Im Bann des Adlers
zugeben. Fand sie Victor schon attraktiv, dieser Mann war noch einmal eine ganz andere Liga. Wenn er ihr heute in einem Café oder auf der Straße begegnen würde, sie hätte alles daran gesetzt, ihn näher kennen zu lernen.
„Warum passiert immer mir so was?“ Da lief ihr endlich mal ein interessanter Typ über den Weg und sie hatte einen Job zu erledigen.
Kapitel 48
Hernandez
Nachdem er sein eher bescheidenes Zimmer bezogen hatte, machte Hernandez es sich wieder auf der Terrasse des Hauses gemütlich. Gerne wäre er etwas spazieren gegangen, aber sein Knöchel war da ganz anderer Meinung. Die Dame des Hauses kehrte gerade von der Gartenarbeit zurück und sah bezaubernd aus. Einige Strähnen lösten sich aus ihrem blonden Pferdeschwanz und der Schweiß glänzte unter dem Top auf dem Ansatz ihres kleinen festen Busens. Unter anderen Umständen hätte er die Situation für sich zu nutzen gewusst. Er war immer noch auf der Suche nach seiner Frau fürs Leben. Seine Sorge um Hillary überschattete jedoch in diesem Moment alles andere und so erfreute er sich zwar an dem Anblick, unterließ es aber Mercedes ein Kompliment zu machen. Als sie kurze Zeit später frisch geduscht und mit zwei Gläsern Rotwein aus dem Haus kam, waren seine Gedanken schon wieder auf sein Ziel gerichtet.
„Vielen Dank“, brummte er, nahm das Glas entgegen und stieß mit ihr an. „Tut mir leid, falls Sie mehr Komfort erwartet hätten. Aber unsere Bedingungen hier sind sehr einfach.“ Meinte sie entschuldigend. „Gerade das ist doch der Reiz dieser Gegend.“ Versetzte er schmunzelnd.
„Hat es Sie denn niemals von hier fortgezogen? Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist wunderschön hier. Aber wenn man jung ist, hat man doch Träume und ich glaube kaum, dass diese sich hier verwirklichen lassen. Vorausgesetzt Sie haben schon immer von einer alternativen Lebensweise geträumt.“ „Ganz schön neugierig junger Mann.“ Er setzte zu einer Erklärung an, aber Mercedes fuhr schon fort. „In der Tat, wollte ich postwendend weg. Doch wie meistens, kam alles ganz anders.“ Während die junge Frau redete, huschte ein Schatten über ihr Gesicht. Nun hüllte sie sich in Schweigen und er sah ihr an, dass etwas Gravierendes passiert sein musste. Aus Taktgefühl drang er nicht weiter in sie. Obwohl ihre Traurigkeit ihn bedrückte. Eine Weile saßen beide einfach nur so da und betrachteten die Sonne, wie sie hinter den Bergen verschwand. Die Szene wäre perfekt gewesen für ein erstes Date. Doch hier waren zwei Menschen mit einem Päckchen voller Probleme und es stand gerade keinem der Sinn nach Romantik. Mercedes wusste es zu schätzen, dass Hernandez nicht weiter fragte. Sie kannte ihn erst seit kurzem, doch sie mochte ihn. Auf ihr Bauchgefühl war normalerweise ganz gut verlass. Bis auf eine kurze Zeit, als sie gerade sechzehn geworden war. Alle Warnungen schlug das Mädchen damals in den Wind und beinahe hätte sie diesen Leichtsinn mit ihrem Leben bezahlt. Bis zum heutigen Tag gelang es ihr immer ganz gut die Erinnerung daran zu unterdrücken. Aber dieser nette Kerl berührte irgendwie ihr Inneres. Fast hatte sie den Eindruck, dass er ebenfalls innere Qualen litt. Vielleicht half es ihr, mit einem Fremden darüber zu reden. Doch sogleich verwarf sie den Gedanken wieder. Wie könnte er jemals verstehen, was damals geschehen war und das sie nur noch vergessen wollte, um irgendwie weiterzuleben.
Nach Sonnenuntergang wird es schnell kühl in den Bergen. Die Beiden zogen sich ins Haus zurück. Mercedes bereitete ein köstliches Abendessen aus Rührei mit Schinken und Erbsen zu. Die Stimmung lockerte sich durch das Kerzenlicht am Tisch wieder etwas auf und beide plauderten über belanglose Sachen. Der ungewohnte Aufstieg saß Hernandez noch in den Knochen und er wünschte der jungen Frau deshalb relativ zeitig eine gute Nacht.
In seinem kleinen Zimmer schalt er sich selbst dafür, nicht doch noch einmal nachgehakt zu haben. Aber vielleicht war es besser so. Schließlich brauchte er nicht nur Informationen, sondern auch jemanden der bereit wäre, eine Aussage zu machen. Er hatte nicht den Eindruck, dass die Frau dies tun würde. Vorausgesetzt sie wusste überhaupt etwas.
Kapitel 49
Maria
Eine halbe Stunde später, klopfte es erneut an Marias Tür. Dieses Mal stand eine in schwarz gekleidete Frau vor der Zimmertüre und bat Maria zum Abendessen in den Speisesaal. Just als sie den Raum betrat, erblickte die Frau auch schon Victor und Geronimo
Weitere Kostenlose Bücher