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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Prinruts und Kabdekazonvias Geschichte vervollständigt, die Worte penibel mit einem Stein in das weiche Holz geritzt hatte, flüsterte ich ihre Namen. Ich hatte das Gefühl, als würde Prinruts Geist mich kurz und zärtlich umhüllen, bevor er unter dem Spalt der Tür der Vorbereitungszelle verschwand.
    Ich stellte mir vor, wie Prinrut wie ein wabernder Nebel durch die steinernen Flure davonflog, um sich dann in einer Spirale aus einem von Schlingpflanzen überwucherten Fensterschlitz in den Himmel zu erheben. In dem Moment würde ein Himmelswächter erscheinen, dessen war ich sicher. Er sank aus dem Himmel über der grünen Dschungelkrone, sammelte die Helix von Prinruts Geist mit seinem Schnabel auf und trug sie hinauf, zu dem Einen Drachen, in die Sicherheit des Himmlischen Reiches, wo ihre Lebenskraft in seinem Maul verschwinden würde. Ihre Essenz würde sich mit der des Drachen vereinen, und, gestärkt durch diese Verschmelzung, würde der Drache seinen ewigen Kampf gegen das Böse fortsetzen.
    Prinrut war frei.
    Als ich Kabdekazonvias Namen murmelte, schienen Sterne in der Vorbereitungszelle zu explodieren: Ich sah weißorangene Funken, die aus einem kurz aufflackernden Feuer stoben. Diese Funken flogen hell und wirbelnd umher, prallten von den Wänden der Zelle ab, bis sie schließlich den Spalt unter der Tür fanden. Knisternd und zischend verschwanden sie dann aus meinen Augen.
    Und obwohl ich so etwas noch niemals zu Gesicht bekommen hatte, war ich davon überzeugt, keiner Halluzination aufgesessen zu sein, die durch das restliche Gift in meinem Blut ausgelöst worden war. Nein. Ich bin mir gewiss, dass ich die göttliche Befreiung der Essenz dieser Frauen sah, die ich gekannt hatte.
     
    Wohlgemerkt, wir lagen nicht oft bei den Drachen. Das hätte jede Frau umgebracht, ganz gleich, wie gut sie das Drachengift vertrug. In den langen Monaten in der Viagand lag ich nur dreimal bei den Drachen. Dreimal. Aber es waren denkwürdige Erlebnisse.
    Was lernte ich in diesen dahinwogenden, sich dehnenden und raffenden Tagen in den Stallungen der Brutdrachen und den Erholungsnischen? Was hörte ich?
    Lieder, die verherrlichten und reinigten, Melodien, die heilten und transzendierten. Melancholisches und von Trauer umwölktes Wispern. Ich hörte Erde, hörte Wasser, sah vernebelte Bilder von Blut und Strahlen. Ich roch Verlust und Zwang, schmeckte Barbarei und Amputation. Verzückung war ein Geräusch, hatte Stofflichkeit, kannte Trauer.
    Manchmal zuckten Bilder durch die Lieder, gebrochen und verschwommen, kochend, schäumend, gärend. Worte drangen aus meinem Mund, herausgepresst von dem Tumult, der in mir toste. Krampfhaft, wild, sengend und bestialisch waren die Bilder, die ich sah, und die Worte brachen kreischend und heulend, wie in einem orgiastischen Sturm aus mir heraus.
    Ich fühlte, wie sich mein Anus dehnte, als ich ein Ei legte.
    Flog von einer Baumkrone zur nächsten, suchte meine Jungen, während der Gestank von Menschen wie Schwefel in meinen Nüstern brannte.
    Meine Hinterbeine zitterten, meine Flanken hoben und senkten sich vor Anstrengung, als ich den Jungdrachen bekämpfte, der meine Brutdrachen besteigen wollte.
    Aber die Bilder waren nicht so deutlich, nicht so, wie ich sie beschrieb. Sie waren zerfranst, wie Stücke eines Laubsägepuzzles, an den Rändern abgerieben, von der Zeit, und mein berauschter Verstand setzte sie zu einem verwirrenden Ganzen zusammen, zu einer Collage, die ohne die Gesänge und die Empathie, welche sie strukturierte, nur wenig Sinn ergab. Nur während dieser traumbenommenen Tage und Nächte, die ich in meiner Nische in der Gewölbekammer der Viagand schlief, vermochte mein Verstand diese einzelnen Stücke zu kohärenten Bildern zusammenzusetzen. Dabei gingen viele Stücke des Legespiels verloren, die ich dann mit Stücken aus dem Puzzle meines eigenen Lebens ersetzte, um ein logisches Bild zu erhalten.
    Gewisse Bilder jedoch tauchten nach jedem Besuch in den Stallungen regelmäßig wieder auf. Immer und immer wieder erlebte ich als Bulle ein Shinchiwouk. Immer und immer wieder durchfuhr mich die Wut, mein Territorium gegen einen Kontrahenten verteidigen zu müssen, kämpfte ich gegen junge und alte Bullen, damit ich überlebte und die Brutdrachen besteigen konnte, die sich versammelt hatten und zusahen. Noch lange, nachdem ich in die Gewölbekammer der Viagand zurückgekehrt war, zuckten meine Glieder, wenn mir Bilder von diesen Kämpfen durch den Kopf schossen, vom

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