Im Bann des Feuers Drachen2
Pflaume unter dem geschwollenen Lid hervor. Er strahlte Hass aus, wie die Fackeln Qualm absonderten. Er trug nicht nur den Poliar in einer Hand, sondern war auch mit einer Peitsche bewaffnet, die er um die Taille geschlungen hatte, und in dieser Schärpe steckte ein Dolch. Der Handgriff aus Gold und Elfenbein verriet, dass dies die Waffe eines Bayen war.
Es war keine Vebalu-Waffe. Ein Herr unserer Brutstätte, der meinen Tod wollte, musste ihm diesen Dolch gegeben haben.
Ich sah mich hastig um. »Wo ist mein Vebalu-Umhang? Wo ist meine Waffe? Ich kann doch nicht mit leeren Händen die Arena betreten!«
»Halts Maul, Hure!«, fuhr Dono mich rau an. Seine Stimme war so verzerrt vor Verachtung, dass ich sie kaum erkannte.
Neben mir bekam der Drachenmeister einen neuen Wutanfall. Er war immer noch an den Händen gefesselt, so wie ich, und zudem noch an den Füßen. Aber das hinderte ihn nicht daran, um sich zu schlagen und wie ein Hund mit den Zähnen nach jedem zu schnappen, der ihm zu nahe kam. Der Mann hielt sich sichtlich nur noch mit der Kraft der Wahnsinnigen aufrecht.
»Bindet mich los, ihr Tempelhuren!«, kreischte er. »Kettet mich los, gebt mir meine Peitsche!«
Im Schatten machte sich Eierkopf daran, die vier Novizen zusammenzutreiben, deren Namen neben Donos und meinem auf der Liste des Ashgon aufgeführt waren. Alle vier weinten, und einer kauerte an der Wand.
»Bitte, Eierkopf, bitte«, schluchzte er und sah Eierkopf an, als wäre der sein älterer Bruder, der die Macht besaß, den Novizen vor seinem Los zu bewahren. »Zwing mich nicht, zu gehen!«
»Hoch mit dir!«, brüllte Eierkopf. Als der Junge sich nicht rührte, sondern ihn nur flehentlich ansah, gab Eierkopf ihm eine Kopfnuss. »Tu das, was ich dich gelehrt habe, dann kommst du als Diener zurück! Und jetzt hoch mit dir!«
Der Junge schlang die Arme um seinen Kopf und schluchzte. Eierkopf zog ihn hoch, stellte ihn auf die Beine; der Junge sackte sofort wieder zu Boden. Mit einem heftigen Fluch warf Eierkopf ihn sich über die Schulter und stampfte zu uns herüber. Der Vebalu-Umhang des Jungen flatterte vor seiner Brust hin und her, während er schluchzend über Eierkopfs Schulter hing und ihn immer wieder anflehte, ihn herunterzulassen.
Die drei anderen Novizen, die mit Dono und mir zum Shinchiwouk eingeteilt waren, wogen ihre Vebalu-Waffen in den Händen. Ihre Augen waren glasig vor Angst.
»Ich trage ihn hoch«, knurrte Eierkopf. Bei seinen Worten setzten sich die Inquisitoren in Bewegung und zogen den gefesselten Drachenmeister und mich hinter sich her.
Mo Fa Cinai, wabaten ris balu , dachte ich. Irgendwie verwob sich dieses verzweifelte Gebet mit dem schluchzenden Flehen des Jungen, bis ich, während wir durch den muffigen Gang gingen, am Ende nicht mehr den Beschwingten Unendlichen um Kraft bat, sondern ihn anflehte, mich freizulassen.
Schließlich schimmerte Tageslicht vor mir.
Dazu das Stimmengewirr von zweihunderttausend Menschen, die sich zum Blutvergießen und zum fröhlichen Feiern versammelt hatten.
Frische Luft drang in meine Nase, gemischt mit dem staubigen Geruch sonnengewärmter Erde und dem süßen, stechenden Duft fruchtbarer Onahmes, die darauf warteten, von einem Bullen bestiegen zu werden.
Wir erreichten das rostige Gitter; dahinter lag das staubige Rund des Kolosseums. Das harte Sonnenlicht trieb mir Tränen in die Augen.
Eierkopf versuchte, den Jungen herunterzulassen; aber er klammerte sich an Eierkopfs Hals fest, schlang seine Beine um Eierkopfs kräftige Körpermitte.
Der Diener packte das Haar des Jungen und riss ihn mit dem Kopf zuerst herunter.
»Bitte, Eierkopf, zwing mich nicht, zu gehen!«
Ich wandte mich ab, unterdrückte den Drang, mich zu übergeben.
Die Wachen, die an der Innenseite des Gitters standen, überprüften rasch die Vebalu-Waffen und Umhänge der Aufgerufenen, überzeugten sich, dass sie korrekt waren. Dono ignorierten sie.
»Er hat einen Dolch!«, rief ich. »Das ist nicht zulässig!«
Einer der Wachleute beugte sich vor. Sein Atem stank nach Maska-Schnaps. Seine verschlungenen Gesichtsnarben wirkten vor dem hellen Sonnenlicht der Arena blau, und ihm fehlte ein Schneidezahn.
»Ich würde dir das Ding selbst in den Leib rammen, wenn ich die Möglichkeit hätte«, knurrte er.
Ich schwieg.
»Kettet mich los, sonst soll euch der Zorn des Himmlischen Reiches holen!«, brüllte der Drachenmeister. »Ihr Dämonenschlampen, kettet mich los!«
Eine der Wachen löste den Riegel des
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