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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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in die Wände zu ritzen, trotz der Weichheit des Holzes. Aber es gelang mir, ich triumphierte bei jedem Symbol, das ich vollendete, hatte das Gefühl, etwas Großes bewerkstelligt zu haben, etwas Wertvolles, trotz meiner eher kläglichen Beherrschung der Schreibkunst. Doch es fiel mir ungeheuer schwer, den Stein aufzunehmen, wenn ich aus einem unruhigen, kalten Schlaf erwachte. Mich aus meiner Verzweiflung zu reißen, zum Handeln zu zwingen, wie gering dieses Handeln auch sein mochte, wurde eine ungeheure Aufgabe.
    Manchmal brachte ich es einfach nicht über mich, wiegte mich stattdessen auf dem Boden, den Kopf zwischen den Knien.
    Mut ist der Preis, den das Leben fordert, wenn es Frieden gewährt. Jeder, der das nicht weiß, kennt die lebhafte Einsamkeit der Furcht nicht. Und wenn ich den Mut fand, diesen Stein aufzuheben, fand ich, jedenfalls für eine kleine Weile, eine merkwürdige Art von Frieden.
    Und das ist es, was ich in diese verrottenden Wände ritzte:
    Einige nennen mich Danku Re Darquels Zarq, andere dagegen Zarq-die-Ausgeburt. Beides trifft zu, denn jetzt, mit siebzehn Jahren, bin ich eine Ausgeburt. Ich bin eine Rishi, kann jedoch lesen und schreiben. Ich bin eine Frau, habe jedoch Drachenbullen gedient. Ich bin eine Ausgeburt, weil ich mich einst zu dem Glauben verstieg, eines Tages den Status eines Drachenmeisters zu erlangen.
    Dies zu schreiben gab mir ein Ziel, einen Sinn, hielt mich bei Verstand. Es fühlte sich an, als würde ich Donos Verrat begraben, indem ich meine Hand nach den Frauen ausstreckte, die vor mir diese Zelle kennengelernt hatten. Ich träumte von ihnen, kannte sie als liebe Freundinnen. Ich war nicht allein, nicht, wenn ihre Namen ständig über meine Lippen drangen. Nicht, wenn meine Geschichte mit ihrer auf diesen Wänden stand.
    Irgendwann in dieser düsteren Ewigkeit dämmerte mir, dass meine Litanei, wenn auch entfernt, der Musik der Drachen ähnelte, der uralten Aufeinanderfolge, die jeden Drachen mit den Toten, den Lebenden und sogar den noch Ungeborenen verband. Der Akt, diese Symbole in das modrige Holz zu ritzen, verband mein Herz und meinen Geist, selbst meinen Atem mit den Frauen, die hier, an dieser Stelle, gestorben waren, und darüber hinaus mit allen Frauen und Männern; denn wir alle mussten eines Tages sterben, ob in einer Zelle oder in einer Hängematte, im Kindbett oder durch ein Missgeschick. Der Tod war ein unbestreitbarer Einiger.
    Dann öffnete sich eines Tages die Tür vor mir, zu meinem Schreck, und ich fiel vornüber ins Leben zurück.

12
    E in fetter Eunuch badete mich in lauwarmem Wasser, in einem blaugefliesten Raum. Ich zuckte vor seiner Berührung zurück, vor dem Licht der Laterne, das grell auf den gesprungenen und angeschlagenen Fliesen mit ihren gelbbraunen Wasserflecken schimmerte. Ich betrachtete argwöhnisch den hölzernen Trog, aus dem er das Wasser schöpfte, wurde von dem Gefühl überwältigt, als das lauwarme Wasser über meinen Kopf floss. Ich keuchte, spuckte, zitterte und verbarg mein Gesicht hinter den Händen, während ich splitternackt dort stand und seine Fürsorge ertrug.
    Er benutzte eine körnige Seife. Sie roch nach zerstoßenen Pflanzen und brannte auf den aufgeschürften Wunden der Druckstellen, die er eifrig schrubbte.
    Schnalzend und murmelnd wusch er mich, tätschelte gelegentlich meinen Bauch, meinen Rücken oder die Schultern, als wären es alle eigenständige Wesen, die des Trostes bedurften. Während ich zitterte und vor Angst weinte, weil ich nicht wusste, was diese Waschung zu bedeuten hatte und mich deshalb fürchtete, wusch er mein Haar, fuhr mit den Fingern durch die verfilzte Mähne, bis mein Haar in ordentlichen, nassen Strähnen bis knapp unter mein Kinn reichte.
    Er trocknete mich mit einem Leinentuch ab, das einst recht vornehm gewesen sein mochte, den Stickereien an seinem Rand nach zu urteilen, das jetzt jedoch fleckig, verschlissen und an vielen Stellen bereits fadenscheinig war.
    Als ich trocken war und meine Kopfhaut von den Berührungen durch seine Finger noch heiß pulsierte, kleidete er mich in einen Bitoo. Ich staunte und war gleichzeitig beunruhigt, wie vornehm dieses leichte, hellgrüne Leinen war, wie weich es um meine Knöchel floss und wie genau es meine Arme bedeckte.
    Er zog mir die Kapuze des Bitoo über mein feuchtes Haar und trat zurück. Dann strahlte er, als er hätte er mich nicht nur gewaschen, sondern mich erschaffen.
    Der Eunuch musste um die zwanzig sein, obwohl es sehr schwer

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