Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
Vom Netzwerk:
an, während das Zwielicht einen sternenübersäten Umhang über das Tal Re warf.
    »Wer war das?«, stieß ich heiser hervor. Ich drehte mich um, zu den schattigen Gestalten der Schüler, die mit mir zusammen den Hof betreten hatten. Mein Unglauben schlug in Wut um.
    »Wer war das?«, wiederholte ich, diesmal schreiend. Aus den Stallungen antwortete mir das Gebrüll einer Drachenkuh, gereizt von der Wut in meiner Stimme. Die Drachen in den anderen Stallboxen bewegten sich unruhig, ihre Krallen kratzten über den Schiefer. »Bei der Macht des heiligen Re, ich verlange, dass du dich erklärst!«
    Im Osten folgte ein weißer Komet funkelnd seiner Bahn über den Himmel und zog einen Schweif aus unirdischem Grün hinter sich her. Er raste hoch über den angrenzenden Hof hinweg und beschrieb einen vollkommenen Halbkreis über dem Sandsteinbogen, der zu den dahinterliegenden Stallungen führte.
    Durch den in diesem Moment, zwischen den Nachzüglern, die von dem Vebalu-Training zurückkehrten, Dono trat.
    »Du!« Ich deutete mit dem Finger auf ihn. Der Komet explodierte in einen funkensprühenden Strahlenkranz aus Weiß und Grün; sein unirdisches Licht fiel über Dono, tauchte seinen Körper in die fleckigen Farben eines Leichnams.
    Dono hatte meine Latrine zerstört, dessen war ich mir sicher. Seine Selbstachtung hatte heute Nachmittag auf dem Übungsfeld empfindlich gelitten, weil er sich herabgelassen hatte, jemanden anzugreifen, der sich weigerte, Gegenwehr zu leisten. Deshalb hatte er seinen Grimm an der Latrine ausgelassen, die ich am Tag zuvor so mühsam errichtet hatte.
    Ein dunkler Schatten löste sich aus einer Ecke des Hofes und schwebte wie ein Gespenst auf Dono zu. Es materialisierte zu einer Gestalt, die wir alle im selben Moment erkannten: Es war der Drachenmeister.
    »Hast du das getan?«, zischte er Dono an. Obwohl ich etwas abseits von beiden stand, konnte ich den Drachenmeister deutlich verstehen. Seine Stimme wisperte über den Hof wie ein boshafter Wind.
    Dono hob den Kopf und streckte das Kinn leicht vor. »Ja, Komikon.«
    Ich erinnerte mich an seinen trotzigen Ton aus meiner Kindheit, damals im Tempel, als Dono kühn verlangt hatte, in die Lehre des Drachenmeisters aufgenommen zu werden.
    »Dafür bekommst du die Peitsche.« Der Drachenmeister wandte sich uns anderen zu. »Wer auch immer meine Wahl irgendeines Schülers in Frage stellt, wird ausgepeitscht! Habt ihr verstanden? Zwanzig Hiebe, mit einer nicht in Gift getränkten Peitsche! Niemand widersetzt sich meinem Willen, ganz gleich, wen ich in unsere Reihen gekürt habe! Niemals!«
    Er drehte sich zu Dono um. »Zieh dich aus!«
    Dono gehorchte, ohne den Kopf zu senken. Als sein Lendenschurz auf dem Boden lag, wirkte der Jüngling im Mondlicht fast überlebensgroß. Seine Nacktheit war für uns alle ein eindrückliches Zeichen seiner Menschlichkeit. Der Komikon befahl Dono, sich mit den Händen an eine Mauer zu stützen. Dono holte tief Luft und zwang sich sichtlich, sich zu entspannen, seine verkrampften Muskeln zu lösen. Denn dann würde die Peitsche keine so schrecklichen Wunden reißen.
    Ich zuckte beim ersten Klatschen der Peitsche zusammen, verkrampfte mich beim zweiten und biss mir beim dritten auf die Lippe.
    Nach zehn Hieben war meine Wut auf Dono verraucht. Mit zusammengebissenen Zähnen lauschte ich dem Pfeifen der Peitsche, wenn sie durch die Luft sauste, dem trockenen Klatschen des Leders auf der Haut, und konnte meinen Blick nicht von den roten, geschwollenen Striemen auf Donos Rücken abwenden.
    Diese Striemen würden beim nächsten, kraftvollen Schlag aufplatzen wie die Haut verfaulter Pflaumen.
    Beim fünfzehnten Schlag fiel Dono zu Boden, rappelte sich jedoch mühsam, keuchend, wieder auf; seine schweißnassen Handflächen hinterließen sichtbare Flecken auf der Sandsteinmauer. Im Mondlicht wirkte das Blut, das ihm über den Rücken und die Pobacken hinunterlief, wie Ströme dunklen Weins.
    Beim achtzehnten Schlag sackte er wieder zu Boden, ebenfalls beim zwanzigsten, und danach erhob er sich nicht mehr.
    Wir standen reglos da, während der Drachenmeister mit seiner geflochtenen Bullenpeitsche spielte, deren Ende auf dem staubigen Boden lag. Er zuckte einmal mit dem Handgelenk, ganz leicht; die Peitsche schlängelte sich in einer behäbigen Welle über den Boden, erhob sich kaum aus dem Staub.
    Die Venen im Arm, dessen Hand die Peitsche hielt, traten wie Taue hervor, und ein Lächeln überzog das Gesicht des Drachenmeisters,

Weitere Kostenlose Bücher