Im Bann des Adlers
Einbildung durch das Crack, doch als ich noch einmal genauer hinsah, bemerkte ich, dass der vermeintliche Steingötze ein blau angemalter Mensch war. Sie hatten ihn an einen Holzstab gefesselt. „Oh Gott, was soll das?“, presste ich entsetzt hervor. „Mach dir darüber keine Gedanken. Du brauchst nichts Weiter zu tun, als stillzuhalten.“ Kam es leise von Consuela. Na die hatte ja Nerven. Sie stimmte einen fremdartig anmutenden Gesang an und tanzte abwechselnd um mich und um den anderen herum. Es war eindeutig ein Mann, wie ich unschwer erkennen konnte, weil er nackt war. Gleichzeitig nahm ich wahr, dass der Adler eine sehr lange und dicke Nadel an einer der Kerzen zum Glühen brachte. Was wollte er damit? In meinem Nacken kribbelte es vor Erwartung dessen, was nun auf mich zukam.
Die Droge hatte sich nun voll entfaltet und ich merkte, wie mein Verstand mir langsam entglitt. Der immer gleich bleibende langsame Rhythmus des Gesanges lullte mich ein. Während ich teilnahmslos zusah, wie die glühende Nadel aus weiter Ferne mir immer näher kam. Geronimo murmelte irgendwelche seltsame Worte, die ich nicht verstand. Es war keine mir bekannte Sprache. Links und rechts von mir hielten die beiden Brüder meine Arme fest. Aha, es bestand also Fluchtgefahr. „Ha, ha.“
Das Kichern entfuhr mir, bevor ich es aufhalten konnte. Scharf blickte Geronimo mich an. Ich hielt seinem Blick stand. Sollte er doch denken, was er wollte. Wenn er mich jetzt tötete, hatte das Drama wenigstens ein Ende. Doch er murmelte weiter vor sich hin. Als er nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt war, schoss seine Hand mit der Nadel plötzlich nach vorne. Consuela, welche ich gar nicht gesehen hatte, packte meine Unterlippe, und ehe ich mich versah, hatte er die Nadel durchgerammt. Durch >meine Lippe<. Sprachlos starrte ich nach oben und in die kalten braunen Adleraugen, die mich begierig ansahen.
Ein zynisches Lächeln spielte um seinen Mund, während er wie in Zeitlupe sein Werkzeug wieder herauszog. Ein Schrei steckte in meiner Kehle, wollte aber einfach nicht raus. Schon spürte ich das Tropfen von Blut. Mein Kopf wurde nach vorne gedrückt, damit die rote Flüssigkeit zielgerichtet in das silberne Gefäß tropfen konnte.
„Jetzt tu doch etwas. Wehr dich, schrei, du blöde Kuh!“ rasten die Gedanken durch meinen Kopf. Aber ich saß nur da und schaute dem Rinnsal meines Blutes zu.
Das Lied von Consuela wurde immer lauter und nun stimmten auch die zwei Männer mit ein. In der Schüssel hatte sich inzwischen schon ein kleiner See gebildet. Anscheinend genügte die Menge, denn mir wurde, wie aus dem Nichts, eine Kompresse auf den Mund gedrückt.
Als ich endlich wieder aufsah, weil mein Kopf nicht mehr nach unten gedrückt wurde, blitzte vor mir eine große gebogene Klinge auf. Das Messer war riesig, es hatte die Form einer kleinen Sense. Großer Gott sie wollten dem armen Opfer, oder mir, doch nicht etwa den Kopf abhacken? Unwillkürlich hielt ich den Atem an. Geronimo setzte seine Adlermaske wieder auf. Ein Zeichen dafür, dass nun die Opferung begann, wie ich leidvoll bei Nadine erfahren musste. Die Melodie wurde dunkler und die Baritone der Männer dröhnten in meinen Ohren, während Consuela sich zu dem immer noch reglos gefesselten Mann begab. Ihre Hände fuhren an seinem Körper hinab und ich nahm wahr, dass es sich um einen relativ jungen Mann handeln musste, aufgrund des Körperbaus. Seine Muskeln schienen sich gerade erst auszubilden und unter der Farbe zeichneten sich weiche Gesichtszüge ab, die jetzt jedoch erschlafft waren. Er schien betäubt worden zu sein, was bestimmt ein Segen für ihn war. Jede einzelne Körperzone wurde von ihr berührt. Ich bemerkte, dass sie bei den Genitalien kurz innehielt. Vielleicht hätte sie ihn unter anderen Umständen gerne vernascht. Ich fand es einfach nur widerlich. Just in diesem Moment hob der Mann das Gesicht und sah mich direkt an. Ein Schreck durchfuhr mich, er war also nicht bewusstlos.
„Oh!“ entfuhr es mir. Was hatten sie mit ihm vor? Consuelas Mund verzog sich zu einem Lächeln und ich sah, wie die eine Hand zu seinem Gesäß wanderte und die andere seinen Penis bearbeitete. Was für ein perverses Spiel wurde das? Doch bevor sie weiter machen konnte, stoppte der Adler sie. „Lass es meine Liebe, wir brauchen seinen Samen nicht. Zügle deine Lust.“ Sofort wandte die Frau sich beschämt ab und ich nahm so etwas wie Dankbarkeit im Blick des jungen Mannes wahr. Der wurde
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