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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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sein.
    »Verstehe. Nun, dann wird es härter für dich. Wir anderen sind Bayen; wir kennen die Politik des Ranon ki Cinai, kennen Menschen mit Macht und Einfluss. Wir haben in unserer Zeit außerhalb dieser Mauern ein bisschen von den Allianzen und den Verschwörungen in Erfahrung bringen können, welche die Gesellschaft von Malacar und dem Archipel durchziehen. Und wir benutzen dieses Wissen bei unseren Interpretationen.«
    Allianzen. Verschwörungen. Menschen mit Einfluss und Macht. Davon wusste ich nichts.
    Doch halt. Kratt und sein Drachenmeister.
    Als ich mich an sie erinnerte, fiel mir auch wieder ein, was sie umtrieb: Sie suchten die Antwort auf das Rätsel, warum aus keinem Ei, das jemals von einem gezähmten Brutdrachen gelegt wurde, ein Drachenbulle schlüpfte. Ganz sicher suchte der Tempel eine Antwort auf dieselbe Frage. Natürlich tat er das. Hatte Misutvia das auch erraten? Was war ihrer Meinung nach der Zweck ihres Hierseins?
    Ich fragte sie.
    »Zweck?«, erwiderte sie verbittert. »Der Zweck besteht darin, die kranken Fantasien des Ranreeb zu befriedigen. Ihn mit vom Gift inspiriertem Geplapper zu versorgen, das den Tempel stärken könnte. Als Gefangene zu leiden und zu sterben, weil man mehr Freiheit wollte, als eine Frau begehren sollte.«
    Sie hielt den Ritus nicht für heilig. Und ebenso wenig hatte sie das eigentliche Motiv des Ranreeb erraten.
    »Wenn du es vermagst, Naji, dann ertrage dieses Leben so lange du nur kannst.« Misutvia sprach schneller. »Ich bin vom Caranku Bri von Lireh. Du hast von unserem Clan doch gewiss schon gehört, oder? Es ist die wohlhabendste Handelsgilde in Malacar, und ich weiß, dass meine Mutter mittlerweile meinen Bruder von meinem Verschwinden benachrichtigt hat. Ich bin sicher, dass er früher von einer Reise nach Norden zurückkehrt, jetzt, während wir sprechen. Er wird mich finden, Naji. Bis dahin muss ich durchhalten.«
    Ihre Aufregung war ansteckend, nur konnte ich ihre Überzeugung nicht so einfach teilen.
    »Wie soll er uns denn finden?«, fragte ich. »Dieses Gefängnis und alles, was sich hier zuträgt, ist ein Geheimnis, um das nur sehr wenige Menschen wissen.«
    »Malaban, mein Bruder, hat ausgezeichnete Beziehungen. Er besitzt Land und Manufakturen, und seine Handelsflotte ist eine der größten und stolzesten an der gesamten Küste. Du hast doch gewiss schon von Malaban Bri von Lireh gehört?«
    »Ich bin eine Rishi«, rief ich ihr ins Gedächtnis. »Besitzt er Drachen?«
    »Der Tempel hat ihm niemals das Recht auf eine eigene Brutstätte gewährt, aber er hat die Erlaubnis erhalten, eine Klaue voll Drachen zu erwerben. Im Moment besitzt er fünfzehn Drachen, von denen fünf noch ihre Schwingen haben.«
    Also war der Mann so mächtig, wie sie gesagt hatte. Vielleicht hatte sie recht, vielleicht konnte ihr Bruder uns hier finden. Aber dennoch zweifelte ich. Immerhin war sie trotz ihrer Stellung eingekerkert worden.
    Ich frage sie, wie das hatte geschehen können, wie eine Frau von ihrem gesellschaftlichen Rang in dem Geheimgefängnis des Ranreeb hatte enden können.
    »Glaubst du, dass wir ein Leben voller Luxus und Müßiggang führen, nur weil wir Bayen sind?«, antwortete Misutvia. »Einige von uns sind hier, weil wir zu viel wollten. Zu viel Wissen, zu viel Gleichheit, zu viel Freiheit. Wir waren nicht unterwürfig und häuslich genug für die Person, die schließlich genug Druck auf den Tempel ausübte, damit er uns einkerkerte. Andere von uns sind hier, weil wir nicht gefallen haben. Als Frau bist du immer entbehrlich und ersetzbar, vergiss das nicht.«
    »Selbst Bayen?«
    »Bayen, Rishi, das macht keinen großen Unterschied.« Sie klang brüsk. »Der Arzt wird bald hier sein, aber vorher müssen wir noch über eines sprechen: über Prinrut. Wenn wir von den Drachen wieder in die Viagand zurückkehren, muss eine von uns in die Vorbereitungszelle zurückkehren, um Prinruts Geschichte in die Wände zu ritzen. Du hast die Geschichten gelesen, als du da warst, richtig?«
    »Ja.«
    »Niemand weiß davon außer uns Frauen der Viagand. Die Wächter, die Eunuchen und Drachenjünger betreten die Vorbereitungszelle nicht, nicht einmal, um sie zu reinigen. Ich habe gehört, dass sie Hunde hineinschicken, die den Schmutz vom Boden fressen. Die Geschichten auf diesen Wänden sind eines der Geheimnisse, die Großmutter in ihrer unergründlichen Frömmigkeit niemals verraten hat.«
    »Wie lange ist sie schon hier?«
    »Ich rede von Prinrut«, erwiderte

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