Im Bann des Feuers Drachen2
rang würgend nach Luft und klaubte vergeblich an der Kette.
Er ließ mich los und sprang geschickt zurück, außerhalb meiner Reichweite.
Halb benommen, versuchte ich mich zu orientieren, zu Atem zu kommen. Im selben Moment stürzte er sich wieder auf mich.
Ich stolperte nach hinten, wäre bei meinem verzweifelten Versuch, seinen Schlägen auszuweichen, fast gefallen. Der Sinn seines Angriffs war unverkennbar: Er wollte mich demütigen und überwältigen, nicht jedoch ernsthaft verletzen; denn kein Schlag richtete wirklich Schaden an. Sie wirkten nur betäubend. Mir klingelten die Ohren, und ich konnte mich nicht konzentrieren. Ich kam weder dazu, Atem zu schöpfen, noch mich so weit zu sammeln, dass ich dem Hagel seiner Schläge hätte wirksam entkommen können.
Ich versuchte es, versuchte auszuweichen, mich zu ducken oder seine Schläge zu parieren. Aber es gelang mir nur bei einem von acht Versuchen.
Er packte erneut meinen Umhang, würgte mich kurz, ließ los und sprang zurück.
Ich starrte ihn an, keuchend, während mir der Schweiß in schmutzigen Strömen über den Leib lief. Die Schüler lachten und höhnten.
»Du schaffst es nicht, Zarq«, erklärte Dono. Er selbst atmete angestrengt, was mich irgendwie freute. »Geh nach Hause.«
Seine Worte schmerzten weit mehr als jeder seiner Schläge. Ich besaß kein Zuhause. Mein Clan hatte mich ausgestoßen. Der Konvent von Tieron war von den Tempel-Inquisitoren gesäubert, meine heiligen Schwestern waren hingerichtet worden, alle, bis auf eine, Kiz-dan, die mit mir geflohen war; doch selbst sie und ihr Kind hatten mich, zu meiner endlosen Trauer, am Ende im Stich gelassen.
Mein einziges Zuhause waren die Stallungen des Drachenmeisters.
Ich schluckte und schüttelte den Kopf, während mir schwindelte. »Ich werde nicht gehen, Dono.«
Er griff erneut an.
Ich fiel.
Benommen lag ich ihm Staub und starrte an den gleißend hellen Himmel. Dono beugte sich über mich.
»Gib auf und geh.«
Ich leckte mir die Lippen. »Nein.«
»Gib auf, Zarq, sonst tue ich dir ernstlich weh.«
Ich schloss die Augen, raffte alle Kraft zusammen und rappelte mich mühsam auf. Dann wappnete ich mich gegen seinen nächsten Angriff.
Der nicht auf sich warten ließ; er stürzte sich schnell und wütend auf mich, und ich landete mit dem Gesicht zuerst im Staub. Die Knie schmerzten von seinen Hieben.
Taumelnd richtete ich mich erneut auf. Die höhnische Rufe um mich herum verstummten allmählich. Donos Gestalt verschwamm vor meinen Augen.
»Wenn du nicht aufgeben willst, musst du mich schlagen«, keuchte er. »Ich lasse meine Deckung offen für dich, Zarq.«
»Nein.«
»Du schlägst mich oder du gehst zu Boden!«
»Ich werde dich nicht niederschlagen«, krächzte ich.
»Dann gehst du eben zu Boden.« Er stürzte sich auf mich und schlug mich nieder, bevor ich auch nur blinzeln konnte.
Staub brannte mir in den Augen, knirschte mir zwischen den Zähnen. Meine Waden brannten vor Schmerz, die Muskeln geschwollen von den Prellungen. Die Schüler schienen erst zur einen, dann zur anderen Seite zu kippen, als ich versuchte, auf den Beinen zu bleiben. Es schillerte vor meinen Augen, dann legte sich eine Wolke vor meinen Blick.
»Bleib liegen, Zarq«, keuchte Dono. »Du hast nicht das Zeug für einen Schüler in dir.«
Ich ignorierte ihn und richtete mich auf. Ich schwankte, taumelte und wäre fast gefallen. Aus einer Wunde auf meiner Wange tropfte Blut in den Staub.
Auf dem Übungsfeld herrschte tiefstes Schweigen.
Das sich in der Gluthitze scheinbar endlos ausdehnte.
Schließlich spie Dono aus. »Ich verschwende meine Zeit. Du wirst die Arena nicht überleben, Zarq. Es spielt keine Rolle, wie hart du trainierst, und auch nicht, ob der Drachenmeister den Zorn des Tempels von dir fernhalten kann. Wenn du das Spiel nicht nach den Regeln spielst, wirst du es nicht schaffen.«
Er trat auf mich zu und legte eine Hand auf meine Stirn.
Es wäre so einfach gewesen, ihn zu schlagen. So leicht, ihm meinen Prügel über das Gesicht zu ziehen. Aber ich tat es nicht. Ich würde keinen Schüler niederschlagen, würde auf dem Weg zu dem, was ich wollte, der Ehre nicht den Rücken kehren. Ich würde niemals so werden wie der Geist meiner Mutter.
Mühelos stieß Dono mich in den Staub.
6
S taub. S Der Hof, die Hütte der Schüler.
Meine Latrine. Die Wände waren auseinandergerissen, das Dach eingestürzt, als wäre eine gigantische Faust hineingefahren. Ich starrte die Trümmer ungläubig
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