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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Augen.
     
    Ich kam wieder zu mir. Warme Lippen lösten sich von meinen. Ich schmeckte den Atem einer anderen Person in meinem Mund, feucht, dampfend, mit dem Aroma von Eintopf.
    Ein Gesicht schwebte über meinem, verblasste, verschwamm, wie ein sonderbarer Dämonen-Mond.
    »Beweg dich nicht. Wenn du dich aufregst, schnürt sich dir die Kehle wieder zusammen.«
    Dono.
    Ich schloss die Augen, konzentrierte mich darauf, ruhig und flach zu atmen. Jeder Atemzug fiel mir schwer, fühlte sich an, als würde ich durch einen Beutel aus Sackleinen atmen, den man mir über den Kopf gezogen und mit Draht um den Hals geschnürt hatte. Es wäre ein Leichtes gewesen, der Panik zu verfallen, mich dem Terror hinzugeben, der mich zu überwältigen drohte.
    Aber das Knurren an meinem Ohr bekämpfte diesen Impuls. »Atme, Zarq. Hilf mir.«
    Ich konzentrierte mich wieder darauf, ruhig und regelmäßig einzuatmen. Meine Lippen fühlten sich merkwürdig an, als gehörten sie nicht zu mir, und auf meinen Wangen schien sich eine hauchdünne Kruste zu bilden. In meinen Ohren summte ein Schwarm von Insekten, die meinen Kopf vernebelten, und als das Gift von meiner Haut in die Blutbahn eindrang, spürte ich plötzlich, wie eine vertraute Kraft mich durchströmte. Natürlich war das der Grund gewesen, aus dem ich die Drachenkuh gereizt hatte. Nur hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie mit solcher Wucht, einer derartigen Stärke angreifen würde, und auch nicht damit, dass sie auf mein Gesicht zielte.
    Die Erde unter meinem Rücken atmete mit mir, schwoll bei jedem Einatmen sanft an und zog sich beim Einatmen zurück. Die Drachenkühe in den Stallboxen passten ihre Atemzüge ebenfalls den meinen an, atmeten in Harmonie mit mir, und selbst die Schüler, die in der Hütte schliefen, sogen die Luft im Gleichklang mit mir ein. Wahrhaftig, jeder Mann, jede Frau und jedes Kind in der ganzen Brutstätte Re atmete im selben Rhythmus wie ich, ohne im Schlaf zu ahnen, dass ich die Luft beherrschte. Jedenfalls glaubte ich das, in meinem Rausch.
    Ich fühlte, dass sogar Donos Atemzüge sich mit meinen vereinten. Ich strahlte, genoss den Triumph, seine Lungen zu beherrschen.
    Er zerstörte diese Harmonie. »Warum hast du das getan? Nein, antworte nicht, bleib ruhig.«
    Ich öffnete mühsam ein Auge, sah ihn neben mir sitzen, ein Knie aufgerichtet, den Arm darüber gelegt. Er betrachtete mich und fuhr mit der anderen Hand durch seine Locken. Schweiß schimmerte silbern im Mondlicht auf seiner Haut, und am schwarzen Firmament über ihm funkelten Sterne wie Tupfer aus glasiertem Porzellan.
    In dem Moment widerfuhr mir ein Grunu-Engros, ein Moment des Drachengeistes. Es ist klar, wovon ich spreche, ja? Dieses täuschende Gefühl, man hätte eine bestimmte Situation schon einmal erlebt, eine Situation, die ein Omen für das zukünftige Leben einer Person ist. Ich meine dieses gemischte, machtvolle Gefühl des Wiedererkennens eines solchen Vorzeichens.
    Mir fiel unvermittelt ein, wann ich den Himmel das letzte Mal so von Sternen erhellt gesehen hatte. Es war an dem Abend nach dem Sa Gikiro gewesen, als ich neun Jahre alt war, in jener Nacht, in der meine Mutter zum ersten von vielen Malen, die noch folgen sollten, die Tempelstatuten übertrat, als sie Glasuren und Töpferwerkzeuge im Dschungel versteckte. In jener Nacht hatte man – wie auch in dieser – den Himmel nicht schwarz nennen können, denn er strahlte so hell, dass es aussah, als hätte man weißes, flüssiges Porzellan hineingerührt.
    Ich erschauerte.
    »Woher kennst du das Gift so gut, Zarq?« Donos Stimme riss mich wieder in die Gegenwart zurück. »Onai dürfen das Gift der Cinai Kuneus, denen sie dienen, nicht zu sich nehmen. Aber du musst es getan haben, heho, weil du es so gut verträgst. Die Menge Gift, die du eben abbekommen hast, hätte dich eigentlich töten müssen, vor allem, weil du es so dicht an deinem Gesicht abbekommen hast.« Er wandte den Blick von mir ab und sah über den verlassenen Hof.
    Nach einem Moment ergriff er erneut das Wort. Mittlerweile hatte ich an seinem Tonfall und seinem unnatürlich starren Blick gemerkt, dass er ebenfalls unter dem Einfluss des Giftes stand. Selbstverständlich tat er das. Er hatte schließlich mit der bloßen Hand das Gift von meinem Hals gewischt.
    »Sie zielen immer auf das Gesicht, Zarq. Es ist ein Instinkt. Selbst die frisch ausgeschlüpften Drachenjungen tun das, ich habe es selbst gesehen. Sie zielen immer zuerst auf den Mund.«
    Er

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