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Im Bann des blauen Feuers

Im Bann des blauen Feuers

Titel: Im Bann des blauen Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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die Tante Marie ihr aufgetischt hatte, war von vorne bis hinten erlogen gewesen. Aber warum? Um sie zu schützen? Oder um sie davon abzuhalten, unbequeme Fragen zu stellen?
    Ash legte ihr den Arm um die Schultern. „Du hättest das nicht tun sollen“, sagte er leise. „Es war nicht für deine Augen bestimmt …“
    „Wie hast du das gemacht?“, stieß sie mit heiserer Stimme hervor. „War das wirklich … real?“
    „Wenn du damit meinst, ob das alles so passiert ist – ich fürchte, ja. Dies waren die Ereignisse, wie sie sich aus der Sicht deiner Mutter abspielten.“
    „Ich will mehr sehen!“, forderte Céleste. „Zeig mir, wie es weiterging!“
    Ash schüttelte den Kopf. „Du hast schon mehr gesehen, als für dich gut war“, erklärte er sanft. „Und mehr ist da auch nicht. Die Gedanken und Empfindungen deiner Mutter wurden in ihrem Ring gespeichert – aber nur so lange, wie sie ihn in ihrer Nähe hatte. Da sie ihn zu dir in das Geheimfach gelegt hat, riss die Verbindung kurz darauf ab. Du siehst: Ich kann dir gar nicht mehr zeigen, selbst wenn ich wollte. Außerdem ist es besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen …“
    „Verdammt, wir sprechen hier von meiner Mutter!“, fuhr Céleste ihn an. Das Entsetzen über die Dinge, die sie gesehen hatte, war in Wut umgeschlagen. „Wie kannst du solche Dinge sehen? Wie hast du das gemacht?“
    „Es ist eine der wenigen Fähigkeiten, die mir nach … die mir geblieben sind. Ich kann durch Gegenstände das empfangen, was ihre Besitzer gesehen haben.“ Ash seufzte. „Es tut mir leid, Céleste. Ich kann mir vorstellen, dass das sehr schwer für dich gewesen sein muss. Aber immerhin hat man eines deutlich gesehen: Deine Mutter muss dich sehr geliebt haben – sie hat nicht eine Sekunde an ihr eigenes Schicksal gedacht, sondern immer nur an dich.“
    „Was waren das für Wesen, vor denen sie mich beschützt hat? Was wollten sie von ihr?“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, warum sie hinter ihr her waren. Aber eines steht fest: Jetzt wollen sie dich. Vielleicht warst du auch damals schon diejenige, nach der sie suchten. Aber deine Mutter gab ihr Leben, um dich zu retten.“
    Betroffen senkte Céleste den Blick. Sie wusste, dass er recht hatte – doch das machte es nicht gerade leichter. Sie hatte das Gefühl, die Schuld am Tod ihrer Mutter zu tragen. Wäre sie nicht gewesen, dann hätte Antoinette es vielleicht geschafft, sich selbst in Sicherheit zu bringen. Aber so …
    Sie spürte, wie Tränen in ihr aufstiegen, ihr über die Wangen liefen und auf den Polsterbezug der Couch tropften. Sie weinte um ihre Mutter. Weinte darum, dass sie all die Jahre in dem Glauben gelebt hatte, Antoinette sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Wie viele Nächte hatte sie wach in ihrem Bett gelegen und hasserfüllt an den Menschen gedacht, der am Steuer des anderen Wagens gesessen und den Tod ihrer Mutter verursacht hatte.
    Dabei trug sie die Verantwortung. Sie allein! Ihre Mutter hatte sich geopfert, um sie zu retten. Wäre sie nicht gewesen, hätte Antoinette es vielleicht geschafft zu fliehen.
    Ash schien zu spüren, was in ihr vorging. „Sie hat es getan, weil sie dich mehr geliebt hat als ihr eigenes Leben“, sagte er und legte eine Hand auf ihre. „Ich bin sicher, sie hätte nicht gewollt, dass du dir deswegen Vorwürfe machst. Es war ihre Entscheidung, sich für dich zu opfern.“
    Céleste atmete tief durch. Nicht zum ersten Mal erlebte sie, welch erstaunliche Wirkung selbst die leiseste Berührung von Ash auf sie ausübte. Auf der einen Seite machte es sie ganz kribbelig und nervös, während es sie im selben Augenblick seltsamerweise beruhigte. Er brachte sie völlig durcheinander, zugleich fühlte sie sich so klar wie lange nicht mehr.
    Vorhin, als er dem Tod nahe gewesen war, hatte sie schreckliche Angst um ihn gehabt. Das aber nicht nur, weil sie sich fürchtete, ohne ihn mit diesen Kreaturen fertigwerden zu müssen, die hinter ihr her waren. Und auch nicht, weil sie ihm ihr Leben verdankte.
    Was war bloß mit ihr los? Was stellte Ash mit ihr an?
    Sie sah ihn an, und einmal mehr fiel ihr auf, wie weise und tiefgründig sein Blick war. Alt und doch auf irritierende Art und Weise wiederum nicht. Es ließ sich nur schwer beschreiben. Fest stand nur, dass es sie faszinierte. Und dass sie nicht damit aufhören konnte, ihn anzuschauen.
    Sie hielt den Atem an, als er die Hand hob. Und das Herz schlug ihr bis zum Hals, als er langsam, wie in

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