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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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in der Burg wie­der­se­hen wür­den. Vor dir ist kein Tor si­cher, nicht wahr?« Er lä­chel­te und leg­te Ra­vin einen Arm um die Schul­tern. »Du bist ein Dick­kopf, Ra­vin. In die­sem Punkt bist du Ami­na sehr ähn­lich.« Sei­ne Stim­me zit­ter­te bei den letz­ten Wor­ten. Ra­vin schnür­te es die Keh­le zu. Mel Amie blick­te in ei­ne an­de­re Rich­tung. Sie schwie­gen und folg­ten dem Die­ner über den Bur­g­hof. Zei­ge­fin­ger deu­te­ten auf sie. Wort­fet­zen misch­ten sich in das Flüs­tern.
    »Das sind sie!«
    »Aus Ska­ris!«
    Mel Amie und Ladro wa­ren sich des­sen be­wusst, dass der größ­te Teil der Neu­gier­de ih­nen galt. Ra­vin schüt­tel­te den Kopf und dach­te dar­über nach, dass in Tjärg wohl ge­nau­so vie­le selt­sa­me und un­wah­re Ge­schich­ten über Ska­ris er­zählt wur­den wie um­ge­kehrt. Hät­ten Ra­vin und Dari­an be­rich­tet, sie wä­ren auf Ar­meen von Feu­er spei­en­den Rie­se­nei­dech­sen ge­sto­ßen, die Men­schen hier hät­ten die­se Ge­schich­te eben­so be­reit­wil­lig ge­glaubt, wie man in Ska­ris an die See­len ver­schlin­gen­de He­xe glaub­te. Der Die­ner führ­te sie zu der Gas­se, die vom Bur­g­hof zu den Stal­lun­gen ab­zweig­te. Er­leich­tert, den neu­gie­ri­gen Bli­cken ent­flie­hen zu kön­nen, tra­ten sie in den Stall. Der Duft von Stroh und war­men Pfer­de­lei­bern schlug ih­nen ent­ge­gen. Ei­ne lan­ge Rei­he von Po­nys äug­te zu ih­nen her­über. Ganz hin­ten im Stall leuch­te­ten zwei hel­le Mäh­nen, Va­ju warf den Kopf hoch und wie­her­te. Ein ver­le­gen grin­sen­der Stall­knecht, ei­gent­lich noch ein Jun­ge, trat aus der Box, in der das Hor­jun-Pferd stand. Er hat­te das Pferd ge­putzt und die Nar­ben sorg­sam mit ei­nem Heil­fett ein­ge­rie­ben. Quer über die Brust zog sich ein lan­ger Strie­men, das Fell war ab­ge­schabt.
    »Da ist es in das Seil hin­ein­ge­lau­fen, das eu­re Wäch­ter als Stol­per­fal­le ge­zo­gen hat­ten«, sag­te Mel Amie statt ei­ner Be­grü­ßung und kraul­te die Keh­le des Pfer­des. Ra­vin er­in­ner­te sich an den Ruck, mit dem das Pferd un­ter ihm zu Bo­den ge­gan­gen war und tas­te­te nach sei­nem auf­ge­schürf­ten Schlüs­sel­bein.
    »Es ist nicht ver­letzt«, mel­de­te sich der Stall­jun­ge zu Wort. »Es hat le­dig­lich ei­ne Prel­lung.«
    »Eu­er Glück!«, mur­mel­te Mel Amie und klopf­te das Pferd von vor­ne bis hin­ten ab.
    Ne­ben­an trip­pel­te das Ban­ty in sei­ner Box. Im­mer noch hat­te es die Fär­bung der matsch­grau­en We­ge und schlam­mi­gen Pfa­de. Als sie es an­schau­ten, gab es ih­nen einen Stich ins Herz, denn es war im­mer noch Ami­nas Ban­ty.
    »Die Kö­ni­gin hat Euch neue Sät­tel und Zaum­zeug be­reit­stel­len las­sen«, sag­te der Stall­jun­ge und ver­schwand in der Sat­tel­kam­mer. Nach we­ni­gen Au­gen­bli­cken kam er wie­der her­aus und über­reich­te Ra­vin ein ge­floch­te­nes Zaum­zeug und einen Sat­tel. Ra­vin fuhr mit der Hand über die Gra­vu­ren.
    »Es ist ein Sat­tel aus dem Tjärg­wald«, stell­te er fest.
    Der Stall­knecht nick­te eif­rig.
    »Die Kö­ni­gin hat an­ge­ord­net, dass Ihr einen neu­en Sat­tel ha­ben sollt, da Ihr Eu­ren al­ten ver­lo­ren habt.«
    An sei­nem Ge­sichts­aus­druck konn­te man ab­le­sen, dass er vor Neu­gier brann­te, zu er­fah­ren, wo und un­ter wel­chen Um­stän­den Ra­vin sei­nen Sat­tel ver­lo­ren hat­te.
    »Dan­ke«, ant­wor­te­te Ra­vin lä­chelnd und ging zu Va­ju in die Box.
    Lie­be­voll prüf­te er je­de Schlau­fe, je­den Rie­men in dem kom­pli­zier­ten Sat­tel­werk. Die an­de­ren be­ka­men glat­te Sät­tel aus dun­kel­ro­tem Le­der. Ge­ra­de hat­ten sie die Sat­tel­gur­te fest­ge­schnallt, als vom Hof her das Zei­chen zum Auf­bruch er­tön­te.
    Das Ge­fol­ge war schon im Bur­g­hof ver­sam­melt. Die Ge­sand­ten aus Ta­na wa­ren eben da­bei, auf­zu­sit­zen. Die Kö­ni­gin saß auf ei­nem rie­si­gen Fal­ben mit bei­na­he wei­ßer Mäh­ne in­mit­ten ih­rer Wäch­ter. Ne­ben ihr ent­deck­te Ra­vin einen großen Mann, der ihm be­kannt vor­kam. Auf sei­nem lan­gen Man­tel aus Sil­ber­schaf­fell glit­zer­ten Re­gen­trop­fen. Ein Lä­cheln brei­te­te sich über Ra­vins Ge­sicht,

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