Im Bann des Adlers
an einem Tisch. Die beiden waren in ein leises Streitgespräch vertieft. Wie sie Gesten und Mimik entnehmen konnte. Ihr Eintreten wurde erst bemerkt, als ihre Begleitung sie schon fast zu dem Tisch der Zwei geführt hatte.
Victor blickte auf und sofort wechselte die Verärgerung in seinen Augen, über in Freundlichkeit. „Hallo Maria, wie ich hörte, haben Sie meinen Vater Geronimo bereits kennen gelernt?“ Stellte der Mann trocken fest. Während sie sich einen Stuhl heranzog, nickte die Frau. Ging der Streit etwa um sie? Geronimo ergriff das Wort. „Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich nach dem Essen gerne kurz ihre Zeit beanspruchen. Keine Angst,“ schickte er nach, als sie die Brauen hochzog. „Ich tue Ihnen nichts. Aber gestatten Sie mir noch einige Dinge zu klären, für die Dauer ihres Aufenthaltes. Nun erst einmal guten Appetit.“ Damit sah er das Gespräch wohl erst einmal als beendet an und beugte sich über einen Teller mit allerlei rohem Gemüse, Quark und Kartoffeln. Es schmeckte ihr wirklich gut, auch wenn sie nicht vermeiden konnte, die beiden Männer insgeheim zu betrachten. Weder, im Wesen noch im Äußeren, schienen sie sich ähnlich zu sein.
Maria war klar, bei Victor hatte sie ein leichteres Spiel. Dieser Geronimo schien nicht einfach zu täuschen. Seine ganze Haltung verriet ihr, dass er ständig auf der Hut war. Ihre Berufserfahrung sagte ihr, dass dieser Mann etwas zu verbergen hatte. Sie musste also sehr vorsichtig sein, damit ihr nichts, kein unbedachtes Wort rausrutschte.
Sobald ihr Teller geleert war, stand Geronimo auch schon neben Maria und ergriff leicht ihren Arm. Er führte sie in den hinteren Teil des Hauses zu einem Raum, den man wohl auch als Theatersaal hätte nutzen können. Aber überall auf dem Boden lagen Kissen verstreut und was ihr auffiel, waren die Gitter vor den Fenstern. Das hatte eindeutig Gefängnischarme. Der Mann zog sie wortlos auf einen Stapel roter Kissen und schaute ihr dann tief in die Augen. Oh Madre Dios, ihr wurde ganz heiß. „Was wollen Sie denn mit mir klären?“, erfragte Maria mit zittriger Stimme. „Ehrlich gesagt, habe ich nur nach einer Ausrede gesucht, um mit Ihnen alleine zu sein.“
Das überraschte die sonst so abgebrühte Polizistin nun doch. Fand er sie etwa auch so begehrenswert wie sie ihn, oder war das seine übliche Taktik, damit man ihm auf den Leim ging? „Hm, warum möchten Sie denn mit mir alleine sein?“ Gab sie zurück um Zeit zu schinden. Unvermittelt, nahm er statt einer Antwort, ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie sanft auf den Mund. Dieses Gefühl, seine Lippen auf ihren zu spüren, würde Maria ihr ganzes Leben nicht mehr vergessen, das wusste sie. Überrannt von ihren Gefühlen, ließ sie sich einfach fallen und genoss den langen sinnlichen Kuss. Erst als er sich von ihr löste, blickte sie verwirrt zu ihm auf.
In seinen scharfen braunen Augen las sie so etwas wie Erstaunen gepaart mit der Freude über einen errungenen Sieg. Aber was bedeutete das alles? „Was soll das?“ lautete deshalb auch ihre atemlose Frage. Verwunderung huschte über seine Gesichtszüge. „Ich dachte du willst das auch? Sofort, als ich dich vorhin sah, wusste ich wir sind füreinander bestimmt. Hast du das nicht auch gefühlt?“ Oh je, gut, dass Riboz sie nicht sah. Gleich am ersten Tag einer verdeckten Ermittlung in den Armen eines fremden Mannes. Kontrolle über eine Situation sah definitiv anders aus. Ausweichend antwortete sie. „Ich finde dich durchaus gut. Trotzdem geht das ein bisschen zu schnell. Wir kennen uns ja gar nicht. Wäre es nicht schöner, wir ließen uns noch etwas mehr Zeit?“ Lächelnd streichelte er über ihren Arm und meinte. „In unserem Alter braucht man keine Zeit, um zu wissen was man wirklich will, und ich will dich und du mich auch.“ Schon senkten sich seine Lippen wieder auf ihre und seine starken Arme hielten ihren Körper umschlungen.
Anfangs noch zaghaft umspielte seine Zunge ihre. Doch schon bald wurde der Kuss intensiver. Sein Körper drängte sich näher an ihren und an ihrem Rücken spürte Maria wohlige Schauer dort, wo seine Hände sie berührten. „Lass es sein“, sagte ihr die Vernunft, doch ihr fehlte die Disziplin, ihn von sich zu stoßen. Als er ihr kurzzeitig Luft ließ, versuchte sie halbherzig sich von ihm zu lösen. Aber schon zog er sie wieder an sich und in seinen dunklen Augen funkelte nun Begehren. Gegen ihren Willen flammte auch bei ihr die Lust auf. Wieder
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