Im Bann des Adlers
schien es nicht schlecht zu laufen. Zur gleichen Zeit bekam Geronimo unerwarteten Besuch in seiner Arrestzelle. „Hol mich gefälligst hier raus du linke Ratte.“ Fuhr er den Mann an. „Das kann ich nicht und das weißt du auch. Jetzt kommt alles auf dein Verhalten an. Sie können dir nichts nachweisen und ich werde alles tun, damit es auch so bleibt. Raste bloß nicht aus, oder tue etwas Unüberlegtes. Verstanden?“ Erhielt Geronimo Weisung von seinem Besucher. „Was bleibt mir denn auch anderes übrig. Aber, halte mir diesen Bluthund, von heute Morgen, vom Leib. Es ist mir egal, wie du es anstellst, aber finde heraus, ob Victor und Jessica noch leben. Das sind die Einzigen, die mir gefährlich werden können. Du musst sie töten.“ Antwortete der Sektenführer zähneknirschend. „Was? Bist du verrückt geworden? Ich kann doch keinen Mord begehen!“ Entrüstete sich der Andere. „Tu es, und zwar solange ich noch hier drin sitze. Dann bin ich schon mal aus dem Schneider. Vergiss nicht, wir zwei haben noch eine Rechnung offen. Du bist schuld, dass ich hier drin sitze. Das wirst du mir büßen und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Ist dir deine Familie wichtig? Dann mach, was ich von dir verlange!“ Damit drehte der Adler seinem Gesprächspartner den Rücken zu und signalisierte somit, die Audienz sei beendet. Der Gast drehte sich auf dem Absatz um und verließ, ohne bemerkt worden zu sein, den Zellentrakt. „Worauf habe ich mich da bloß eingelassen. Aus dieser Scheiße komme ich wohl nie mehr raus.“ Fluchte er lautlos vor sich hin, während er über das Treppenhaus, welches so gut wie nie jemand benutzte, ins Hauptgebäude schlich.
Kapitel 82
Jessica
In dieser Nacht schlief ich traumlos. Wir genossen ein reichhaltiges Frühstück und Victor fragte mich währenddessen immer wieder, wie es mir ginge und ob ich noch Schmerzen habe. „Es geht mir gut. Jetzt hör schon auf. Wir sollten gehen, sonst sitzen wir bei Sonnenuntergang immer noch da.“ Erwiderte ich hin und her gerissen von meinen Gefühlen. Auf der einen Seite wäre ich am liebsten hier in dieser Hütte geblieben und würde die Außenwelt für immer aussperren. Auf der anderen Seite war mir bewusst, dass wir hier nicht bleiben konnten. Egal was die Zukunft letztendlich bringt, meine Familie und José mussten wissen, dass ich am Leben bin.
„Also gut, ich habe alle Lebensmittel die wir noch haben zusammengepackt. Mit etwas Glück, finden wir ja in der anderen Hütte auch noch etwas Essbares. Wenn wir uns ran halten, sind wir bis heute Abend locker dort. Aber du musst mir unbedingt Bescheid sagen, wenn es dir zu viel wird.“ Erklärte er mir wie ein Schulmeister. Gegen meinen Willen musste ich schmunzeln. In seiner Sorge um mich war er wirklich rührend. „Ist gut. Ich verspreche mich zu melden, wenn es nicht mehr geht. Jetzt lass uns endlich gehen.“ Zwar zog er bei diesen Worten die Augenbrauen verstimmt nach oben, drehte sich aber gehorsam zur Tür und öffnete sie. Wir kamen erstaunlich gut voran. Wohl auch deshalb, weil mein Begleiter das Gebiet inzwischen kannte aufgrund der Suche nach mir. Weil wir jedoch nicht wussten, ob uns vielleicht weitere Sektenmitglieder verfolgten, mieden wir die Hauptwege. Am frühen Nachmittag machten wir an einer Waldlichtung Rast.
„Hast du Hunger oder Durst?“ Victor sah mich fragend an, als er seinen Pullover für mich als Sitzkissen bereitete. „Beides, wenn du mich so fragst.“ Wir tranken Tee aus der Thermoskanne und knabberten an den aufgebackenen Brötchen.
„Was wollen wir eigentlich tun, wenn wir hier raus sind? Gehen wir auf direktem Weg zur Polizei?“, wollte ich wissen. „Also, ich denke nur die Polizei kann uns Schutz vor Geronimo bieten. Deshalb sollten wir sofort hingehen“, meinte Victor. Seufzend lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter. Irgendwie graute mir vor allem, was nun auf uns zukam. Die heimlichen Seitenblicke von José und meiner Familie, welche natürlich sofort anreisen würde. Die endlosen Befragungen der Polizei und wahrscheinlich auch eine Gegenüberstellung mit dem Sektenführer. Ich würde alles, was ich erlebt hatte, noch einmal durchleben müssen.
Als würde er meine Gedanken erahnen sagte Victor. „Ich weiß du hast Angst vor dem, was nun kommt. Das habe ich auch, du glaubst gar nicht wie sehr. Aber du sollst wissen, dass es mir ernst ist. Es ist okay, wenn du dich für José entscheidest. Alles was ich will, ist das Du glücklich wirst. Egal mit
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