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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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zu überleben. Drittens: Deiner Fähigkeit, das zu interpretieren, was du in den Stallungen hörst, und deiner Bereitschaft, dies in den Erholungsnischen auf eine nützliche Art und Weise wiederzugeben. Diese Fähigkeit ist von allen dreien die entscheidende.«
    Ich verstand kein Wort.
    »Du hast ihr ihre Aufgabe noch nicht erklärt, Großmutter.« Wieder ergriff die junge Frau das Wort, die Misutvia genannt wurde. »Du hast ihr nicht erklärt, dass dies kein normales Gefängnis für Frauen ist.«
    Großmutter legte den Kopf auf die Seite, als lausche sie auf die Geräusche eines Wurmes unter den Steinfliesen. »Habe ich das vergessen?«
    Ein vielstimmiges gleichgültiges Murmeln brandete um uns auf:
    »Ja, Großmutter, das hast du.«
    »Du hast es vergessen.«
    »Ja.«
    Ein Ausdruck der Bestürzung huschte über das glänzende Gesicht von Großmutter, aber in ihren blutunterlaufenen Augen mit den weiß gefleckten Iriden zeigte sich keinerlei Emotion.
    »Das ist kein gutes Zeichen. Ganz und gar nicht. Ich sollte entsprechend bestraft werden.«
    Einige Frauen murmelten zustimmend.
    »Also gut. Lasst mich dort fortfahren, wo ich hätte beginnen sollen. Bei deiner Aufgabe, hier, Naji: Du wirst dich abwechselnd mit den anderen Frauen zu einem der vier Drachen legen, die in den Stallungen der Brutdrachen leben und deren Giftsäcke noch intakt sind. Dort wirst du dem Drachen erlauben, seine Zunge in deinen Leib zu schieben, woraufhin du der göttlichen Gedanken der Drachenkuh teilhaftig wirst. Wenn sich der Drache aus dir zurückzieht, wirst du von den Wächtern zu einer Erholungsnische getragen, wo du dann in aller Ausführlichkeit den wartenden Drachenjüngern alles mitteilst, was du während dieses göttlichen Austauschs in Erfahrung gebracht hast. Wenn du behauptest, nicht verstanden zu haben, was die Drachen dir mitteilten, werden die Drachenjünger verschiedene Methoden anwenden, um dich zu ermutigen, diese Informationen nicht für dich zu behalten. Verstehst du das?«
    Ich starrte sie an, während mein Entsetzen wuchs. Mein Blick glitt über die anderen Frauen, die sich um mich herum auf ihren diversen Sitzgelegenheiten drapiert hatten. Ihre rotgeränderten, ausdruckslosen Augen funkelten in ihren teigigen, glänzenden Gesichtern.
    »Aber die Gedanken der Drachen sind unverständlich!«, stieß ich keuchend hervor.
    »Du hast diese Erfahrung bereits gemacht. Das erklärt deine Augen, heho!«
    »Ich verstehe nicht, was die Drachen sagen! Ich kann es nicht verstehen!«
    »Du musst es verstehen. Dein Leben hängt davon ab.«
    »Interpretiere die Bilder, die du siehst, verbinde sie mit den Emotionen, die sie provozieren«, unterbrach Misutvia Großmutter ein drittes Mal.
    »Färbe nicht die Art, wie sie die Gedanken der Drachen übersetzen könnte, indem du sie über deine eigenen Methoden der Interpretation aufklärst, Misutvia«, erwiderte Großmutter. Ihre tonlose Stimme schien zum ersten Mal durch eine subtile Dringlichkeit gefärbt zu sein. »Das ist ein Fehlverhalten. Ich übernehme die Pflicht, es zu melden. Du wirst entsprechend bestraft werden.«
    Misutvia senkte den Kopf und sah auf ihre Hände, und jetzt bemerkte ich, dass ihr Haar nicht so dünn und ölig war wie das der anderen Frauen.
    »Du hast selbstverständlich recht«, murmelte Misutvia. »Und ich übernehme die Pflicht, deine Vergesslichkeit zu melden, Großmutter, die du vor wenigen Momenten selbst als Fehlverhalten eingestanden hast.«
    »Bisher hat außer dir niemand diese Pflicht für sich beansprucht, also gehört dieses Recht auf jeden Fall dir. Ich hätte diese Pflicht selbst übernehmen sollen. Meine geistigen Fähigkeiten werden eindeutig schwächer. Ich werde das mit den Eunuchen und meinem Wächter diskutieren. Vielleicht wird mir ja meine Exekution gewährt.« Es herrschte einen Augenblick tiefstes Schweigen um uns herum, während ich Großmutter fassungslos anstarrte. Sie hatte vollkommen ruhig und vernünftig gesprochen, so gelassen, als würde sie über die Vorzüge eines Bitoo reden, den sie kaufen wollte.
    »Du strebst auf bewundernswerte Weise nach Reinheit, Großmutter«, murmelte Misutvia schließlich, ohne den Blick von ihren Händen zu heben.
    »Ja. Das tue ich«, erwiderte Großmutter.
    In dem Moment öffnete sich die Tür hinter uns mit einem leisen Seufzen. Die Frauen wandten sich gemächlich um, und auch ich hob den Kopf vom Boden. Der Eunuch tauchte wieder auf, mit einem Tablett mit Essen in den Händen. Ihm folgte ein

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