Im Bann des Feuers Drachen2
Drachenmeister. »Stell mein Urteil nicht in Frage und halte mich nicht für einen Narren!«
Ich starrte in das knochige Gesicht des Drachenmeisters. Die braungrüne gefleckte Haut auf seinen Wangen sah aus wie schlecht gegerbtes Leder, das nur ungenügend an seinen Schädel angepasst war.
»Was macht er dann hier?«, flüsterte ich.
»Der Ranreeb hat es verlangt.«
Ich sah ihn ungläubig an.
»Hast du etwas anderes erwartet?«, fragte mich der Drachenmeister bissig. »Der Tempel will deinen Tod, Mädchen. Und Dono ist der auserwählte Meuchelmörder.«
»Wie lange war er verbannt?«
»Er ist heute zum ersten Mal wieder hier.«
»Also ist auch er nicht weiter ausgebildet.«
Der Drachenmeister schnaubte. »Komm nicht auf die Idee, seine Fähigkeiten mit den deinen zu messen.«
Ich sah wieder zu Dono hin. Genau in diesem Moment drehte er sich um. Der Stallhof schien sich schlagartig zu verkleinern; es war, als stünden wir unmittelbar voreinander, Auge in Auge. Ich hielt den Atem an, als ich seinen boshaften Blick bemerkte.
»Er darf die Arena nicht mit mir betreten!«, stieß ich hervor.
»Der Ranreeb besteht darauf.«
Ich riss meinen Blick von Donos los und starrte stattdessen den Drachenmeister an. Er sah mir in die Augen; es war ein quälender Blick, als würde ich in einen Abgrund schauen, an dessen Boden sich ein kaum sichtbarer Spiegel befand, ein Spiegel, der mein Gesicht reflektierte.
»Halte dich in der Arena von Dono fern. Was auch immer geschieht, wie der Bulle auch immer angreift, sei dir immer bewusst, wo sich dieser Veteran befindet.« Er spie aus. »Und wenn dir dein Leben lieb ist, dann benutze deine Waffen so, wie sie gedacht sind. Vergiss deinen dummen Schwur.«
Die Furcht machte mir eine Antwort unmöglich.
An diesem Tag trainierte ich hart, härter als je zuvor.
Ich schwitzte, mir tat alles weh, eine große Blase auf meiner Handfläche platzte auf, weil ich mit meinem Poliar so heftig Schläge parierte. Es wurde gerade dunkel, als ich zum ersten Mal seit meiner Rückkehr erfolgreich meinen Trick mit dem Umhang gegen den Drachenmeister anwandte.
Ich riss mir den Umhang geschickt über den Kopf, wirbelte ihn rasch zu einem Tau zusammen und schlug damit zu, das Ende mit der Kette nach außen, zielte auf die Hoden des Komikon, um ihn abzuwehren. Mit einem erschreckten Schrei sprang der Drachenmeister zurück. Der Schlag brannte sicherlich höllisch. Ich genoss meinen Triumph mit einem grimmigen Nicken in Richtung des Drachenmeisters, der leicht gekrümmt dastand. Seine Wangen glühten von dem scharfen Schmerz in seiner Männlichkeit. Aber er gewann seine Fassung mit einer Schnelligkeit zurück, die jahrzehntelange Disziplin und Ausbildung ihn gelehrt hatten.
»Das wurde auch langsam Zeit«, knurrte er und deutete auf den Bambusbullen. »Jetzt spring da rüber, heho!«
Ich blähte meine Nasenflügel und starrte den Bambusbullen an; eine dunkle, schattige Masse in der aufkommenden Dämmerung.
»Spring da rüber, sage ich!«, befahl der Drachenmeister.
»Jawohl, Komikon«, antwortete ich förmlich.
Ich legte meinen Poliar weg und überzeugte mich, dass mein Umhang sicher an meinem Hals befestigt war. Dann holte ich mehrmals tief Luft, wippte auf den Fußballen vor und zurück und duckte mich, um auf den falschen Bullen loszustürmen.
Ich konnte es schaffen.
Ich war im Konvent von Tieron häufig auf die Rücken der Kuneus gesprungen, hatte eines ihrer Vorderbeine als Sprungbrett genutzt, um mich auf die Biester zu schwingen, wenn ich sie säubern wollte. Ich hatte es geschafft, selbst als ich von Hunger geschwächt war, während mich der Geist gequält hatte. Ganz sicher konnte ich dieses unbewegliche Bambusgestell vor mir besteigen, auch wenn es viel größer war als die altersschwachen Bullen, denen ich einst gedient hatte.
Allerdings blieb die Frage offen, ob es mir auch gelingen würde, über seinen Rücken zu springen, wie der Drachenmeister es befohlen hatte, mit einem Überschlag, wie Ringus und die anderen Diener es oft geschafft hatten.
Ich holte tief Luft und näherte mich dem mit Tierhaut bedeckten Bambusgestell.
Ich lief locker darauf zu. Ein paar Schritte vor dem Vorderbein machte ich kürzere Schritte und beschleunigte mein Tempo. Ich sprang auf das Bein und nutzte den Schwung meines Laufs, um auf den Rücken zu springen.
Mit einem lauten Klatschen landeten meine Hände auf der derben Haut, und das Gestell erzitterte. Ich ließ meine Arme ausgestreckt,
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