Im Bann des Adlers
Verrat. „Du wagst es mich zu hintergehen, nach allem was ich für dich getan habe? Für mich warst du immer wie mein leiblicher Sohn. Womit habe ich solch ein Verhalten verdient? Rede dich nur ja nicht raus, ich habe alles gehört!“
Das war maßlos übertrieben, aber Geronimo hoffte, so die ganze Wahrheit zu erfahren. „Wenn du wirklich alles mitbekommen hättest, dann würdest du jetzt nicht toben. Sie hat zugesehen, wie du diese Frau kaltblütig ermordet hast. Anscheinend muss Maria noch herausgewürgt haben, dass sie von der Polizei ist.
Jedenfalls war Jessica drauf und dran schreiend durch das Haus zu laufen und dich zur Rede zu stellen. Was bitteschön hättest du denn darauf antworten wollen? Sie weiß, dass sie hier eine Gefangene ist und natürlich denkt sie an Flucht. Aber wir müssen sie unter Kontrolle halten. Das gelingt nur, wenn ich ihr vorgaukle, ich helfe, ihr zu fliehen. Vater …“ sagte Victor eindringlich. „Wir müssen uns dringend überlegen, was wir mit ihr anstellen. Willst du sie behalten oder loswerden?“ Wollte Geronimo vorhin noch dringend mit seinem Sohn das weitere Vorgehen abstimmen, war er sich jetzt seiner nicht mehr sicher. Seine innere Stimme sagte ihm, dass die Beiden unter einer Decke steckten, und zwar nicht nur zum Schein. So wie es aussah, wollte Victor die Frau schützen. Seine Antwort fiel deshalb sehr vage aus. „Ja deshalb wollte ich auch schon mit dir sprechen. Jetzt schläft sie erst mal. Lass uns sehen, wie es ihr morgen geht. Dann können wir zwei uns nach dem Frühstück treffen und alles Weitere besprechen.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Es gab noch so einiges zu erledigen, was keinen Aufschub duldete. Mit absoluter Klarheit wusste er nun, was zu tun war.
Victor
Victor wusste, sein Vater würde ab jetzt, sowohl ihn als auch Jessica, rund um die Uhr beschatten lassen. Eine schlechtere Voraussetzung für eine Flucht gab es nicht. Trotzdem riskierte er einen Kurzbesuch bei Jessica nach der Unterredung mit Geronimo. „Du musst Geduld haben und wir
gehen uns die nächste Zeit lieber aus dem Weg.“ Erklärte er ihr. „Was soll das bedeuten? Ich will hier weg!“ Unruhig lief sie auf und ab. Er konnte ihre Reaktion verstehen. „Ich weiß. Glaube mir, lieber heute als morgen möchte ich mit dir weggehen. Aber Tatsache ist, dass mein Vater mir nicht mehr traut und uns mit Sicherheit extrem überwachen wird. Wir kämen keinen Meter, dann sind wir Tot. Das ist die grausame Wahrheit.“ Schockiert sah Jessica ihn an. „Und jetzt verlangst du von mir, auf unbestimmte Zeit die Füße stillzuhalten?“ Eindringlich sah er sie an. „Genau das.“ Drehte sich um und verließ ihr Zimmer.
Kapitel 55
Riboz
„Gute Nachrichten, wir wissen nun endlich wer der Besitzer von diesem Haus ist.“ Stürmte Riboz in das Büro seines Kollegen. Dieser verzog keine Miene. „Und?“ „Sieht so aus, als wäre das tatsächlich ein verrückter Massenmörder. Wir müssen Maria sofort dort raus bringen. Bestenfalls hat Sie schon eine der Frauen gefunden. Aber selbst wenn nicht, mit der Aussage von dieser Mercedes, haben wir zumindest schon mal etwas in der Hand um ihn festzunehmen. Dann können wir in Ruhe das Haus durchsuchen.“ „Ha ha“, lachte Perron freudlos. „Sie machen wohl gerne Witze. Sie wissen genauso gut wie ich, dass wir ihn keine 24 Stunden hier festhalten können. Außerdem haben wir ja keine Ahnung ob die Frauen tatsächlich noch dort und am Leben sind. Maria da rein zu schicken war eine absolut dumme Idee, aber Sie mussten ja ihr eigenes Ding durchziehen.“
Nachdem Hernandez sich gemeldet hatte, musste Riboz seinem Vorgesetzten gegenüber Farbe bekennen und verraten, dass er die Polizistin ohne jegliche Erlaubnis verdeckt eingeschleust hat. Wie zu erwarten, fiel die Reaktion auf seine Handlung in einem riesen Wutausbruch aus. Doch er stand zu seiner Entscheidung und war nach wie vor überzeugt, unter gegebenen Umständen richtig gehandelt zu haben. Wie immer war die Zusammenarbeit mehr als schwierig. Perron blieb einfach ein harter Knochen. Dachte er am Anfang der Ermittlungen noch sie hätten vielleicht endlich einen gemeinsamen Weg gefunden, so revidierte er seine Meinung nun wieder. Mit diesem Menschen war kein Auskommen und er hatte auch gar keine Lust mehr, es noch weiter zu versuchen. Als er wortlos das Büro verließ, wählte er Marias Nummer. Er hoffte inständig auf handfeste Informationen. Mailbox, er hinterließ eine Nachricht
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