Im Bann des Adlers
wem.“ Erstaunt sah ich zu ihm auf. Sein Gesichtsausdruck verriet mir, dass es die Wahrheit war. Wieder einmal stellte ich fest, meine Gefühle für ihn waren bereits stärker, als ich zugeben wollte. Vielleicht erledigte sich aber das Chaos in meinem Inneren ganz von selbst, wenn ich wieder zu Hause war. Denn dann hatten Victor und ich im Grunde nichts mehr gemeinsam.
Nach kurzer Zeit des Verschnaufens, war es Victor, der zur Eile drängte. „Wir sollten nicht unvorsichtig werden. Falls uns tatsächlich jemand auf den Fersen ist, erhöhen wir die Chancen uns zu schnappen, je länger wir uns in freier Wildbahn aufhalten.“ Durch seine Worte verunsichert, sah ich mich unwillkürlich um. Es war widersinnig, aber obwohl in der letzten Zeit so viel passiert war und ich buchstäblich um mein Leben gerungen habe, vergaß ich immer wieder, in welcher Gefahr wir immer noch schwebten.
Folgsam erhob ich mich und wir setzten unseren Marsch zum nächsten Unterschlupf fort. Jetzt bemerkte ich auch, dass Victor permanent mit den Augen das Gelände absuchte. Er war sehr vorsichtig und wählte jeden Pfad, den wir gingen mit Bedacht. Nicht auszudenken, wenn wir aus heiterem Himmel angegriffen würden. Noch schlimmer, sollte mein Begleiter dabei verletzt werden. Dann wäre mein Leben mit Sicherheit endgültig verwirkt. Denn so wie die Dinge standen, konnte Geronimo nur eines wollen, meinen Tod. Gegen Abend atmete ich erleichtert auf, als wir ohne Zwischenfälle unser Ziel erreichten. Der Schlüssel war verborgen unter einem losen Treppenbrett. „Wie praktisch.“ Stellte ich erfreut fest. Das Parkwächterhaus war lange nicht so groß und gemütlich eingerichtet, wie das vorherige. Aber mich störte es nicht. „Leider ist unsere Schlafstätte dieses Mal etwas schmäler.“ Meinte Victor mit einem bedeutungsvollen Blick darauf. „Na zur Not müssen wir eben etwas zusammenrücken.“ Konterte ich mit einem verheißungsvollen Lächeln. Es war ihm anzusehen, dass er genau diese Reaktion erwartet hatte.
Da wir uns schon wieder ein gutes Stück unterhalb der Berge befanden, war die Temperatur merklich gestiegen. Deshalb und auch aus Angst entdeckt zu werden, beschlossen wir kein Feuer zu machen. Schweigend aßen wir also an dem kleinen Holztisch mit vier Stühlen darum, kalte Dosenravioli. Es war mir egal, ich war so ausgehungert, da hätte ich wohl auch Sägespäne gegessen. Der lange Tag und die Anstrengung forderten ihren Tribut. „Macht es dir etwas aus, wenn ich mich sofort hinlege? Ich bin todmüde.“ Gähnte ich anhaltend nach dem Essen. „Nein gar nicht. Ruhe dich gut aus. Morgen legen wir ungefähr die gleiche Strecke zurück. Ich gehe noch einmal nach draußen und suche die Gegend ab. Sicherheitshalber.“ Mit zwei Schritten war er auch schon an der Tür, während mir bereits die Augen zufielen.
Victor
Victor nutzte die letzten Sonnenstrahlen und erklomm einen Hügel, ganz in der Nähe des Hauses. Von hier oben konnte er sowohl das Tal vor als auch den Park hinter sich recht gut einsehen. Immer wieder drehte er sich in alle Richtungen, damit ihm auch ja nichts entging. Aber als die Sonne untergegangen war und der Vollmond den Nachthimmel erstrahlen ließ, gab er es auf. Wenn sie verfolgt wurden, dann hatte man sie so wie es aussah noch nicht gefunden. Trotzdem wollte er so schnell wie möglich raus aus dem Park. Denn mit jedem Tag wuchs die Gefahr doch noch entdeckt zu werden. Für ihn bestand keinerlei Zweifel daran, dass Geronimo nichts anderes mehr wollte, als ihrer beider Tod. Alles andere wäre für den Sektenführer reiner Selbstmord. Zurück in den schützenden vier Wänden, lag Jessica tief schlafend auf dem Bett. Sie nahm die komplette Liegefläche ein und er wagte es nicht sich neben sie zu legen. Ihre Erholung war wichtig und er wollte sie unter keinen Umständen aufwecken. Also setzte er sich auf einen Stuhl und bewachte ihre gleichmäßigen Atemzüge. Irgendwann war er dabei wohl doch eingenickt, denn Vogelzwitschern weckte ihn. Durch das kleine Fenster am Tisch sah er den Morgennebel aufsteigen. Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass es sechs Uhr morgens war. Immer noch selig schlummernd lag seine Liebste da.
Er beschloss das kleine Fleckchen Platz, dass sich ihm bot zu nutzen und schmiegte sich an ihren warmen Körper.
Mit einem wohligen Seufzen drehte sie sich um und glitt in seine Arme. Ihre Brust rieb an seiner und ihr Oberschenkel lag nun aufreizend zwischen seinen Beinen. Er widerstand
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