenn alles gut lief, nie mehr andere Mauern, als die des Gefängnisses sehen würde. Da der Sektenführer als Mittellos galt, wurde ihm per Gesetz ein Anwalt gestellt. Es war jedoch allgemein bekannt, dass die öffentlichen Strafverteidiger sich bei eindeutigen Fällen nicht unbedingt mit Ruhm bekleckerten um die Unschuld ihres Klienten zu beweisen.
Alles in allem
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