Im Bann des Feuers Drachen2
Entschlossenheit, das Geheimnis der Drachen zu lüften. Die Pläne des Drachenmeisters, die Djimbi zu befreien. Das Abbasin Shinchiwouk, das immer näher rückte. Mein immer noch geschwächter Körper. Meine hartnäckige Entschlossenheit, niemals einen anderen Schüler niederzuschlagen, um mich selbst zu retten.
Und dann schien ein großes Schiff, das ein Drache als Galionsfigur zierte, auf dieser Woge zu reiten, als ich begriff, dass ich meine Rache an Kratt vollziehen konnte. Ich vermochte ihn zu ruinieren, wie ich es einst geschworen hatte. Trotz der ungeheuren Macht der Kräfte, die sich gegen mich sammelten und wie eine Gewitterwolke über mir schwebten, sah ich eine Möglichkeit, wie ich meine lange gehegten Pläne umsetzen konnte. Und zwar sofort.
Kratt selbst hatte mir unbeabsichtigt verraten, wie ich ihn vernichten konnte.
Ich musste einfach nur verschwinden.
Das neue Gesetz, das der Ashgon in die Liste eingeflochten hatte, gab mir das Werkzeug an die Hand, mit dem ich meinen Racheschwur gegen Kratt erfüllen konnte. Würden wir acht Jahre die Arena nicht betreten können, wäre ich ruiniert, Komikon. Keine Brutstätte kann das überstehen.
Wenn ich nicht in der Arena auftauchte, wenn ich an meinen Wachen vorbeikam und für immer aus der Domäne der Stallungen floh, würde der Ashgon Kratt acht Jahre lang die Erlaubnis verweigern, die Arena zu betreten. Wenn in Brutstätte Re nur unbefruchtete Eier gelegt würden, würden Kratts Drachenbestände sehr rasch schrumpfen. Er wäre finanziell ruiniert. Seine politischen Allianzen würden zerbröckeln.
Warum also durchströmte mich kein Triumphgefühl? Warum zermarterte ich mir das Hirn, wie ich in diesen Stallungen bleiben konnte, statt meine Flucht zu planen? War ich wahrhaftig so sehr dem Gift verfallen? War es nur die Sehnsucht nach der göttlichen Vereinigung mit einem Drachen, die mich zum Bleiben drängte?
Nein.
Ich konnte es damals nicht in Worte fassen, warum ich bleiben wollte, aber heute vermag ich es.
Heimat.
Ich wollte ein Zuhause.
Ich war eine Waise, eine Ausgestoßene, eine Gejagte, und sehnte mich nach einem Gefühl der Zugehörigkeit. Ich gierte nach Liebe und Akzeptanz. Das neunjährige Mädchen, das zugesehen hatte, wie ihr Vater ermordet wurde, das aus seinem Clan verstoßen worden war und das von seiner Mutter wegen einer wahnsinnigen Besessenheit verlassen worden war, weinte jetzt vor Sehnsucht nach einem gütigen Herzen.
Während also die Dunkelheit sich herabsenkte, die Sterne am Himmel funkelten, so hart und kalt wie Quartz, und der Drachenjünger die Stallungen verließ, um am nächsten Morgen zurückzukehren, zerbrach ich mir den Kopf über eine Möglichkeit, wie ich in den Stallungen bleiben, wie ich erneut die – wenn auch mürrische – Anerkennung meiner Altersgenossen erringen konnte, wie ich mir einen Platz sichern konnte, den ich Zuhause nennen durfte.
Ich war so versunken in meine verzweifelten Gedanken, dass ich die Musik erst hörte, als sie meinen Verstand wie eine fein gesponnene Wolke aus rauer Seide verdunkelte. Etwas durchströmte mich pulsierend, etwas Grünes, ein raues, fruchtbares Gefühl, das von Blüten kündete, von Säen, Tau und Jugend. Je stärker diese Empfindung wurde, desto mehr veränderte sie sich; ich wurde von Freude erfüllt, von Überlegenheit, schien einer höheren Welt anzugehören. Ich wurde von dieser süßen Melodie verführt, verlockt, von einem Klang, der sowohl anregte als auch tröstete.
Als ich mit verschleiertem Blick auf die Pflastersteine starrte, kribbelte meine Haut unter einer Erinnerung. Das Gefühl war dem gleich, das man hat, wenn das Blut, nachdem man zu lange in einer Haltung sitzen geblieben ist, nach dem Aufstehen schmerzhaft in die betäubten Gliedmaßen zurückströmt.
Djimbi-Gesänge. Ich hörte Djimbi-Gesänge.
In dem Moment fühlte ich einen scharfen Stich in meinem Schoß. Hitze, die sich ausbreitete und verführte. Ein Verlangen, das sich urplötzlich wie ein Lauffeuer ausbreitete.
Drachenjünger Gen beugte sich über mich.
Sofort erlosch die Verzauberung, und ich kehrte mit einem Ruck in die Gegenwart zurück.
Hinter Gen standen meine beiden Cafar Wachen schwankend auf der Schwelle meiner Stallbox und stöhnten, während sie unter ihren Kettenhemden und Lederpanzern Hand an sich legten. Die Augen hatten sie geschlossen, ihre Münder waren schlaff.
Drachenjünger Gen zuckte mit den Schultern. »Der beste Djimbizauber, den ich kenne, was-was? Er wird
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