Im Bann des Adlers
ruhiggestellt und durch diese habe ich Dinge getan, die ich sonst niemals tun würde. Ein Mensch musste durch mich sein Leben lassen und danach hatte ich ungezügelten Sex mit einem Mann, den ich kaum kannte.
Zu allem Übel kam dann auch noch dazu, dass es noch mehr Drogen, noch mehr Sex und noch einen Toten gab. Wenn auch dieses Mal nicht durch meine Hand, so war, ich doch beteiligt.
Während mir das alles durch den Kopf ging und ich auf das völlig nutzlose Handy starrte, rannen die Tränen in Sturzbächen meine Wangen hinunter. „Es ist vorbei Jess. Wofür willst du denn noch kämpfen? Du hast keine Ahnung, ob du hier jemals lebend raus kommst. Selbst wenn, dann wahrscheinlich nicht bei klarem Verstand. Dein Leben ist sowieso ruiniert und José kann dir mit Sicherheit auch nicht verzeihen. Gib einfach auf.“ Erklärte ich mir selbst. Neben dem Bett lag immer noch die Packung Schlaftabletten. Um endlich das Chaos in meinem Kopf zu stoppen, nahm ich gleich noch einmal zwei Tabletten, legte mich hin und wartete auf den Schlaf, der mich gnädig vergessen ließ.
Hillary
„Gib einfach auf!“ Dachte sich gerade in diesem Moment auch Hillary in ihrem Kellergefängnis. Noch immer wusste sie nicht, warum sie hier war. Keiner sprach mit ihr. Es wurde Essen und Trinken gebracht. Abwechselnd mal von einer Frau oder einem Mann. Immer stand ein Zweiter draußen und bewachte die Tür, somit war jeder Fluchtversuch von vorne hinein schon mal unausführbar. Mehrmals hatte sie Fragen gestellt, aber keine Antworten erhalten. Der Typ mit der Hakennase und den komischen Augen war nie wieder erschienen. Was wollten die bloß von ihr? „Warum spricht denn keiner von euch mit mir?
Habt ihr etwa ein Schweigegelübde abgelegt?“ Fragte sie auch heute bei der täglichen Lieferung ihrer Mahlzeit. Dieses Mal war ein Paket mit Kleidung dabei. Wie sollte es auch anders sein, mit einem schwarzen Kaftan. „Na ja, vielleicht kannst du dieses Loch ja doch noch lebend verlassen Hilly.“ Sagte sie sich selbst, während sie das Gewand überstreifte. Zumindest war es sauber.
Zu der Sorge um sich selbst und ihr Überleben kam noch die um ihre beste Freundin. Ob Jessica wohl tatsächlich auch hier war? Eine innere Stimme sagte ihr immer wieder, dass es so war. So viele Zufälle gab es einfach nicht. Warum sollten erst ihre Freundin und dann sie selbst innerhalb weniger Tage, einfach so verschwinden? Da musste es einen Zusammenhang geben. Hillary hoffte nur, dass für beide die Rettung nahte. „Wenn ich nur endlich hier raus käme. Ich drehe echt noch durch.“ Schimpfte die junge Frau vor sich hin. Hockte sich in eine Ecke und wartete. Was konnte sie sonst schon tun?
Maria
Maria betrachtete das Zimmer. Es war nichts Besonderes, aber auf schlichte Art gemütlich. Ausgestattet war der Raum mit einem Himmelbett und zwei Nachtschränkchen. Ein kleiner Schrank mit angrenzendem Bücherregal stand in der Ecke. Neben der Tür zum winzigen Badezimmer war ein Spiegel angebracht und unter dem Fenster rundete ein Tisch mit zwei Stühlen die Einrichtung ab. Es war nicht das Hilton, aber schließlich war sie ja auch zum Arbeiten hier.
Eine Nachricht auf ihrem Handy zeigte an, das Riboz nachfragte, ob es schon Neuigkeiten gab. Der hatte echt Nerven. „Negativ“, schrieb sie zurück. Als sie gerade dabei war ihren Rucksack und die wenige Kleidung im Schrank zu verstauen klopfte es an der Tür. Als sie diese öffnete, hielt sie unwillkürlich die Luft an. Davor stand ein sehr großer hagerer Mann. Die scharfen Gesichtszüge wirkten wie gemeißelt und seine durchdringenden braunen Knopfaugen, faszinierten sie noch mehr als die stahlgrauen von Victor.
„Guten Tag, ich bin Geronimo“ schnarrte er mit rauchiger Stimme. Was für ein Mann!
„Maria“, antwortete sie leise. „Es freut mich sehr, dass Sie sich entschlossen haben, einige Zeit bei uns zu bleiben. Ich bin mir sicher es wird Ihnen so gut gefallen, dass Sie gar nicht mehr weg möchten.“ Jetzt wieder schlagfertig antwortete die Frau. „Ist das eine Drohung oder eher ein Versprechen?“ Er lachte leise und ein leichter Schauer rann ihren Rücken hinunter. „Ein Versprechen, wenn es nach mir geht. Richten Sie sich ein, machen Sie es sich gemütlich. Wir sehen uns in einer halben Stunde beim Essen.“ Damit drehte er sich abrupt um und eilte davon.
„Was war das denn jetzt? Bist du völlig irre? Du bist zum Arbeiten da.“ Schalt sie sich in Gedanken selbst. Doch eines musste Maria trotzdem
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