Im Bann des Adlers
verrückt. Willst du mir etwa sagen, jetzt haben wir endlich eine Spur und können doch nichts tun? Das ist nicht dein Ernst?“ „Pass auf. So sehr wie ich es mir wünsche einfach da rein zu stürmen, es geht einfach nicht und das wissen wir beide. Also geben wir der Polizei bis morgen Zeit etwas heraus zu finden. Sobald wir mehr erfahren, finden wir einen Weg da hineinzukommen und wenn wir nachts dort einbrechen. Ich verspreche dir, wir kommen da rein und holen unsere Chicas zurück.“
Hernandez versuchte optimistisch zu bleiben, obwohl ihn die Worte sehr getroffen hatten. Wieder mussten sie warten und das zermürbte jeden von ihnen. Besser war es etwas tun zu können, egal was und egal wie unsinnig es im Prinzip war.
Kapitel 40
Jessica
Wir schlichen uns durch den Garten zurück zur Tür und natürlich fragte ich sofort. „Wenn kaum jemand diesen Zugang kennt, ist das doch schon einmal eine Chance zur Flucht?“
„Ja vielleicht. Aber wir sollten wirklich in Ruhe darüber sprechen und alles Bedenken. Es muss absolut wasserdicht sein. Wir können uns keinerlei Fehler leisten, dass würde unseren sicheren Tod bedeuten. Außerdem ist es nie klug, über so etwas zu sprechen, wenn du nicht hundertprozentig sicher bist, alleine zu sein.“ Dabei sah er sich nach allen Seiten um. Ich nickte. Aber nachdem ich ihn nun schon so weit hatte, mir zu helfen, konnte ich es eben kaum noch erwarten. Am liebsten hätte ich einen Zauberstab geschwungen und wäre frei gewesen. So einfach sollte es jedoch nicht werden.
Wieder zurück in meinem Zimmer, lag auch schon das blaue Cocktailkleid auf meinem Bett. Es sah wirklich toll aus. Für einen Empfang bestens geeignet. Bei diesem Gedanken fiel mir auf, dass ich vergessen hatte, Victor zu fragen, ob er wusste, was auf mich zukam am heutigen Abend. Ob ich noch einmal hochgehen sollte? „Nein Jess, du weißt wie das enden wird und das ist einfach nicht richtig. Denk dran, José sucht mit Sicherheit fieberhaft nach dir. Es wird schon schwer genug ihm zu erklären, was bisher geschehen ist.“ Schalt ich mich selbst.
Mein Liebster. Sofort liefen mir Tränen über das Gesicht. Wie konnte ich ihm jemals wieder in die Augen sehen? Ich hatte inzwischen schon so viel Schuld auf mich geladen, es war mit Nichts wieder gut zu machen. Ob er mir das jemals verzeihen würde? Ich hasste mich, diejenigen, die mir das angetan hatten und in dieser Sekunde auch Victor, denn er spielte mit. Wie sollte ich das bloß alles heil überstehen? Mitten in meine zerstörerischen Gedanken hinein, klopfte es sacht an der Tür. Ich wollte niemanden sehen, deshalb rührte ich mich nicht. Ein zweites Mal wurde angeklopft, und zwar ziemlich laut. Mann, konnten die mich nicht einmal in Ruhe lassen? Wütend riss ich die Tür auf, um überrascht wieder zurückzuprallen. Vor mir stand ein völlig aufgelöster Victor und drängte sich regelrecht an mir vorbei. „Was soll das denn jetzt? Ich habe dich nicht hineingebeten.“ Regte ich mich auf, während er wie ein Tiger im Käfig hin und her lief. „Wieso hast du es mir denn nicht erzählt? Das ist doch wichtig. Jetzt läuft uns die Zeit davon und ich kann nicht mehr viel für dich tun.“ Nervös sah er dabei auf die Uhr. „Wie bitte? Wovon redest du denn? Meinst du das Geräusch im Keller? Ich wollte es dir ja erzählen, aber …“
„Nein, meine ich nicht und das erkläre ich dir später. Jetzt zieh dich um und ich bereite alles vor. In spätestens einer halben Stunde holen sie dich.“ Dabei drückte er mir das Kleid in die Hand und schob mich unter meinem ausdrücklichen Protest ins Bad.
„Jetzt sag mir endlich, was los ist?“ jammerte ich. „Gleich! Zieh dich um, dann bin auch ich fertig, und du bekommst die Kurzform, damit du mir nicht gänzlich aus allen Wolken fällst.“ Er schloss die Tür hinter mir. „Was für ein Irrenhaus!“ Dachte ich mir, zog mich aber trotzdem gehorsam um. Der Stoff fühlte sich angenehm kühl auf meiner erhitzten Haut an. Mein Dekolleté kam eindeutig wirkungsvoll zur Geltung wie schon der kleine Badezimmerspiegel zeigte. Die bronzene Färbung meiner Haut passte perfekt zu der indigoblauen Farbe. Echt ein Hit dieses Teil. Nur schade, dass es für so einen blöden Anlass wie ein Ritual ausgesucht wurde. Viel lieber wäre ich damit chic essen gegangen.
Beim Verlassen des Bades fiel dann auch endlich bei mir der Groschen. „Du sprichst die ganze Zeit von dem Ritual?“, fragte ich Victor. Der saß an meinem Tisch mit der
Weitere Kostenlose Bücher