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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Misutvia scharf. »Hör zu. Eine von uns muss in die Vorbereitungszelle zurückkehren. Du solltest das verlangen. So machen wir es immer. Du weigerst dich zu essen, verhältst dich in Gegenwart der Eunuchen aufsässig und erklärst, dass du die Reinigung der Abgeschlossenheit benötigst, um deinen Verstand von den hartnäckigen Gedanken zu befreien, die dich plagen. In der Vorbereitungszelle suchst du die Wände nach den unvollständigen Geschichten ab. Prinruts Geschichte kannst du anhand ihres Alters erkennen. Sie war zweiundzwanzig Jahre alt, als sie hierher kam. Präge dir das ein: zweiundzwanzig.«
    »Ich kann nicht in die Vorbereitungszelle zurückkehren«, erwiderte ich entsetzt.
    »Hast du nicht den Wunsch, das für sie zu tun? Willst du nicht erfahren, wer sie war?«
    »Ich kann nicht dorthin zurückkehren«, stammelte ich.
    »Es ist ja nur für kurze Zeit.«
    »Und wenn ich nicht gehe?«
    »Dann bleibt ihre Geschichte ungeschrieben, und ihr Name wird niemals auf diesen Wänden erscheinen. Du wirst niemals erfahren, wer sie wirklich war, und ihr Geist wird hier gefangen bleiben, als Prinrut, bis du ihren wahren Namen aussprichst und ihn befreist.«
    »Mach du es. Geh du.«
    »Denk darüber nach.«
    »Ich kann nicht.«
    »Oh, und Kabdekazonvia; schreib auch ihr Verscheiden auf die Wände. Sie war sechsundzwanzig Jahre alt.«
    In dem Moment schimmerte Laternenlicht unter der Tür hindurch, und wir hörten Schritte.
    Wir verstummten, als der Arzt hereinkam.
    Mein Blut rauschte in meinen Ohren, und ich war mir sicher, er wusste, dass Misutvia und ich geredet hatten, nur wegen des schuldbewussten Pochen meines Herzens. Aber nach einer kurzen Untersuchung meiner Wunden wandte er sich Misutvia zu und schiente ihren Arm.
    Wir bekamen keine Gelegenheit, weiter miteinander zu sprechen, Misutvia und ich, denn sobald der Arzt ihre gebrochenen Knochen gerichtet hatte, tauchte der fette Eunuch auf und holte uns beide ab. Ich konnte kaum laufen, also zog der Eunuch mich einfach hinter sich her, hielt mein Handgelenk in einer seiner pummeligen Hände. Dabei murmelte er Worte, die eine Aufmunterung sein sollten.
    »Nur ein kleines Stück, Naji; nicht weit, dann sind wir in den Stallungen. Nicht lange, nicht weit. Noch eine Treppe, dann bist du da.«
    Es war Tag. Grünliches Licht fiel durch die von Schlingpflanzen überwucherten Fenster, an denen wir vorbeigingen, und tagaktive Echsen huschten blitzschnell über die Steinwände.
    Draußen prasselte immer noch der Regen herab; die Zeit der Nässe hatte jetzt ernsthaft begonnen. Rinnsale aus Regenwasser rieselten unablässig über die Innenseite der Fenster, spritzten auf die Schlingpflanzen, die sich über die Flure wanden, und bildeten kleine Lachen auf dem Steinboden.
    Offenbar war diese schäbige Festung in aller Hast erbaut worden, ausschließlich zu dem Zweck, dass der Ranreeb das Geheimnis erfuhr, wie man Drachenbullen in Gefangenschaft züchten konnte. Ich empfand fast so etwas wie Mitgefühl für dieses steinerne Bauwerk. Es lag an einem Ort, wo es nicht hingehörte, war erfüllt und entstellt von aggressivem, gleichgültigem Leben und unterschied sich so kaum von meinem Körper. Ich hasste die Steinmauern nicht, die mich umgaben. Nein. Ich verstand nur zu gut, dass der wahre Feind sich in den Herzen meiner Wächter befand.
    Was ich jedoch damals nicht begriff, war, dass mein eigener Feind auch in mir lag. In der Unterwürfigkeit, die meine Furcht erzeugt hatte.
     
    Wenn der Bann der Einsamkeit einen Geruch hatte, das Versprechen der Ekstase einen Duft, dann war es der des Giftes.
    Als der zitronige Duft des Drachengifts stärker wurde, wusste ich, dass wir uns den Stallungen näherten. Ich stolperte, keuchte, fühlte ungebetene Tränen über meine Wangen laufen. Trotz meines schrecklichen körperlichen und geistigen Zustandes, vielleicht auch gerade deswegen, sehnte ich mich mit einer Intensität nach der Berührung eines Drachen, dass ich mich schüttelte. Ohne zu wissen, woher die Worte kamen, begann ich zu flüstern.
    Umarme mich mit deinem obsidiangeschmückten Maul,
eine Kreatur, aus geronnenem Blut geschaffen.
Umarme mich! Und das honigfarbene Licht,
von Schwingen entfacht,
wird mich lehren,
was sie den Menschen nicht gewähren.
    Der Eunuch blieb unvermittelt stehen. Verärgert über diese Pause, sah ich von ihm zu Misutvia. Der Eunuch wirkte vollkommen verdattert. Misutvia hockte wie eine Raubkatze im Schatten, schien nur aus Augen zu bestehen,

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