Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
Vom Netzwerk:
Fleisch! Esst, esst, dann lebt ihr länger; dann werden sie euch weniger Schmerz zufügen. Esst!«
    Ich schloss meine Augen vor dieser Tyrannei, wünschte mir, ich könnte auch meine Ohren verschließen.
    Schließlich hörten die Eunuchen auf, weckten den Jungen, der immer noch neben der Tür döste, und dann aßen die drei die Reste selbst. Sie aßen melodramatisch, leckten sich schmatzend die Soße von den Fingern, verdrehten die Augen, wenn sie sich die Teigwaren in die klebrigen Münder stopften und sich das Fett vom Kinn leckten. Ich sah zu, fasziniert und gleichzeitig angewidert, wie in einem merkwürdigen Traum, aus dem ich gleich erwachen würde. Die Frauen um mich herum sahen ebenfalls zu; mit ihren großen, starren Augen und unbewegten Mienen.
    Trägheit überkam mich, drohte mir mit einem tiefen, langen Schlaf.
    »Heho, Mädchen, auf die Füße, kommt hoch, kommt!«, sang der fette Eunuch und klatschte laut in die Hände. Der andere Eunuch trippelte zur Tür. Der Junge hatte jetzt einen Besen und eine Schaufel in der Hand; als die Frauen sich matt erhoben und zur Tür schlurften, hastete der Junge um Teppiche und Kissen herum und fegte achtlos die Krumen zusammen.
    Der korpulente Eunuch zog mich brüsk, beinahe ungeduldig hoch.
    »Du kannst später schlafen, Naji. Geh jetzt. Ich weiß, dass du gehen kannst.«
    Aber meine Beine wollten nicht gehorchen. Ich wollte nicht gehorchen. Ebenso wenig wollte ich jedoch schlafen, denn der Geist meiner Mutter pochte stark in mir; er blähte sich in mir auf, ließ mich schwitzen, versuchte aus dem Kokon in meinem Inneren auszubrechen und mich mit seinem Willen zu verseuchen, meinen Verstand und meine Glieder zu kontrollieren und damit alles auszulöschen, was ich wirklich war.
    Der Eunuch packte mein Handgelenk und zerrte mich vorwärts. Ich stolperte und wäre fast gefallen. Er schnalzte gereizt mit der Zunge und bedeutete dann dem Jungen mit einer herrischen Geste, Handfeger und Schaufel beiseite zu legen und mir als Krücke zu dienen. Der Junge hastete heran und schob mit geübter Leichtigkeit einen meiner Arme über seine schmalen, kleinen Schultern. Seine Zehennägel waren ebenfalls orange bemalt.
    Der trippelnde Eunuch öffnete die Tür und winkte die Frauen weiter. Bevor sie heraustraten, tauchte er eine Kelle in einen der Wassereimer, die der Junge hereingeschleppt hatte. Jede Frau trank gierig und verlangte dann nach mehr. Der Trippelnde gewährte oder versagte ihnen ihren Wunsch, jeweils auf Befehl des fetten Eunuchen.
    »Du hast heute gut gegessen, Großmutter; trink, so viel du willst. Gutes Mädchen. Nein, nein, Prinrut. Für dich gibt es nicht mehr Wasser. Du hast kaum etwas gegessen; ich bin sehr enttäuscht von dir. Und du, Kabdekazon, nur eine halbe Kelle Wasser für dich. Ich vermute, dass du in einer Klaue voll Tagen sowieso tot sein wirst.«
    Als ich aus der Tür schlurfte, hielt mir der trippelnde Eunuch ebenfalls die Kelle an die Lippen. Das Wasser schmeckte, als wäre es durch Moos gefiltert worden, etwas schlammig, aber ich trank es trotzdem voller Dankbarkeit. Ich verlangte jedoch nicht nach mehr, denn mich verlangte nicht so sehr nach Wasser wie die anderen Frauen, die vom Gift gesättigt waren. Der Eunuch bot mir auch keine zweite Kelle an.
    Erneut warfen mir die Wächter vor der Tür gierige, erwartungsvolle Blicke zu. Der fette Eunuch verbeugte sich flüchtig vor ihnen und trat dann an die Spitze der Reihe von Frauen.
    Wir folgten ihm durch einen feuchten, glitschigen Korridor zu einer steinernen Treppe, stiegen sie hinauf, bogen nach links in einen weiteren Korridor ein und dann nach rechts in einen anderen. Ich sehnte mich danach, einfach zusammenzubrechen. Der Junge, der mich stützte, kniff mich, damit ich wach blieb und weiterging.
    Schließlich erreichten wir die beiden steinernen, stinkenden Latrinen, die am Ende des Ganges standen wie zwei verfallende Throne. Sie hatten keine Türen. Wir mussten uns vor aller Augen entleeren.
    Danach kehrten wir zu den Gemächern der Viagand zurück, wo mich der Junge zu einer der vielen, schmalen Steinnischen führte, die in die Wände der Gewölbekammer geschlagen waren. Nur Schatten und Dunkelheit gewährten in diesen Nischen so etwas wie Privatheit; es gab weder Türen noch Vorhänge vor ihrem Eingang. Allerdings bedurfte es auch keines Abschlusses am Eingang außer Schatten. Denn die Nische war niedrig, und ich musste kriechen, um in diese feuchte Grotte zu gelangen. Man hätte erwarten sollen,

Weitere Kostenlose Bücher