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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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während meine Beine hinter mir durch die Luft schwangen. Einen kurzen Augenblick lang waren meine Füße hoch in der Luft, während ich einen Handstand auf dem Rückgrat des Bambusdrachen machte, und dann, den Schwung meines Sprungs ausnutzend, drückte ich mich ab, in die Luft.
    Es war, als würde ich fliegen, ein durchdringendes Gefühl der Freiheit des Geistes und Körpers. Einen berauschenden Moment lang war ich schwerelos. Die Luft und ich waren eins. Ich hatte das Gefühl, als müssten gleich lederne Schwingen aus meinen Schulterblättern sprießen.
    Dann stürzte ich.
    Ruderte mit den Armen.
    Ich landete mit einem lauten Rumms auf dem Rücken, und mein Kopf schlug mit betäubender Wucht auf dem Boden auf. Ich hatte wohl ein paar Sekunden das Bewusstsein verloren, denn als ich wieder zu mir kam, hielt der Drachenmeister meinen Kopf in seinem Schoß.
    Mir war speiübel. Der Bambusbulle erhob sich über mir, wogte vor meinen benommenen Augen. Es rauschte in meinem Kopf.
    »Brut Res Calim Musadish ist in drei Wochen angesetzt«, erklärte der Drachenmeister über mir. Seine Worte klangen langgezogen, verzerrt. »Drei Wochen, verstanden?«
    Calim Musadish: Abstieg ins Tal. Der vom Tempel ausgesuchte Tag, an dem der Bulle einer Brutstätte zur Arena transportiert wird.
    Der Calim Musadish war immer sehr gut besucht, und die Zuschauermenge befand sich in einem Zustand religiöser Verzückung, weil sie die heilige Pracht von Re zu sehen bekam. Jedes Jahr wurden von diesem Mob eine Klaue voll junger und alter Menschen zu Tode getrampelt. Mutter hatte Waivia und mir verboten, auch nur einen einzigen Calim Musadish zu besuchen. Ihre recht bildhaften Schilderungen, wie Unselige unter den Füßen der in Verzückung versetzten Frommen zertrampelt wurden, hatten in allen Frauen meines Geburtclans Furcht erzeugt, so dass keine Kinder aus Brut Res Töpferclan jemals dieses Spektakel besucht hatten, jedenfalls nicht in meiner Jugend.
    Die bittere Ironie bestand darin, dass ich sie jetzt nicht nur besuchen, sondern sogar an eben dieser Zeremonie aktiv teilnehmen würde.
    »Morgen üben wir weiter an diesem Bullen, heho«, erklärte der Drachenmeister grimmig. »Ich werde keine Wiederholung der heutigen Vorstellung dulden, hast du gehört?«
    Ich konnte nur in den Himmel starren; mir schwindelte, und ich erschauerte beim Anblick des rötlichen Leuchtens der Dämmerung.

19
    A n diesem Abend besuchte Waikar Re Kratt den Drachenmeister und mich in meiner Stallbox.
    Er tauchte unangemeldet auf, flankiert von seiner Leibgarde, deren verschlungene Gesichtsnarben ebenso barbarisch und angsteinflößend wirkten wie die der beiden Cafar Wachen, die auf der Schwelle meiner Stallbox standen. Vor der Hütte der Schüler las der Drachenjünger wie jeden Abend weiter aus seiner Tempelrolle, und seine von der Clackron-Maske verstärkte Stimme dröhnte über den ganzen Hof. Er stockte keine Sekunde bei Kratts Erscheinen.
    Der Drachenmeister nahm Haltung an, als Kratt meinen Stall betrat. Ich atmete zischend ein und verschluckte mich an dem Fleischstück, das ich gerade aß. Hustend und keuchend erhob ich mich aus der Hocke, ließ meine kleine Zinndose auf dem Boden stehen. Ich trat mehrere Schritte in den Stall zurück, während mein Puls raste.
    Kratt blieb vor dem Drachenmeister stehen. Sein wundervoller indigoblauer Umhang legte sich in schwingenden Falten um seinen Körper. In einer Faust hielt er eine Schriftrolle.
    Kratt betrachtete den Drachenmeister eine Weile, als hätte er eine besonders komplizierte Keramikstatue vor sich, die er vollkommen verabscheute. Ein süßlicher, würgender Ambergeruch erfüllte die Luft.
    »Sie soll in die Arena«, sagte er schließlich. Seine Stimme klang leise und boshaft.
    Verwirrung zeichnete sich auf den Zügen des Drachenmeisters ab. »Das weiß ich.«
    »Heute hat der Ashgon die Liste veröffentlicht. Ihr Name befindet sich darauf.«
    Der Ashgon: Das nominelle Oberhaupt des malacaritischen Zweigs des Ranon ki Cinai und der Heilige Berater des Imperators.
    Jedes Jahr führte die Liste des Ashgon auf, welche Schüler von welcher Brutstätte den Shinchiwouk durchführen sollten. Sie hielt auch die Häufigkeit fest, mit der jeder Schüler die Arena betreten musste, und auch wann welcher Brut-Bulle sich dort zeigen musste, war in dem Dokument festgehalten. Eierkopf hatte uns ausführlich über diese Liste informiert und betont, dass die Namen, die der Drachenmeister einer Brutstätte dem Ashgon zuvor

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