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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Abgrunds und flocht Grashalme zu Schnüren. Warum, wusste ich nicht. Ich musste es einfach tun. Um mich herum lagen Stapel dieser Schnüre, in denen das Ungeziefer nur so wimmelte.
    Kiz-dan hob eine Hand und winkte mir zu. Der kleine Yimyam hob den Kopf bei ihrem Gruß und gurgelte vor Entzücken, als er mich sah. In dem Moment rissen die Taue der Brücke.
    Das Geräusch klang wie ein Peitschenhieb, nur hundertfach lauter; Kiz-dan schrie auf, sprang auf mich zu, drückte mit einer Hand Yimyam an ihre Brust, während sie die andere nach mir ausstreckte. Sie war nah, ihre Hand; ihre Fingerspitzen kratzten über mein Bein.
    Aber ich ergriff ihre Hand nicht.
    Nein.
    Ich drehte mich um und wälzte mich in den von Ungeziefer wimmelnden Stapeln von Grasschnüren, während Mutter und Kind kreischend in den Tod stürzten.
    Ich erwachte, schweißgebadet und schluchzend. Anschließend brauchte ich lange, bis ich wieder einschlafen konnte.
     
    Ich lag lange in der undurchdringlichen Dunkelheit der Grotte. Ich schlief, erwachte, hungerte; meine Wunden eiterten. Dann tauchte der fette Eunuch auf, die Laterne in seiner Hand. Misutvia humpelte hinter ihm her. Ihre teigigen Wangen waren eingefallen, als sie vor Schmerz die Luft einsog. Einen Arm drückte sie an ihre Brust.
    »Setz dich auf den Boden«, befahl der Eunuch brüsk. »Der Arzt kommt bald, heho!«
    Er ging hinaus, nahm die Laterne mit, warf die Tür hinter sich zu und ließ uns im Dunkeln zurück. Nach einer kurzen Stille hörte ich, wie Misutvia an einer Wand zu Boden rutschte.
    Meine Zähne klapperten, als mich ein Schauer überlief.
    »Wir werden morgen früh zu den Stallungen gebracht. Das Gift hilft«, sagte Misutvia. Ihre Stimme klang heiser, als hätte jemand sie gerade erst mit starken Händen gewürgt.
    »Die Wächter kümmern sich dort um die Drachen, misten die Ställe aus, füttern sie, pflegen sie. Es sind allesamt Verbrecher, die eine lebenslange Strafe im Dienst des Tempels verbringen. Außerdem sind es höchst unachtsame Wächter, die nicht einmal diese Pflicht ernst nehmen; wir sind vom Dschungel umgeben. Dieser Ort liegt versteckt und ist nur dem Ranreeb und einigen wenigen verwirrten Drachenjüngern bekannt, die sich in ihrem Dienst hier abwechseln. Verstehst du mich, Naji?«
    Sie sprach schnell; mir wurde klar, dass sie nicht nur sich selbst und mich von dem ablenken wollte, was man uns antat, sondern auch diese seltene Gelegenheit nutzte, mir Informationen zu geben, ohne dass jemand anders dabei war, vor dem sie ihre Zunge hüten musste.
    »Wie viele Wächter gibt es hier?« Mir klapperten immer noch die Zähne.
    »Sieben.«
    Mir war ihre Zahl viel größer erschienen. Erheblich größer.
    »Und Drachenjünger?«
    »Fünf, in jeder Jahreszeit. Allesamt fanatische Eiferer.«
    »Werden die Drachenjünger …?« Mein Ekel erstickte meine Frage, aber sie verstand mich trotzdem.
    »Nein, sie werden dich nicht so berühren. Aber sie werden dir wehtun, falls deine Interpretationen von dem, was du während deiner Vereinigung mit einem Drachen hörst, ihnen nicht gefallen. Sie haben ihre eigenen Methoden.«
    »Wie kann ich sie erfreuen?«
    »Hast du schon einmal bei einem Drachen gelegen?«
    Ich zögerte; es war uns verboten, über unsere früheren Erfahrungen zu sprechen.
    »Du weißt, dass ich kein Fehlverhalten melde, außer dem von Großmutter«, meinte Misutvia ungeduldig. »Beantworte die Frage. Wir haben nur wenig Zeit, bis ein Arzt auftaucht.«
    »Ja, habe ich«, stieß ich hervor. »Ich habe bei einem Drachen gelegen.«
    »Also hast du ihr sogenanntes Hohelied gehört.«
    Hohelied. Ein ausgezeichneter Begriff für das, was ich vernommen hatte: Ein Lobgesang, ein Text, von einem Drachen gesungen, eine melodische Komposition aus Drachenkunde und Historie.
    »Ich habe Bruchstücke davon gehört, ja.«
    »Konzentriere dich auf die Emotionen, die diese Halluzinationen provozieren, verbinde sie mit deiner eigenen Lebenserfahrung, und ersinne daraus eine Interpretation. Denk an das, was der Tempel will, was er braucht: Macht. Füttere sie mit Namen, die andeuten, wie sie diese Macht zu verstärken vermögen.«
    »Ich weiß nichts über Politik. Ich bin eine Rishi aus Brutstätte Re.«
    Sie antwortete nicht. Ich konnte fast hören, wie sie darüber nachdachte, wie eine niedere, nahezu unsichtbare Leibeigene hier hatte enden können, in diesem geheimen Gefängnis für Frauen, wo die Gefangenen auf Geheiß des Ranreeb gezwungen wurden, mit Drachen intim zu

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