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Im Bann des Adlers

Im Bann des Adlers

Titel: Im Bann des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianina Baloff
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reine Berechnung.
    Geronimo gierte es nach der Macht seinen Glauben ausleben zu können und dafür war ihm auch jedes Mittel und Opfer recht. Victor war sein Handlanger. Als wir dann alle begriffen was gespielt wurde, war es schon viel zu spät.“ Wieder stockte die Erzählung, was sehr an Hernandez Nerven rüttelte. Er ermahnte sich ruhig zu bleiben.
    „Was ist passiert?“ wagte er einen erneuten Vorstoß. Tief Luft holend und sich anscheinend innerlich wappnend, erzählte sie weiter. „Es begann ganz harmlos. Hier und da wurden Tieropfer erbracht, oder jemand gab Menschenblut aber nur geringe Mengen um die Götter gnädig zu stimmen. Doch je mehr Anhänger Geronimo um sich scharte, umso abartiger wurden auch die Rituale. Bei den Harmlosen war ich meistens anwesend und half bei den Vorbereitungen.
    Die Männer begehrten zuerst auf, denn viele Frauen berichteten von Sex mit Geronimo oder Victor und sogar mit beiden oder anderen Männern des Dorfes. Das passte den verheirateten natürlich gar nicht. Dazu kam, dass jeder der dem Orden beigetreten war, ins Haus zog und damit unerreichbar wurde. Geronimo hatte wirkungsvolle Methoden sie vom Dorfleben abzuschirmen. Er suggerierte, jedem Mitglied, es könne praktisch jederzeit wieder gehen. Aber wer verlässt schon freiwillig das Paradies, denn so stellte er seinen Orden, wenn auch mit anderen Worten, vor.
    Niemand außerhalb wusste genau, was sich hinter den Mauern abends abspielte. Es waren oft Gesänge zu hören und Feuer wurden entzündet. Die Mütter bekamen es mit der Angst um ihre Kinder zu tun, da diese ja vormittags dort zur Schule gingen. Was, wenn sie etwas sahen, was nicht für Kinderaugen sein sollte? Immer mehr rebellierte die Dorfgemeinschaft gegen den Orden und auch ich fühlte mich nicht mehr wirklich wohl in Geronimos Gesellschaft. Er predigte uns immer wieder, wie grausam doch die Welt außerhalb der kleinen von ihm geschaffenen Gemeinde sei und das nur bei ihm wirklich Frieden und Wohlstand herrsche.
    Trotz heftigen Protestes von meinen Eltern, und der Abneigung gegen Geronimo, zog ich ins Haus. Ein Fehler, denn schnell begriff ich, dass Victor mich nur dann gut behandelte, wenn er etwas von mir wollte. Im Besten Fall ließ er mich sonst links liegen, im schlechtesten Fall, nahm er sich von mir, was er wollte und wie er es wollte. Wenn ich mich wehrte, drohte er regelmäßig das Haus meiner Eltern nachts anzuzünden, damit sie jämmerlich verbrannten. Wie Sie sich vorstellen können, schüchterte mich das enorm ein, und da meine Eltern mich sowieso schon gewarnt hatten, wollte ich meinen Fehler nicht zugeben. Es wäre wohl besser gewesen, die Karten eher auf den Tisch zu legen, denn nachdem einer der Männer aus dem Dorf sich heimlich eingeschlichen hatte, während einer Zeremonie, eskalierte die Situation.
    Der Mann beobachtete wie ein junges Mädchen, aus einem der angrenzenden Dörfer, kaltblütig aufgeschlitzt wurde. Er hat natürlich sofort allen erzählt, was geschehen war. Niemand wollte so jemanden hier haben und ohne nachzudenken, setzte sich das ganze Dorf in Bewegung um Geronimo zur Rede zu stellen. Dieser war aber in der Zwischenzeit von irgendjemandem gewarnt worden und schlachtete, um keine Zeugen zu hinterlassen, alle Ordensmitglieder grausam ab. Jung und dumm wie ich war, wollte ich Victor warnen, dass er sich in Sicherheit bringen solle, und lief mitten in das grausige Blutbad. Als Victor mich entdeckte, zog er mich zwar in ein Zimmer, fesselte mir dort aber die Hände und Füße an einen Stuhl, sodass ich nicht fliehen konnte. Von meinem Platz aus sah ich Geronimo immer wieder morden. Bis endlich die restlichen Dorfbewohner kamen, war im Haus schon außer mir niemand mehr am Leben. Ich weiß bis heute nicht wie, aber beide konnten fliehen und vergaßen mich anscheinend vor lauter Hast. Immer noch wache ich oft nachts auf und höre die Schreie der sterbenden Menschen, so etwas vergisst man nicht. Auch nicht, dass ein Jahr später, tatsächlich mein Elternhaus mit meinen schlafenden Eltern verbrannte. Ich war für ein paar Tage bei einer Freundin in Foncebadon. Vielleicht hätte ich ja auch mit Ihnen sterben sollen.“ Überwältigt von ihren Gefühlen sackte Mercedes in sich zusammen und weinte. Hernandez sprang auf und nahm sie in seine Arme. Er streichelte ihr zart über die blonde Mähne und ein unbändiger Beschützerinstinkt regte sich in ihm. Nie wieder sollte jemand es schaffen dieser wunderschönen und starken Frau so etwas

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